Alla Arsoeva hält ihre kleine Tochter auf dem Arm und erinnert sich zurück an die Zeit, als sie selbst noch zur Schule ging, damals vor vierzehn Jahren: Von allen Seiten hätten die Georgier geschossen, die Erwachsenen seien immer an ihrer Seite gewesen, alleine auf die Straße zu gehen? - Undenkbar... - Noch am Tag des Referendums zeigten die russischen Fernsehkanäle Bilder und Interviews wie dieses aus der südossetischen Hauptstadt Zchinvali, die meist mit dem Bekenntnis der Befragten zu Russland endeten. Die Leiden der georgischen Bevölkerung, die damals zu Flüchtlingen im eigenen Land wurden, waren den russischen Fernsehreportern hingegen keine einordnende Bemerkung wert. Ganz auf der Linie der russischen Führung, die schon im Vorfeld des Referendums die georgische Regierung aufgefordert hatte, das Abstimmungsergebnis anzuerkennen, das die Unabhängigkeit sowie die internationale Anerkennung der abtrünnigen georgischen Teilrepublik zum Ziel hatte, machte der zeitgleich zur Wiederwahl anstehende Präsident Eduard Kokojty die pro-russische Option als das eigentliche Motiv deutlich:
"Wir wollen nicht in zwei Ossetien leben", ruft Kokojty. "Wir brauchen ein vereintes Ossetien im russischen Staatsverband."
Und Kokojtys Amtskollege Tejmuraz Mamsurov aus dem benachbarten russischen Nord-Ossetien legt nach:
"Wir sind reifer geworden", verkündet Mamsurov. Und die Situation erlaube es zu fragen: "Kann unsere Nation ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen - oder nicht? Natürlich können wir das.""
Vor dem Hintergrund der aktuellen russisch-georgischen Spannungen und der offensichtlichen Parteinahme Russlands für das abtrünnige Südossetien, müssen solche Worte in der georgischen Hauptstadt Tbillissi wie eine einzige Provokation wirken. Und postwendend kam von dort die harsche Botschaft: Weder das Referendum noch die Präsidentschaftswahl wird von Georgien anerkannt.
Zwar geht Moskau noch nicht so weit, die Führung um Kokojty nach dem für sie überwältigend zustimmenden Referendum schon offiziell als Regierung eines souveränen Staates anzuerkennen. Als ständiges Ärgernis aber moniert Georgien seit langem, dass inzwischen offenbar an die neunzig Prozent der Südosseten bereits Inhaber russischer Pässe sind und der russische Rubel dort als Zahlungsmittel dient: So würden auf schleichendem Wege Fakten geschaffen. - Allerdings sind in Moskau bereits vereinzelt mäßigende Stimmen zu hören, wenn auch nicht unbedingt aus dem tagespolitisch verantwortlichen Lager. Dennoch hat eine Stimme wie die von Sergej Arutjunov Gewicht. Der renommierte Leiter der Abteilung für die Völker des Kaukasus bei der russischen Akademie der Wissenschaften sieht wenig Grund, sich um eine ins Militärisch abdriftende Eskalation des russisch-georgischen Konflikts Sorgen machen zu müssen. Selbst dann nicht, wenn - was nicht wenige im Kaukasus als Präzendenzfall fürchten - das Kosovo unabhängig von Serbien werden sollte:
Beim Kosovo-Konflikt habe die NATO Belgrad bombardiert. Sollte um Südossetien ein blutiger Konflikt losbrechen, werde Russland Tbillisi nicht bombardieren. Das - so Arutjunov - werde es nicht wagen, selbst wenn es dies eigentlich wolle. Und: Auch Georgien sei nicht wirklich in der Lage, Südossetien gewaltsam zurückzuholen.
Vladimir Tschurov hingegen, Duma-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für die Beziehungen zu den Landsleuten in den Ländern der GUS, der ehemaligen Sowjetrepubliken also, setzt weiterhin weniger auf Kompromissbereitschaft seitens Moskau sondern auf die schlichte Formel:
Wer sich gut zu Russland verhalte, zu dem verhalte sich auch Russland gut. Und dies gelte natürlich auch für Südossetien und Georgien.
"Wir wollen nicht in zwei Ossetien leben", ruft Kokojty. "Wir brauchen ein vereintes Ossetien im russischen Staatsverband."
Und Kokojtys Amtskollege Tejmuraz Mamsurov aus dem benachbarten russischen Nord-Ossetien legt nach:
"Wir sind reifer geworden", verkündet Mamsurov. Und die Situation erlaube es zu fragen: "Kann unsere Nation ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen - oder nicht? Natürlich können wir das.""
Vor dem Hintergrund der aktuellen russisch-georgischen Spannungen und der offensichtlichen Parteinahme Russlands für das abtrünnige Südossetien, müssen solche Worte in der georgischen Hauptstadt Tbillissi wie eine einzige Provokation wirken. Und postwendend kam von dort die harsche Botschaft: Weder das Referendum noch die Präsidentschaftswahl wird von Georgien anerkannt.
Zwar geht Moskau noch nicht so weit, die Führung um Kokojty nach dem für sie überwältigend zustimmenden Referendum schon offiziell als Regierung eines souveränen Staates anzuerkennen. Als ständiges Ärgernis aber moniert Georgien seit langem, dass inzwischen offenbar an die neunzig Prozent der Südosseten bereits Inhaber russischer Pässe sind und der russische Rubel dort als Zahlungsmittel dient: So würden auf schleichendem Wege Fakten geschaffen. - Allerdings sind in Moskau bereits vereinzelt mäßigende Stimmen zu hören, wenn auch nicht unbedingt aus dem tagespolitisch verantwortlichen Lager. Dennoch hat eine Stimme wie die von Sergej Arutjunov Gewicht. Der renommierte Leiter der Abteilung für die Völker des Kaukasus bei der russischen Akademie der Wissenschaften sieht wenig Grund, sich um eine ins Militärisch abdriftende Eskalation des russisch-georgischen Konflikts Sorgen machen zu müssen. Selbst dann nicht, wenn - was nicht wenige im Kaukasus als Präzendenzfall fürchten - das Kosovo unabhängig von Serbien werden sollte:
Beim Kosovo-Konflikt habe die NATO Belgrad bombardiert. Sollte um Südossetien ein blutiger Konflikt losbrechen, werde Russland Tbillisi nicht bombardieren. Das - so Arutjunov - werde es nicht wagen, selbst wenn es dies eigentlich wolle. Und: Auch Georgien sei nicht wirklich in der Lage, Südossetien gewaltsam zurückzuholen.
Vladimir Tschurov hingegen, Duma-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für die Beziehungen zu den Landsleuten in den Ländern der GUS, der ehemaligen Sowjetrepubliken also, setzt weiterhin weniger auf Kompromissbereitschaft seitens Moskau sondern auf die schlichte Formel:
Wer sich gut zu Russland verhalte, zu dem verhalte sich auch Russland gut. Und dies gelte natürlich auch für Südossetien und Georgien.