
Hier das kleine Bächlein, das sich in einen reißenden Strom verwandelt, kurz davor, über die Ufer zu treten. Und hier, gerade mal ein Kilometer weiter, das Gerätehaus der Feuerwehr Friedrichshafen: Schon wieder ein Einsatz: "Es regnet immer noch, Werner. Ja, es regnet heute schon die ganze Nacht. Ab Sonntag Nacht, 2 Uhr, kamen die ersten Einsatzmeldungen mit Blitzeinschlägen und Starkregen."
Einsatzbesprechung: Werner Späth ist stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Friedrichshafen. Und wie fast alle Einsatzkräfte im Süden Bayerns und Baden-Württembergs waren seine Männer die ganze Nacht auf den Beinen: "Um circa zwei Uhr ist der Melder runter. Und dann toujours durch, bis jetzt. Keller ausgepumpt, Sandsäcke gestapelt, Schächte ausgepumpt, Wassersauger."
Mario Laubenberger ist Feuerwehrmann - und hat, wie viele hundert Einsatzkräfte im Südwesten, eine schlaflose Nacht hinter sich. Am Bodensee musste nach den heftigen Regenfällen die Bundesstraße 31, mit knapp 20.000 Fahrzeugen täglich wichtige Ost-West-Verkehrsachse, gleich an zwei Stellen gesperrt werden - mit Umleitungen über das Hinterland. Ergebnis: Verkehrschaos.
"Die andere Straße ist gesperrt, wegen Überschwemmung. Angeblich soll dort 40 Zentimeter hoch das Wasser stehen."
"Gegenüber ein großer Stau. Das waren schon starke Behinderungen, ja."
Häuser in Oberstdorf evakuiert
Doch noch viel schlimmer hat es die Allgäu-Gemeinde Oberstdorf getroffen: Dort mussten 500 Bürgerinnen und Bürger evakuiert werden, nachdem eine Lawine mit Schlamm und Geröll in Wohngebiete abgegangen war. Nun prüfen Statiker, ob zwei der betroffenen Wohnhäuser einsturzgefährdet sind.
Bürgermeister Laurent Mies: "Es sieht teilweise sehr dramatisch aus, weil durch die Keller, durch die Häuser teilweise Schlammlawinen durchgelaufen sind. Leider gab es kein Halten mehr. Aber es ist zum Glück glimpflich ausgegangen. Das ging in rasender Geschwindigkeit, also innerhalb von 20 Minuten wohl. Und dann kommt der Schlamm eben in wenigen Bachbereichen runter. Zum Glück ist nichts weiter passiert."
Und zum Glück liegen keine Meldungen über Personenschäden als Folge der starken Regenfälle vor: Am Bodensee vor Radolfzell musste die Wasserschutzpolizei allerdings einen Kanu-Fahrer aus Seenot retten. Auf den Straßen fielen die Regenfälle zum Teil so heftig aus, dass die Autofahrer auf der Fahrbahn anhielten. Außerdem werden mehrere Blitzeinschläge gemeldet.
Eine Bäckerei in Friedrichshafen, später Vormittag: Die starken Regenfälle sind auch dort Tagesgespräch unter den Gästen. Ein älterer Mann erinnert sich: "Dass es blitzt und donnert, an mehr nicht. Und dann bin ich vor dem Fernseher gesessen. Und dann ist plötzlich kein Signal gekommen. Dann hat der Fernseher nicht funktioniert, als das Gewitter gekommen ist. Aber später ging er wieder."
"Das wird immer mehr. Das ist ja bekannt. Warum? Ja, wahrscheinlich durch die Klimaveränderungen, sagen sie."
Süden Deutschlands besonders betroffen
"Nein, nein, mit dem Klimawandel hat das sicher nichts zu tun. Das ist eben eine Großwetterlage, die sich immer wieder mal regeneriert." Die aber auch immer häufiger vorkommt, so Roland Roth von der oberschwäbischen Wetterwarte Süd: Allerdings: Starkregen, heftige Gewitter, sintflutartige Regenfälle - das alles häuft sich im Süden: "Es ist auffällig, dass wir im süddeutschen Raum wesentlich mehr Regenfälle haben als in der Mitte Deutschlands. Und dass wir im Süden heftige Regenfälle haben, während es im Norden Baden-Württembergs große Trockenheit gibt, während wir hier im Regen fast versinken."
Warum das so ist? Schulterzucken. Und: So richtig schützen davor kann man sich wohl auch nicht, obwohl alle wissen: Der nächste Starkregen kommt bestimmt. Werner Späth von der Feuerwehr Friedrichshafen: "Sicherlich gibt es Rückschlagklappen, die in den Entwässerungsleitungen der Häuser eingebaut werden sollten oder müssten. Wenn ich in einem gefährdeten Gebiet wohne - klar, die meisten Hausbewohner, die das wissen, haben mit Sandsäcken und mehr schon gewisse Vorkehrungen getroffen. Aber irgendwann hören dann diese Maßnahmen auch mal auf. Die Tauchpumpen, die die haben, sind auch nicht so leistungsstark wie die Geräte, die wir in der Feuerwehr haben.