Bei starken Niederschlägen hinterlassen die Regentropfen im Wetter-Radar ein Echo. Durch dieses Echo wiederum lässt sich bestimmen: Wo ist das Zentrum eines Sturms, und vor allem: In welche Richtung bewegt er sich? Der Würzburger Geograph Peter Löwe erklärt:
Wetter-Radar ist insoweit toll, dass man damit wirklich kontinuierliche und flächenabdeckende Messungen machen kann. Ansonsten, wenn man Niederschlag messen möchte, nimmt man kleine Niederschlagsmesser, die im Gelände stehen und die letztendlich intelligente Formen von kleinen Töpfchen sind. Damit hat man allerdings nur Punktmessungen. Eine Punktmessung sagt bestenfalls etwas aus über den halben qm draußen herum - was 30-40 Meter weiter passiert, davon kann man nichts sagen.
Um die Wetterradardaten auch für Sturmwarnungen zu nutzen, entwickelte Löwe mit Methoden der künstlichen Intelligenz ein spezielles Computerprogramm. Diese Software übersetzt praktisch das Fachwissen eines Radar-Meteorologen, so dass die komplexen Daten auch den für Laien verständlich werden.
Das Problem dabei ist: So ein Sturm, wenn der jetzt einfach im Computer im luftleeren Raum rumfliegt, das nützt nichts. Deswegen wird ein so genanntes geographisches Informationssystem benutzt, um den Sturm sozusagen über eine digitale Erdoberfläche drüberzulegen, so dass wir wissen: Wo ist der Sturm im Raum, was ist drunter? Sitzt da ein Bauer, ist da ein Tal müssen wir mit irgendwelchen Starkflutereignissen rechnen. Ist da vielleicht eine große Stadt, dass man vielleicht eine Hagelwarnung für Autobesitzer machen müsste?
Die Daten werden im letzten Schritt wiederum per Software digital verarbeitet und an den Kunden weitergeleitet - Peter Löwe:
Das kann E-Mail sein, das kann eine SMS ans Handy sein, das kann eine E-Mail ans Handy sein, das kann eine Karte in WML, also der Handy-Marker-Sprache auch ans Handy sein. Da gibt's viele Wege.
Sein Sturmwarnsystem entwickelte der Würzburger Geograph übrigens nicht in Deutschland, sondern während eines Studienaufenthaltes in Südafrika, wo er sich mit Bodenerosion befasste. Dort kommt es vor, dass plötzliche Unwetter ganze Landstriche wegschwemmen, gleichzeitig fehlen in entlegenen Regionen verlässliche Wetterdaten, erklärt der Geograph. Anders als in Deutschland seien die Menschen dort vor allem an das digitale Satellitenradio angeschlossen, das sich ebenfalls bestens für die Übermittlung der Unwetterwarnungen eigne. Bisher ist diese Form der Datenübermittlung zwar noch Zukunftsmusik, doch Löwe zeigt sich zuversichtlich.
Prinzipiell ist es eine Technik, der die Zukunft gehört, auch von der Nachrichtenübertragung. Es ist im Moment wahrscheinlich zu neu, dass der Markt es nicht angezogen hat, dass es privatwirtschaftlich vertrieben wird.
Hinzu komme außerdem, dass der Deutsche Wetterdienst in Frankfurt noch nicht darauf eingestellt sei, die nötigen Wetter-Radardaten zu liefern. Dafür hat die Industrie das Potenzial von Löwes Entwicklung längst erkannt, mit einigen Unternehmen verhandelt der Würzburger Geograph bereits über eine Markteinführung. Und auch die Versicherungs-Branche zeigt reges Interesse für die digitale Sturmwarnung und honorierte Löwes Arbeit mit dem Preis der Stiftung "Umwelt und Schadenvorsorge".
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