Montag, 29. April 2024

Künstliche Intelligenz
Südafrikanisches Projekt entwickelt KI-Software speziell für Afrika

Ein Start-Up-Unternehmen im südafrikanischen Johannesburg arbeitet an Künstlicher Intelligenz, die auf afrikanische Bedürfnisse zugeschnitten ist. Laut den Entwicklern soll sie so weniger rassistisch werden.

05.06.2023
    Der schematische Umriss eines Kopfes mit drei Zahnrädern ist vor Platinen zu sehen.
    Die südafrikanische Programmiererin Pelonomi Moiloa sagt: Künstliche Intelligenz ist meist auf die Bedürfnisse der westlichen Welt abgestimmt. (IMAGO / YAY Images / IMAGO / maxkabakov)
    Die Johannesburger Programmiererin Pelonomi Moiloa erklärte, die gängige KI sei vor allem auf die westliche Welt abgestimmt. Als Beispiel nannte sie Gesichtserkennungssoftware, die schwarze Hautfarbe oder bestimmte Gesichtszüge nicht erkenne. Zudem hätten viele Computer- oder Handy-Technologien einen "neokolonialen Beigeschmack": Um Geräte herzustellen, würden afrikanische Rohstoffe geplündert, die Produkte in Übersee zusammengebaut und anschließend nach Afrika verkauft. Auch die Software werde immer wieder unter unfairen Bedingungen entwickelt. Sichtbar wird dies laut Moiloa etwa bei Übersetzungsprogrammen für afrikanische Sprachen. Für deren Herstellung seien westliche Konzerne auf Muttersprachler angewiesen. Leider habe man feststellen müssen, dass diese Zusammenarbeit oft einer "Plünderung von Wissen "gleichkomme. Niemand schere sich um die Beteiligungsrechte oder um eine faire Entschädigung für die Urheber der Informationen.

    Von Afrika für Afrika

    Gemeinsam mit anderen Ingenieuren und Programmierern aus Südafrika gründete Moiloa deshalb das Unternehmen Lelapa - der Name bedeutet "Gemeinschaft" in der Bantu-Sprache Sesotho. Ihr Ziel ist es, KI-Programme aus und für Afrika zu schreiben. Das erste KI-Produkt des jungen Konzerns heißt "Vulavula", was in der Bantusprache Xitsonga "Sprechen" bedeutet. Mit "Vulavula" stellen die Programmierer Chatbots, also intelligente Frage-Antwort-Programme, in Südafrikas Landessprachen her. Einer der wichtigsten Schritte dabei sei die Datenerfassung. "Afrikanische Geschichte ist oft nur mündlich überliefert, weshalb schriftliche Aufzeichnungen in gewissen Sprachen selten sind. Man kann nicht einfach ins Internet gehen oder Fachbücher befragen", so die Johannesburgerin. Eine Lösung biete die Zusammenarbeit mit fachkundigen afrikanischen Kräften: "Wenn es zum Beispiel um einen Chatbot über Maisanbau geht, laden wir Bauern und Dorfbewohner ein."
    Bei Lelapa erhielten die Mitwirkenden nicht nur ein Honorar, sondern auch eine Beteiligung an dem Produkt. Auf diese Art entstehe eine Eigentumsbeziehung. Es werde anerkannt, dass Informationen wertvoll seien und mit der Zeit immer wertvoller würden, betonte Moiloa.
    Diese Nachricht wurde am 05.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.