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Stühlerücken im Dow Jones

Der Dow Jones ist der wohl bekannteste Aktienindex der Welt. Er bildet 30 große amerikanische Konzerne ab: Coca Cola zum Beispiel, Microsoft oder Walt Disney. Drei bekannte Aktien gehören allerdings nicht mehr dazu. Denn der Dow Jones Index ist kräftig umgebaut worden.

Von Miriam Braun |
    Auf 15.479 Punkte ist der Dow Jones am vergangenen Freitag ins Wochenende gegangen. Rund 16 Punkte tiefer ging die neue Woche los. Solche Differenzen kennt man, nichts Besonderes. Dabei flogen Freitag nach Handelsschluss die Aktienwerte vom Aluminiumkonzern Alcoa, der Bank of America und des PC-Herstellers Hewlett Packard aus der Berechnung des Dow Jones Industrial Average raus. David Blitzer, Vorsitzender des Index Komitees.

    "Alcoa notiert bei acht Dollar pro Aktie, das ist der niedrigste Börsenwert im Index, und die drei zusammen, die rausfliegen, haben grade mal eine Auswirkung von drei Prozent."

    Und das bei einem Index, der nur 30 Unternehmen beinhaltet. Während andere Aktienindizes sich an Börsenwert und Handelsvolumen bemessen, spielt beim Dow Jones der absolute Preis der Aktien in Dollar eine Rolle. Der wird zwar noch mal durch eine Kennzahl geteilt, trotzdem bedeutet das: Steigt der Kurs einer der 30 Aktien, die im Dow gelistet sind, um einen Dollar, legt der Index zu. Allerdings sind bei einem Wert von acht Dollar, die eine Alcoa-Aktie wert ist, die neun Dollar nicht so schnell erreicht wie bei beispielsweise dem IT-Giganten IBM: Die Aktie war allein gestern im Tagesverlauf mal 190, mal 191 und sogar 192 Dollar wert.
    Wenn die IBM-Aktie um 0,6 Prozent stieg, bewegte sie der Dow genauso stark wie eine um zwölf Prozent nach oben springende Alcoa-Aktie. Bisher. Denn jetzt gehören der Sporthersteller Nike, der Finanzdienstleister Visa und die Großbank Goldman Sachs dazu. So hat das zuständige Komitee rund die Journalisten des "Wall Street Journals" entschieden. Gerard Baker, Managing Director der Zeitung:

    "Natürlich sind die Firmen dankbar, die neu reinkommen. Sie werden als ein wichtiges Element für das Börsengeschehen gesehen. Das ist eine Anerkennung und birgt Prestige."

    Eine Anerkennung, die Kritiker nicht allen Neuzugängen im Index zugestehen wollen. So erntete es Skepsis, dass die Investmentbank Goldman Sachs, Branchenprimus und nicht erst seit der Finanzkrise von einigen mit Argwohn betrachtet, im Index landete. Erklärungsversuche von David Blitzer:

    "Goldman Sachs macht fast nur Investmentbanking und wenig Privatkundengeschäft. Deswegen gibt das dem Finanz-Mix im Index ein besseres Bild, als wenn wir JP Morgan Chase und Bank of America drin haben, deren Geschäftsbereiche ähnlich sind."

    Alcoa, zwar aus dem Dow geworfen, wird trotzdem weiterhin die Berichtsaison der dreimonatigen Quartalsergebnisse eröffnen. Der Aluminiumkonzern bleibt als Material-Produzent und Lieferant weiterhin ein guter Indikator für die industrielle Entwicklung in den USA – und Alcoa bleibt im breiter gefassten S&P 500. US-Börsenreporter Bob Pisani:

    "”Nur rund 30 Milliarden Dollar Volumen beziehen sich über börsennotierte Fonds oder andere Indizes auf den Dow Jones. Rund 1,6 Billionen Dollar Investment beziehen sich auf den S&P 500.""

    Dem zwar weniger populären, aber für Finanziers weitaus wichtigeren US-Börsen-Index.