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Sturmwarnung im Weltraum

Atmosphärenforschung. – Normalerweise schützt das Erdmagnetfeld unseren Planeten vor geladenen Teilchen, die die Sonne unablässig von sich gibt. Hin und wieder ist der Teilchenstrom allerdings so heftig, dass das Magnetfeld schwächelt. Mit Teleskopen versuchen Organisationen wie die Esa diese Sonnenstürme vorherzusehen. Das jüngste Teleskop soll im vorpommerschen Greifswald errichtet werden.

    Permanent stößt die Sonne eine unglaubliche Menge geladener Teilchen aus, die durch das gesamte Sonnensystem jagen. Normalerweise ist das Erdmagnetfeld stark genug, um diesen Teilchenstrom abzulenken. Doch hin und wieder sind die Ströme so stark, dass sie das Magnetfeld zusammendrücken und in den oberen Schichten der Atmosphäre für Unruhe sorgen. Auch auf der Erdoberfläche können sich die Auswirkungen durch geomagnetische Ströme zeigen. Satelliten werden dadurch verletzlich, Kommunikationsnetze werden gestört, sogar Stromnetze sind bereits beeinträchtigt worden. "Das bekannteste Beispiel ist vom März 1989, dass ein geomagnetischer Sturm, der durch ein Weltraumwettersturm angeschoben wurde, dass der zu Ausfällen bei verschiedenen Energieversorgern in den USA und Kanada führte", sagt Frank Jansen von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.

    Raumfahrtorganisationen wie die europäische Esa wollen daher diese Sonnenstürme so früh wie möglich entdecken. Das neueste Esa-Teleskop kommt nach Greifswald. Frank Jansen baut jetzt im Esa-Auftrag ein Teleskop auf, mit dem er die Sonnenstürme von unserem Stern bis zur Erde verfolgen kann. Das Teleskop wartet dabei nicht auf die Sonnenteilchen, sondern registriert die kosmische Strahlung, die von dem Plasmastrom angetrieben wird und wesentlich früher bei der Erde eintrifft. Jansen: "Diese kosmische Strahlung trifft dann auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre, dort werden Schauerteilchen, Myonen, entstehen, und diese Myonen messen wir." Jansens neues Teleskop heißt Mustang und sieht aus wie ein Würfel mit zwei Metern Kantenlänge. In Australien, Japan und Brasilien stehen schon seit längerem ähnliche Geräte. Die Lücke über Europa und Nordamerika, die bislang klaffte will das Greifswalder Teleskop schließen. Dadurch soll die Vorwarnzeit von jetzt zehn auf dann 24 Stunden verlängert werden. Stromversorgern, Fluglinien und Satellitenbetreibern bleibt dann mehr Zeit, sich auf Störungen vorzubereiten.

    [Quelle: Michael Fuhs]