Ein eisiger Wind weht über den Harvard-Campus. Auch in den Fakultätsgebäuden herrscht Eiszeit. Die Universität ist gespalten. Nach dem Rücktritt von Harvard-Präsident Summers stehen sich Loyalisten und Putschisten unversöhnlich gegenüber. An der Faculty of Arts and Science, Harvards mächtigster Fakultät, hatte man ein Misstrauensvotum gegen Summers angesetzt. Auch wenn ihn das Votum nicht hätte stürzen können, wollte sich der ehemalige US-Finanzminister unter Clinton diesem Scherbengericht wohl nicht mehr unterziehen.
Judith Ryan, Literatur-Professorin und Mitglied im Fakultätsausschuss, ist erleichtert nach dem Rücktritt. Sie hatte das Misstrauensvotum über Summers eingebracht.
"Man hatte wirklich das Gefühl, dass man kein Vertrauen mehr zu ihm hatte, weil er die Finanzen nicht immer gut verwaltet hat. Beim Berufungsprozess hat er seine persönlichen Vorlieben gezeigt. Er kam nicht mit seinen Dekanen aus. Er konnte nicht mit anderen Leuten arbeiten. Wir hatten eine ganze Reihe von Dekanen, die selber zurücktreten mussten, weil sie nicht mit dem Präsidenten auskommen konnten. Und das hat natürlich zu sehr viel Unruhe geführt."
Dass Summers nicht einfach war, wird selbst von seinen Unterstützern nicht bestritten. Sein Führungsstil galt als arrogant, sein Auftreten wirkte undiplomatisch. Er ließ Armee-Rekrutierungen auf dem Campus zu, verlangte mehr Härte bei der Notenvergabe und spekulierte, ob nicht der angeborene Geschlechterunterschied der Grund sei, warum Frauen in den Naturwissenschaften weniger Karriere machten. Etliche Dekane und namhafte Professoren überwarfen sich mit Summers und kehrten Harvard den Rücken.
Alan Dershowitz, Professor an der Harvard Law School und debattierlustiger Staranwalt, verteidigt Summers und sieht in dem Sturz eine politische Kampagne.
"Das ganze dreht sich nur um 'political correctness', reine Ideologie. Und was mich besorgt, ist, dass das, was an deutschen und französischen Universitäten in den späten 60er Jahren geschah, hier auch geschehen könnte. An manchen Unis erhielt die extreme Linke damals ein intellektuelles Monopol. Ich habe Angst, dass das hier auch passieren könnte. Ich stimme mit vielen Dingen, die Summers gesagt hat, nicht überein. Aber ich will alle Positionen an dieser Universität vertreten haben, und finde es falsch, dass eine "Political-Correctness-Polizei" Leute vom Campus jagt, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt."
Summers wollte aufräumen an der Uni. In der Forschung forderte er mehr Praxisnähe. Gleichzeitig sollten sich die Professoren wieder stärker um die Lehre kümmern. Bei den Studierenden scheint Summers beliebt gewesen zu sein. Er tanzte schon mal auf Studentenparties oder signierte Dollarnoten als Ex-Finanzminister.
Studentin: "Ich denke, dass er ein toller Typ ist. Er hat eine Menge für die undergraduates gemacht. Es ist schade. Ich hätte gerne gehabt, dass er länger geblieben wäre. Ich denke, er hat ein paar gute Sachen hier gemacht. Er hat aber auch Feinde gehabt. Ich glaube, er hatte nicht die Persönlichkeit, dass die Leute mit ihm auskommen konnten. Es ist mehr eine Sache von fehlendem Takt gewesen als von seiner Vision."
Der Sturz Summers macht strukturelle Probleme an der Harvard University deutlich. Der Präsident und ein Beratungsgremium stehen den auf ihre Autonomie pochenden Fakultäten gegenüber. Ein solches Gebilde zu regieren, erfordert diplomatisches Geschick, das Summers nicht besaß. Die Forderung wird nun lauter, dass Harvard einen klassischen Universitätssenat erhalten sollte, mehr Offenheit statt Entscheidungen hinter verschlossenen Türen. Doch erst einmal geht die Suche nach einem neuen Präsidenten los.
Alan Dershowitz: "Ich hoffe, dass eine Frau wird oder es sollten zumindest viele Frauen auf der Kandidatenliste stehen. Ich würde auch gerne einen farbigen Präsidenten sehen. Wer immer es ist, er oder sie sollte genauso aggressiv und reformbereit sein wie Summers, aber mit einem angenehmeren Stil, der von mehr Leuten akzeptiert werden kann. "
Zwischenzeitlich regiert ein Interimspräsident. Anfang 2007 rechnet man mit der Wahl eines neuen Präsidenten. Auf der Wunschliste von Harvard stehen bisher viele Frauen, darunter die Physikerin Shirley Ann Jackson, Präsidentin des Rensselaer Polytechnic Institute und die erste afro-amerikanische Frau, die an der Eliteuni MIT ihren Doktor machte.
Judith Ryan, Literatur-Professorin und Mitglied im Fakultätsausschuss, ist erleichtert nach dem Rücktritt. Sie hatte das Misstrauensvotum über Summers eingebracht.
"Man hatte wirklich das Gefühl, dass man kein Vertrauen mehr zu ihm hatte, weil er die Finanzen nicht immer gut verwaltet hat. Beim Berufungsprozess hat er seine persönlichen Vorlieben gezeigt. Er kam nicht mit seinen Dekanen aus. Er konnte nicht mit anderen Leuten arbeiten. Wir hatten eine ganze Reihe von Dekanen, die selber zurücktreten mussten, weil sie nicht mit dem Präsidenten auskommen konnten. Und das hat natürlich zu sehr viel Unruhe geführt."
Dass Summers nicht einfach war, wird selbst von seinen Unterstützern nicht bestritten. Sein Führungsstil galt als arrogant, sein Auftreten wirkte undiplomatisch. Er ließ Armee-Rekrutierungen auf dem Campus zu, verlangte mehr Härte bei der Notenvergabe und spekulierte, ob nicht der angeborene Geschlechterunterschied der Grund sei, warum Frauen in den Naturwissenschaften weniger Karriere machten. Etliche Dekane und namhafte Professoren überwarfen sich mit Summers und kehrten Harvard den Rücken.
Alan Dershowitz, Professor an der Harvard Law School und debattierlustiger Staranwalt, verteidigt Summers und sieht in dem Sturz eine politische Kampagne.
"Das ganze dreht sich nur um 'political correctness', reine Ideologie. Und was mich besorgt, ist, dass das, was an deutschen und französischen Universitäten in den späten 60er Jahren geschah, hier auch geschehen könnte. An manchen Unis erhielt die extreme Linke damals ein intellektuelles Monopol. Ich habe Angst, dass das hier auch passieren könnte. Ich stimme mit vielen Dingen, die Summers gesagt hat, nicht überein. Aber ich will alle Positionen an dieser Universität vertreten haben, und finde es falsch, dass eine "Political-Correctness-Polizei" Leute vom Campus jagt, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt."
Summers wollte aufräumen an der Uni. In der Forschung forderte er mehr Praxisnähe. Gleichzeitig sollten sich die Professoren wieder stärker um die Lehre kümmern. Bei den Studierenden scheint Summers beliebt gewesen zu sein. Er tanzte schon mal auf Studentenparties oder signierte Dollarnoten als Ex-Finanzminister.
Studentin: "Ich denke, dass er ein toller Typ ist. Er hat eine Menge für die undergraduates gemacht. Es ist schade. Ich hätte gerne gehabt, dass er länger geblieben wäre. Ich denke, er hat ein paar gute Sachen hier gemacht. Er hat aber auch Feinde gehabt. Ich glaube, er hatte nicht die Persönlichkeit, dass die Leute mit ihm auskommen konnten. Es ist mehr eine Sache von fehlendem Takt gewesen als von seiner Vision."
Der Sturz Summers macht strukturelle Probleme an der Harvard University deutlich. Der Präsident und ein Beratungsgremium stehen den auf ihre Autonomie pochenden Fakultäten gegenüber. Ein solches Gebilde zu regieren, erfordert diplomatisches Geschick, das Summers nicht besaß. Die Forderung wird nun lauter, dass Harvard einen klassischen Universitätssenat erhalten sollte, mehr Offenheit statt Entscheidungen hinter verschlossenen Türen. Doch erst einmal geht die Suche nach einem neuen Präsidenten los.
Alan Dershowitz: "Ich hoffe, dass eine Frau wird oder es sollten zumindest viele Frauen auf der Kandidatenliste stehen. Ich würde auch gerne einen farbigen Präsidenten sehen. Wer immer es ist, er oder sie sollte genauso aggressiv und reformbereit sein wie Summers, aber mit einem angenehmeren Stil, der von mehr Leuten akzeptiert werden kann. "
Zwischenzeitlich regiert ein Interimspräsident. Anfang 2007 rechnet man mit der Wahl eines neuen Präsidenten. Auf der Wunschliste von Harvard stehen bisher viele Frauen, darunter die Physikerin Shirley Ann Jackson, Präsidentin des Rensselaer Polytechnic Institute und die erste afro-amerikanische Frau, die an der Eliteuni MIT ihren Doktor machte.