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Suche nach der verlorenen Wirklichkeit

"Ich schlucke, lese, esse denke!” - rief Eugene Ionesco aus, als er sich zum ersten Mal im Spiegel der Schriftstellerei betrachtete. Eines seiner ersten auf Rumänisch veröffentlichten Bücher trug den schlichten Titel "Nu!” - "Nein!”. Ionesco, ein Rumäne…?

Von Dana Ranga |
    Was allgemein über die rumänische Kultur bekannt ist, lässt sich an den Fingern einer Hand abzählen - Dracula, Ceausescu, Straßenhunde, Waisenkinder und Tiriac. Es sind allerdings so starke Begriffe, dass sie begonnen haben, für Rumänien stellvertretend zu wirken. Doch so voller weißer und schwarzer Flecken die Landkarte Rumäniens in den Köpfen auch sein mag - Rumänien ist ein europäisches Land mit einer eigenständigen Kultur, die in einer Sprache romanischen Ursprungs entstand.

    Es darf sich zu den Ländern zählen, die eine beachtliche Anzahl von Persönlichkeiten hervorbrachte, die ihren Beitrag zur Entwicklung der internationalen Kultur, Wissenschaft und Politik geleistet haben. Tristan Tzara, Mircea Eliade und Emile Cioran stammten aus Rumänien und erhielten dort ihre Ausbildung, Yehudi Menuhin studierte bei George Enescu Geige. Aber vielleicht ist die Opernsängerin Angela Gheorghiu bekannter, der Pianist Radu Lupu oder der Jazzmusiker Alexander Balanescu…

    Zu den auffälligsten Merkmalen der rumänischen Kultur gehört die Tatsache, dass eine große Anzahl der Schriftsteller und Künstler ihr Land und ihre Sprache verließen, um ihr Werk auf internationalen Bühnen zu präsentieren. War es die Sehnsucht und die Zerrissenheit, die zu Höchstleistungen führte? Die besseren Bedingungen in der Wahlheimat? Vielleicht daher die Spannung, die Vehemenz der Kommunikation. Im Lauf der Sendung werden sich einige Antworten auf die Frage finden, warum diese kulturelle Spannung sich immer wieder im Exil entladen hat.

    Auswärtiges Amt: Rumänien
    Wikipedia: Rumänien
    Wikipedia: Liste der Rumänen in der Kultur des Westens

    Ilina Gregori, Literaturhistorikerin, -Kritikerin und Essayistin, lebt seit 1970 in Deutschland und ist Lektorin für rumänische Literatur am Institut für Romanistik der Freien Universität Berlin. In ihren zahlreichen Veröffentlichungen beschäftigte sie sich mit dem Werk angesehener rumänischer Schriftsteller. Darunter Mircea Eliade, Emil Cioran und Eugene Ionesco, aber auch Marin Sorescu, Ana Blandiana und Mircea Cartarescu. Außerdem trug sie zahlreiche Beiträge über rumänische Schriftsteller für die Brockhaus- und Kindler-Enzyklopädien bei.

    Quellenangaben zur Sendung:

    Caragiale, Ion Luca: "Telegramme”, aus: "Thema mit Variationen, Prosaskizzen”, Insel-Verlag Leipzig, 1970. Übersetzung aus dem Rumänischen von Klaus Bochmann

    Blandiana, Ana: "So kalt”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dana Ranga, aus: "Ora de nisip”, Eminescu Verlag, Bukarest, 1983

    "Waage mit einer einzigen Schale”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dana Ranga, aus: "Ora de nisip”, Eminescu Verlag, Bukarest, 1983

    Bobe, T.O.: "Wie ich meine Sommerferien verbracht habe", Fragment, übersetzt von Michael Astner, aus "Cum mi-am petrecut vacanta mare", Roman, Polirom, Iasi 2005

    Cartarescu, Mircea: "Der Westen”, Gedicht-Fragment, übersetzt von Gerhardt Csjeka, aus "Selbstportrait in einer Streichholzflamme", Gedichte, DAAD Berliner Künstlerprogramm, Berlin 2001

    "Frau, Frau, Frau”, Gedicht-Fragment, übersetzt von Gerhardt Csjeka, aus "Selbstportrait in einer Streichholzflamme", Gedichte, DAAD Berliner Künstlerprogramm, Berlin 2001

    Dinescu, Mircea: "Interview”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Werner Söllner, aus: Ein Maulkorb fürs Gras”, Ammann Verlag, Zürich, 1990

    Eminescu, Mihai: "Der Abendstern”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Alfred Margul-Sperber, aus: "Mihai Eminescu - Gedichte”, Kriterion Verlag, Bukarest, 1989

    "Hunderte von Masten”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Moses Rosenkranz, aus: "Der goldene Zweig - Zeitschrift für Lietratur und Kunst”, Rumänische Kulturstiftung, Nr.1/6, Bukarest, 1998

    "Glosse”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Zoltan Franyo, aus: "Der goldene Zweig - Zeitschrift für Lietratur und Kunst”, Rumänische Kulturstiftung, Nr.1/6, Bukarest, 1998

    Brief an Titu Maiorescu, aus "Opere XVI. Corespondenta. Documentar”, Akademie-Verlag, Bukarest, 1989

    Ionesco, Eugen: "Gebet”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Ria Zenker, aus: "Texte der rumänischen Avantgarde 1907-1947”, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1988

    "Intermezzo Nr.1”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Peter Motzan, aus: "Texte der rumänischen Avantgarde 1907-1947”, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1988

    "Die Identität der Gegensätze”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Peter Motzan, aus: "Texte der rumänischen Avantgarde 1907-1947”, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1988

    Naum, Gellu: "Der Mensch in seinen Kleidern”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Oskar Pastior, aus: "Rede auf dem Bahndamm an die Steine”, Ammann Verlag, 1998

    Pastior, Oskar: "Ach wie vertraulich”, aus: "Vom Sichersten ins Tausendste”, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M., 1969

    "Da die Mädchen aus Capalna”, aus: "Gedichte”, Jugendverlag, Bukarest, 1965

    "Heimat Aggregat”, aus: "Das Hören des Genitivs”, Gedichte, Carl Hanser Verlag, 1997

    Petean, Mircea: "Schreckliche Konflikte”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dieter Schlesak, aus "Lovituri de nisip”, Limes Verlag, Cluj, 2004

    "Der Wind wie ein Krebs”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dieter Schlesak, aus "Lovituri de nisip”, Limes Verlag, Cluj, 2004

    "Ich habe im Gesicht geschabt” Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dana Ranga, aus "Lovituri de nisip”, Limes Verlag, Cluj, 2004

    "Frisch gemäht”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dana Ranga, aus "Lovituri de nisip”, Limes Verlag, Cluj, 2004

    "Häuser aus Holz”, Gedicht, Übersetzung aus dem Rumänischen von Dana Ranga, aus "Lovituri de nisip”, Limes Verlag, Cluj, 2004

    Sebastian, Mihail: "Voller Entsetzen, aber nicht verzweifelt - Tagebücher 1935-44”, Übersetzt von Edward Kanterian und Roland Erb, unter Mitarbeit von Larisa Schippel, Claassen, 2005

    Sorescu, Marin: "Der Fakir als Anfänger”, Gedicht, übersetzt von Oskar Pastior, aus: "Der Fakir als Anfänger”, Carl Hanser Verlag 1992

    Urmuz: "Algazy & Grummer”, Übersetzung aus dem Rumänischen von Oskar Pastior, aus: "Urmuz: Das gesamte Werk” Edition Text + Kritik, München 1976

    Weitere Literaturtipps und Links:

    Die Nashörner.
    von Ionesco, Eugene;
    Schauspiel in 3 Akten. Theater, Funk, Fernsehen. Fischer Taschenbücher
    Fischer (TB.), Frankfurt

    Oskar Pastior entdeckt Gellu Naum.
    von Pastior, Oskar;
    Lyrik im Europa Verlag
    2001 Europa, Hamburg

    Schrumpeln wirst du wirst eine exotische Frucht sein.
    von Banulescu, Daniel;
    Gedichte. Rumän.-Dtsch. Deutsche Erstausgabe.
    2003 GVA-Vertriebsgemeinschaft

    Czernowitz.
    Die Geschichte einer ungewöhnlichen Stadt.
    Hrsg. v. Harald Heppner
    2000 Böhlau

    Eislaken auf Feldern - Eine Lange Nacht über die jüdische Kulturmetropole Czernowitz

    Mein Atem heißt jetzt - eine Lange Nacht zum 100. Geburtstag der Dichterin Rose Ausländer