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Sturmtief
Erleichterung nach "Xaver"

Die Menschen in Norddeutschland atmen auf: Orkan "Xaver" war weniger zerstörerisch als befürchtet. Feuerwehr und Polizei mussten zwar zu zahlreichen Sturm-Einsätzen ausrücken, gravierende Schäden gab es aber nicht.

    Eine Frau beobachtet eine über die Strandpromenade schlagende Welle.
    In Westerland auf Sylt drückt "Xaver" Wellen über die Strandpromenade. (Axel Heimken / picture alliance / dpa)
    "Xaver" war nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit bis zu 150 Stundenkilometern auf die Nordseeküste getroffen, wurde im Laufe des Nachmittags aber schwächer. "Das war die schwerste Sturmflut, die wir von der Dauer und vom Wasserstand her seit Jahrzehnten hatten", resümierte die Sylter Oberbürgermeisterin Petra Reiber. Hamburg war am Morgen von der bisher zweithöchsten Sturmflut getroffen worden.
    Zwar wurden viele Gebiete, darunter Teile Hamburgs, überschwemmt - doch weil die Deiche an der Küste hielten, blieb es bei Sachschäden. Bei den meisten Sturm-Einsätzen durch Polizei oder Feuerwehr handelte es sich um harmlosere Ereignisse wie umgestürzte Bäume oder lose Verkehrsschilder. Mehrere Menschen wurden bei Autounfällen oder durch herabfallende Gegenstände leicht verletzt.
    Wesentlich gravierender waren die Sturmfolgen in anderen Teilen Europas: In Polen starben drei Menschen, als ein Baum auf ihr Auto stürzte, zudem waren zeitweise fast 400.000 Menschen ohne Strom. In Schweden wurde ein Mensch durch einen Baum erschlagen, in Dänemark und Großbritannien gab es drei weitere Tote. Der DWD sprach ins einer ersten Bilanz von einem "recht kräftigen Orkan", der aber schwächer ausgefallen sei als Sturmtief Christian, das vor fünfeinhalb Wochen über Norddeutschland gezogen war.
    Lesen Sie hier die Ereignisse in unserer Chronik
    Freitag
    12:47 Uhr
    "Xaver" ist auf dem Rückzug. "Das Schlimmste ist überstanden", sagte Diplom-Meteorologe Christian Herold von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Freitag in Offenbach.
    12:40 Uhr
    Der Schaden für die deutsche Wirtschaft durch das Orkantief "Xaver" hält sich dem DIHK zufolge in Grenzen.
    11:19 Uhr
    Während des Orkantiefs kommen in Polen mindestens drei Menschen ums Leben. Nach Angaben der Feuerwehr stürzte bei Lebork im Norden des Landes ein Baum auf ein Auto. Mehr als 100.000 Haushalte im Land sind von der Stromversorgung abgeschnitten. Herabfallende Äste und umstürzende Bäume zerrissen Stromleitungen. Besonders stark betroffen ist Westpommern und Schlesien.
    11:34 Uhr
    Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin ist nach einer Sperrung wegen umgestürzter Bäume wieder frei.
    7:59 Uhr
    Nach dem Durchzug des Orkans bleiben die befürchteten Überschwemmungen an der belgischen Küste aus. Ein regionaler Katastrophenplan wird wieder aufgehoben, berichtet der öffentlich-rechtliche Radiosender RTBF.
    6:52 Uhr
    Schleswig Holsteins Umweltminister Robert Habeck zeigt sich im Deutschlandfunk erleichtert über den Verlauf von "Xaver" und lobt die Deichbau-Politik der vergangenen Jahrzehnte. Allerdings warnt der Grünen-Politiker vor den Folgen des Klimawandels: Man müssen damit rechnen, dass die extremen Wetterereignisse in Zukunft zunehmen.
    6:37 Uhr
    Die Wasserstände in Hamburg fallen bereits wieder, gibt die Innenbehörde bekannt. Die Sturmflut erreichte einen Wasserstand der Elbe von fast vier Metern über dem Mittleren Hochwasser (6,09 Meter über Normal Null).
    6:19 Uhr
    Peter von Hemm, Vorsteher beim Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen, sagt im Deutschlandfunk: "Gott sei Dank ist alles nicht so schlimm gekommen."
    5:08 Uhr
    Die Sturmnacht sei glimpflich verlaufen, sagt im Deutschlandfunk Schleswig-Holstein-Korrespondent Dietrich Mohaupt. Es habe nur wenige Schäden gegeben. In Hamburg rechne man mit Überflutungen des Hafens, weite Bereiche müssten hier evakuiert werden.
    3:48 Uhr
    Der Scheitel der Sturmflut erreicht lautBundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie am frühen Morgen die ostfriesischen Inseln. Bei Cuxhaven wird der Höchststand mit 3,11 Meter über dem örtlichen mittleren Hochwasser gegen 2.30 Uhr erreicht. Wilhemshaven meldet demnach 3,30 Meter. Auf Borkum wurden gegen 01.00 Uhr 2,66 Meter erreicht, im nordfriesischen Büsum waren es gegen 3.00 Uhr drei Meter. Hinweise auf Schäden an Deichen hat die Behörden nicht.
    2:02 Uhr
    Die Hamburger Innenbehörde warnt vor einer sehr schweren Sturmflut in der Hansestadt. Das Wasser werde am Freitag gegen 6.30 Uhr auf 5,80 Meter über Normalnull (NN) steigen, sagt ein Sprecher. Das sei eine Berechnung des Hamburger Flutwarndienstes. Weite Teile des Hafens wurden ab 1.00 Uhr gesperrt, Menschen müssen die tiefer gelegenen Gebiete entlang der Elbe verlassen.
    1:04 Uhr
    Die Deutsche Bahn streicht vorsorglich zahlreiche Züge, die in der Nacht zum Freitag zwischen Nord- und Süddeutschland verkehren sollten. So fiel beispielsweise der Nachtzug zwischen Hamburg und Zürich aus. Auch auf der Verbindung zwischen Berlin und München stand die Nachtbahn still.
    Die Ereignisse am Donnerstag im Überblick
    22.20 Uhr
    "Die Deiche halten", sagt der Sturmflut-Einsatzleiter vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Michael Heinrichs. Bislang seien entlang der schleswig-holsteinischen Nordseeküstekeine größeren Schäden festgestellt worden.
    21:50 Uhr
    In einer amtlichen Gefahrenmeldung warnen die Behörden vor einer "sehr schweren Sturmflut" am Freitagmorgen gegen 6.30 Uhr in Hamburg. Das Hochwasser soll mit circa 5,60 über Normal Null am Pegel St. Pauli eintreten. Das teilt die Hamburger Behörde für Inneres und Sport unter Berufung auf das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mit. "Tief liegende Gebiete im Hafen und an der Elbe" sollen "rechtzeitig" verlassen werden.
    21:00 Uhr
    "Xaver" hat in Dänemark eine 72 Jahre alten Frau das Leben gekostet. Sie sei Beifahrerin in einem Van gewesen, den der heftige Wind am Donnerstag von einer Straße bei Holstebro in Jütland geblasen habe, berichtete die Nachrichtenagentur Ritzau.
    20:50 Uhr
    Ein zweites Sturmfeld erreicht die friesische Küste. In List auf Sylt wurden gerade Böen von 185 Stundenkilometern gemessen.
    20:45 Uhr
    Orkanfrei gibt es morgen an Schulen in Bremen und Bremerhaven, in Hamburg, in Schleswig-Holstein, in Mecklenburg-Vorpommern sowie in einigen Landkreisen von Niedersachsen.
    20:30 Uhr
    Extremböen an der Küste, bislang weniger Wind als erwartet im Binnenland - der Sturm "Xaver" hat sich unterschiedlich ausgewirkt. Meteorologen geben jedoch keine Entwarnung: An der Küste drohe in der Nacht eine schwere Sturmflut. Schneefall und Sturm seien auch am Freitag zu erwarten.
    20:00 Uhr
    Nun melden auch die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld Ausfälle.
    19:30 Uhr
    "Xaver" stürmt heftig in Deutschland weiter. In Hamburg steht der Fischmarkt unter Wasser, auf dem Brocken im Harz fallen Unmengen an Schnee.
    18:45 Uhr
    Die Bahnstrecke zwischen Dortmund und Münster ist wegen "Xaver" gesperrt worden. Bäume sind auf die Gleise gefallen.
    18:30 Uhr
    Der Hamburger Flughafen schließt wegen des Orkans. Alles Starts und Landungen für den Rest des Tages sind gestrichen worden. Die Betankung und das Entladen von Maschinen sei nicht mehr möglich, sagte eine Sprecherin. Für morgen sind weitere Ausfälle angekündigt.
    18:15 Uhr
    Die belgische Küstengemeinde Bredene hat wegen der Warnung vor dem schweren Sturm knapp 2100 Einwohner vorsorglich in Sicherheit gebracht. Sie leben in der Nähe des Kanals zwischen Ostende und Brügge und seien deshalb besonders von den Fluten gefährdet, berichtet die Nachrichtenagentur Belga.
    18:00 Uhr
    "Xaver" hat inzwischen auch Berlinerreicht und für erste Schäden gesorgt. Die Feuerwehr rückte zwischen 15 und 17 Uhr zu 25 Einsätzen aus, sagte ein Sprecher. Gründe seien etwa abgerissene Äste oder ein angehobenes Flachdach. Für den Abend rechnet die Feuerwehr mit deutlich mehr und schwierigeren Einsätzen.
    17:40 Uhr
    In Großbritannien gibt es ein zweites Todesopfer durch Orkantief "Xaver": Der Mann wurde in einem Park in der Grafschaft Nottinghamshire in der Mitte Englands von einem Baum erschlagen. Zuvor war in Schottland der Fahrer eines Lastwagens gestorben, als sein Fahrzeug umkippte.
    16:30 Uhr
    Die Bahn hat alle Verbindungen in Schleswig-Holstein eingestellt, auch der Fernverkehr von Hamburg nach Kiel und Kopenhagen wurde gestoppt.
    15:45 Uhr
    Gegen 15:30 Uhr hat der Deutsche Wetterdienst auf der Nordseeinsel Sylt Windgeschwindigkeiten von 126 Kilometern pro Stunde gemessen, auf Helgoland 119 und in Kiel 108.
    15:16 Uhr
    Der schwere Sturm wirkt sich auf den Betrieb an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf aus. Vor allem Flüge nach oder aus Norden, wo das Unwetter bereits stärker wütete, mussten abgesagt werden. Dazu gehörten Glasgow, Manchester, Kopenhagen, Amsterdam und Hamburg.
    15:10 Uhr
    Die ersten Ausläufer von "Xaver»" haben Nordrhein-Westfalen erreicht. In vielen Städten und Gemeinden des Münsterlandes und des Regierungsbezirks Arnsberg wurden Weihnachts- und Nikolausmärkte vorsorglich abgesagt, der Kreis Soest schloss seine Kreisverwaltung. Im Kreis Lippe wurde eine Straße gesperrt. Die Behörden warnten die Menschen, sich am Nachmittag im Freien aufzuhalten.
    14:45 Uhr
    Schleswig-Holsteins Westküste muss in der Nacht zu Freitag mit schwerer Sturmflut rechnen: Die Vorhersagen wurden neu berechnet und um circa einen Meter nach oben korrigiert. Die Wasserstände an den Küsten Dithmarschens und Nordfrieslands werden voraussichtlich um ungefähr 3,50 Meter über dem mittleren Hochwasserstand liegen, wie das Küstenschutzministerium Schleswig-Holsteins mitteilte. Die ersten Halligen sind bereits überflutet.
    14:00 Uhr
    Die höchsten Wasserstände an der deutschen Nordseeküste werden morgen erwartet. Auch wenn das Ausmaß des Hochwassers noch nicht feststeht, wird wegen des Datums 6. Dezember bereits von einer "zweiten Nikolausflut" gesprochen - in Erinnerung an eine Katastrophe vor mehr als 800 Jahren. Die erste Nikolausflut überschwemmte am 6. Dezember 1196 weite Gebiete von Nord-Holland bis Ostfriesland. Alte Chroniken berichten von großen Verlusten an Menschenleben und Vieh - ohne allerdings Zahlen zu nennen. Die Flut riss damals große Wiesen- und Moorflächen fort und machten sie zu Wattenmeer.
    13:10 Uhr
    "Xaver" hat sein erstes Todesopfer gefordert. Wie die Polizei mitteilte, schleuderte das Unwetter mit Windböen von bis zu 228 Stundenkilometern in West Lothian, einem Landkreis in der Nähe von Edinburgh, einen Lastwagen auf mehrere andere Wagen. Dabei sei der Lkw-Fahrer ums Leben gekommen. Zwei weitere Menschen wurden der Polizei zufolge durch umstürzende Bäume verletzt.
    12:58 Uhr
    Wegen "Xaver" wird der Zugverkehr in ganz Dänemark ab dem frühen Nachmittag schrittweise eingestellt. Weil der Sturm zuerst auf die Westküste treffen soll, fahren zunächst nur in Jütland keine Züge mehr. Später geht auch in den übrigen Teilen des Landes nichts mehr. Viele Brücken in Dänemark waren am Vormittag schon für Autos gesperrt. In Schweden stellten Fährunternehmen den Betrieb ein. "Xaver" heißt in Schweden übrigens "Sven", die Dänen haben den Sturm "Bodil" getauft.
    12:22 Uhr
    Die entscheidende Zeit für die Entwicklung der Wasserstände in der Südlichen Deutschen Bucht sei in der Nacht zum Freitag zwischen 0 und 3 Uhr, sagt im Deutschlandfunk Sylvin Müller-Navarra, Leiter des Warndienstes des Bundesamts für Seeschifffahrt.
    12:17 Uhr
    In der Nacht zum Freitag könnten die Schutzmaßnahmen der Hallig Hoge der Sturmflut nicht mehr standhalten, fürchtet Erco Jacobsen vom Gemeindebüro der Marschinsel. Mehr tun könne man aber nicht mehr. "Mit dieser Situation müssen wir einfach umgehen", so Jacobsen im Deutschlandfunk.
    11:40 Uhr
    Die ersten Ausläufer von "Xaver" erreichen Norddeutschland. Auf Sylt und an der Westküste Schleswig-Holsteins seien bereits Böen mit Windstärke zehn gemessen worden, sagt ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Die volle Wucht des Orkantiefs sollte im Laufe des Nachmittags auf die Nordseeküste treffen.
    10:40 Uhr
    Die Deutsche Bahn schränkt den Zugverkehr nach Sylt ein. Die Züge transportierten keine Wohnwagen, Wohnmobile und leere Anhänger mehr, weil diese besonders empfindlich für Windböen seien, sagte eine Sprecherin. Auch Gefahrgut-Transporte würden nicht mehr mitgenommen. Ab Windstärke zwölf müsse der Zugverkehr nach Sylt komplett eingestellt werden.
    9:51 Uhr
    "Xaver" bringt Schottland Stromausfälle und Chaos im morgendlichen Berufsverkehr. Im hohen Norden in den Highlands sind nach heftigem Wind und Regenfällen rund 20.000 Haushalte ohne Strom. Zahlreiche Straßen und Brücken werden vorsichtshalber geschlossen, Zugverbindungen gestrichen. Die Küstenwachen in Schottland, England und Wales warnen für den Verlauf des Tages vor möglicherweise schweren Überflutungen.
    9:11 Uhr
    Die Lufthansa sagt wegen des heranziehenden Sturms in Hamburg Flüge ab: Die Airline habe ab 14.00 Uhr 17 Flüge ab der Hansestadt abgesagt, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Insgesamt stünden für Donnerstag 380 Starts und Landungen auf dem Flugplan. - Keine großen Auswirkung erwartet der Frankfurter Flughafen, das größte Luftdrehkreuz Deutschlands.
    8:27 Uhr
    Unser Korrespondent Axel Schröder in Hamburg berichtet im Deutschlandfunk über die Lage vor Ort: Die Menschen im Norden Deutschlands bereiteten sich auf das Orkantief "Xaver" vor, trotz Parallelen zu der verheerenden Sturmflut von 1962 rechneten die Experten aber nicht mit vergleichbaren Schäden.
    7:58 Uhr
    Der Deutsche Wetterdienst warnt vor extremem Unwetter in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen. Vom Vormittag an sei mit extremen Orkanböen von über 140 Kilometern pro Stunde an der Nordsee und Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten um 130 Kilometer pro Stunde an der Ostsee zu rechnen. Das entspricht Windstärke zwölf. In der Nacht könne es stellenweise zu Glätte durch überfrierende Nässe kommen. Bereits am Mittwoch warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vor bis zu drei schweren Sturmfluten an den Küsten bis Freitagmorgen.