Da bekämpfen sich Götter mit Feuer und Donner. Erzengel erscheinen, und wo ihre Füße den Boden berühren, bebt die Erde: Geomythen sind spannende Geschichten:
"Geomythen beschäftigen sich damit, wie frühere Kulturen die Entstehung von Vulkanausbrüchen erklärt haben, von Erdbeben oder Hochwasser. Die Augenzeugen dieser Ereignisse erachteten sie für so wichtig, dass sie das Wissen darum und die Lehren, die sie daraus zogen, an ihre Nachfahren weitergeben wollten. Und so wurden sie als Mythen Teil der mündlichen Überlieferung."
In diesen Geschichten steckt also ein wahrer Kern, erklärt Bruce Masse vom Los Alamos National Laboratory:
"”Weil die Menschen früherer Kulturen nicht verstanden, was hinter den Phänomenen wie Erdbeben oder Tsunami steckt, haben sie sich solche Katastrophen mit dem Übernatürlichen erklärt.""
Götter oder Geister griffen in ihr Leben ein – und meist waren sie verärgert. Und um der schlechten Laune der gefährlichen Gegner vorzubeugen, sollten die Mythen den Nachfahren erklären, wie sie den Zorn der Götter entweder nicht erregen – oder wie sie ihn überleben können. Ein Dorado der Geomythologie ist Hawaii. Masse:
"Es gibt viele Geschichten darüber, wie die Vulkangöttin Pele mit Königen und Halbgöttern kämpft und mit ihrer Lava die fruchtbare Landschaft zerstört. Pele war sehr gefürchtet, und die mächtigen Könige opferten ihr. Wenn sich ein Lavastrom einem Dorf näherte, ging der Herrscher zu der Lava, schnitt sich eine Locke des Haares ab und warf sie hinein, um Pele zu besänftigen und sie dazu zu bewegen, die Lava vor dem Dorf anzuhalten."
Half das Opfer, wurden ruhmvolle Mythen über diesen König erzählt - Pele hat aber nicht immer das Geschenk gnädig angenommen. Die Schlachten, die die Göttin schlug, sind nichts anderes als Vulkanausbrüche. Die dominierten das Leben der Hawaiianer so sehr, dass sie die Genealogie ihrer Könige mit ihnen verknüpft haben – über 95 Generationen hinweg, das entspricht etwa 2000 Jahren. Masse:
"In den Mythen haben einige der Lavaströme Namen bekommen, so dass wir sie finden konnten. Wir bestimmten ihr Alter und konnten so die mythische Genealogie überprüfen. Außerdem gibt es Mythen über Sonnenfinsternisse oder auch von Kometen, die sich datieren lassen. Wir konnten nachweisen, dass diese Mythen die wirkliche Ereignisse bewahren."
Die Zeitspanne von 2000 Jahren erscheint erstaunlich, aber inzwischen haben Datierungen bewiesen, dass die Mythen eines nordamerikanischen Indianerstamms von einem Vulkanausbruch vor fast 8000 Jahre handeln. Der Grund für die Langlebigkeit der Geschichten ist einfach. Bruce Masse:
"In vielen Kulturen sind diese Mythen so wichtig, dass sie nur von Spezialisten erzählt werden, die bei großen Festen vor ihrem Publikum bestehen müssen. Auf Hawaii war es so, dass nur die Mitglieder bestimmter Familien Erzähler werden durften. Sie wurden in den Beruf hineingeboren, trainierten ihr Leben lang. Machten sie ihren Job schlecht, wurden sie getötet."
Zweifelsohne ein Ansporn, die Geschichte genau wiederzugeben. Diese Genauigkeit macht die Mythen für die Geologie interessant. Schließlich reichen die schriftlichen Quellen, in denen von Naturkatastrophen berichtet wird, nicht weit genug zurück, um Risiken für die Bevölkerung wirklich abschätzen zu können. Genau dann helfen mythologische Erzählungen weiter. So hat der Italienische Geologische Dienst jetzt eine Region in Apulien, die bislang als mäßig erdbebengefährdet galt, in die Kategorie sehr gefährdet hochgestuft. Grund dafür war die Auswertung eines Geomythos über die Erscheinung des Erzengels Michael im Jahr 493 nach Christus.
Am 24.12., 16:30 Uhr, sendet Forschung aktuell die Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt: Der Feuerfluch des Llao" zum Thema.
"Geomythen beschäftigen sich damit, wie frühere Kulturen die Entstehung von Vulkanausbrüchen erklärt haben, von Erdbeben oder Hochwasser. Die Augenzeugen dieser Ereignisse erachteten sie für so wichtig, dass sie das Wissen darum und die Lehren, die sie daraus zogen, an ihre Nachfahren weitergeben wollten. Und so wurden sie als Mythen Teil der mündlichen Überlieferung."
In diesen Geschichten steckt also ein wahrer Kern, erklärt Bruce Masse vom Los Alamos National Laboratory:
"”Weil die Menschen früherer Kulturen nicht verstanden, was hinter den Phänomenen wie Erdbeben oder Tsunami steckt, haben sie sich solche Katastrophen mit dem Übernatürlichen erklärt.""
Götter oder Geister griffen in ihr Leben ein – und meist waren sie verärgert. Und um der schlechten Laune der gefährlichen Gegner vorzubeugen, sollten die Mythen den Nachfahren erklären, wie sie den Zorn der Götter entweder nicht erregen – oder wie sie ihn überleben können. Ein Dorado der Geomythologie ist Hawaii. Masse:
"Es gibt viele Geschichten darüber, wie die Vulkangöttin Pele mit Königen und Halbgöttern kämpft und mit ihrer Lava die fruchtbare Landschaft zerstört. Pele war sehr gefürchtet, und die mächtigen Könige opferten ihr. Wenn sich ein Lavastrom einem Dorf näherte, ging der Herrscher zu der Lava, schnitt sich eine Locke des Haares ab und warf sie hinein, um Pele zu besänftigen und sie dazu zu bewegen, die Lava vor dem Dorf anzuhalten."
Half das Opfer, wurden ruhmvolle Mythen über diesen König erzählt - Pele hat aber nicht immer das Geschenk gnädig angenommen. Die Schlachten, die die Göttin schlug, sind nichts anderes als Vulkanausbrüche. Die dominierten das Leben der Hawaiianer so sehr, dass sie die Genealogie ihrer Könige mit ihnen verknüpft haben – über 95 Generationen hinweg, das entspricht etwa 2000 Jahren. Masse:
"In den Mythen haben einige der Lavaströme Namen bekommen, so dass wir sie finden konnten. Wir bestimmten ihr Alter und konnten so die mythische Genealogie überprüfen. Außerdem gibt es Mythen über Sonnenfinsternisse oder auch von Kometen, die sich datieren lassen. Wir konnten nachweisen, dass diese Mythen die wirkliche Ereignisse bewahren."
Die Zeitspanne von 2000 Jahren erscheint erstaunlich, aber inzwischen haben Datierungen bewiesen, dass die Mythen eines nordamerikanischen Indianerstamms von einem Vulkanausbruch vor fast 8000 Jahre handeln. Der Grund für die Langlebigkeit der Geschichten ist einfach. Bruce Masse:
"In vielen Kulturen sind diese Mythen so wichtig, dass sie nur von Spezialisten erzählt werden, die bei großen Festen vor ihrem Publikum bestehen müssen. Auf Hawaii war es so, dass nur die Mitglieder bestimmter Familien Erzähler werden durften. Sie wurden in den Beruf hineingeboren, trainierten ihr Leben lang. Machten sie ihren Job schlecht, wurden sie getötet."
Zweifelsohne ein Ansporn, die Geschichte genau wiederzugeben. Diese Genauigkeit macht die Mythen für die Geologie interessant. Schließlich reichen die schriftlichen Quellen, in denen von Naturkatastrophen berichtet wird, nicht weit genug zurück, um Risiken für die Bevölkerung wirklich abschätzen zu können. Genau dann helfen mythologische Erzählungen weiter. So hat der Italienische Geologische Dienst jetzt eine Region in Apulien, die bislang als mäßig erdbebengefährdet galt, in die Kategorie sehr gefährdet hochgestuft. Grund dafür war die Auswertung eines Geomythos über die Erscheinung des Erzengels Michael im Jahr 493 nach Christus.
Am 24.12., 16:30 Uhr, sendet Forschung aktuell die Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt: Der Feuerfluch des Llao" zum Thema.