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Südsudan
Obama sieht Land "am Abgrund"

Afrika droht ein neuer Bürgerkrieg: Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Südsudan forderte US-Präsident Barack Obama die Konfliktparteien dringend zu Verhandlungen auf. Die Bundeswehr bringt Deutsche außer Landes.

20.12.2013
    UNO-Blauhelmsoldaten verteilen Wasser an die Bevölkerung im Südsudan.
    Blauhelmsoldaten bei der UNO-Mission UNMISS im Südsudan. (afp/UNMISS)
    Die Bundeswehr hat wegen der anhaltenden Gewalt damit begonnen, Deutsche und andere Ausländer aus dem ostafrikanischen Krisenland auszufliegen. "Die Zustände im Südsudan sind so, dass wir sofortige Hilfsmaßnahmen ergreifen mussten, um dort lebende deutsche Staatsangehörige zu evakuieren und auszufliegen", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
    55 Menschen wurden nach Angaben des Auswärtigen Amtes bereits aus der südsudanesischen Hauptstadt Juba nach Entebbe in Uganda in Sicherheit gebracht. Ein zweites deutsches Flugzeug sollte weitere Westeuropäer ausfliegen. Insgesamt sollen bis zu 100 Deutsche in Sicherheit gebracht werden. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin wurde auch der deutsche Botschafter ausgeflogen; ebenso drei deutsche Polizisten, die bisher an einer EU-Mission beteiligt waren. Die zwölf deutschen Soldaten, die an der UNO-Friedensmission im Südsudan beteiligt sind, bleiben vorläufig im Land. Auch die USA, Großbritannien, die Niederlande und Italien flogen Landsleute aus.
    US-Flugzeuge im Südsudan beschossen
    Laut einem Bericht der BBC wurden am Samstag zwei US-amerikanische Evakuierungs-Flugzeuge beim Anflug auf die Stadt Bor beschossen. Es habe mehrere Verletzte gegeben, meldete der britische Sender unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter in Uganda, wo die Maschinen schließlich landeten. Die Stadt Bor ist unter Kontrolle von Truppen, die auf der Seite von Riek Machar stehen.
    US-Präsident Barack Obama forderte unterdessen die Konfliktparteien zu Verhandlungen und einem Ende der Kampfhandlungen auf. "Südsudan steht am Abgrund", warnte er. Nach einem jahrelangen "Teufelskreis der Gewalt" hätten im Südsudan alle auf Frieden und Wohlstand gehofft. Nun drohe das Land, "in die dunklen Tage seiner Vergangenheit" zurückzufallen.
    Die Afrikanische Union (AU) entsandte eine Vermittlerdelegation in die Hauptstadt Juba. Die USA und die Vereinten Nationen wollten ihre jeweiligen Kontingente an Sicherheitskräften im Land verstärken.
    Hunderte Tote, unter ihnen auch zwei UNO-Soldaten
    Ein Sprecher der südsudanesischen Streitkräfte sagte nach einem Bericht der "Sudan Tribune", es habe in der Hauptstadt Juba etwa 450 Tote gegeben, darunter seien 100 Soldaten.
    Erstmals wurden auch zwei UNO-Soldaten Opfer des Machtkampfes. Bei einem Angriff auf einen UNO-Stützpunkt in Akobo in der Provinz Jonglei wurden zwei indische Soldaten der UNO-Friedenstruppe getötet. Zunächst war von drei toten Soldaten die Rede gewesen. Auch mehr als 20 Zivilisten starben bei der Attacke. In der Basis haben mehr als 10.000 Menschen Zuflucht gesucht.
    Machtkampf zwischen Präsident und Ex-Stellvertreter
    Im ölreichen Südsudan, der sich im Juli 2011 vom Sudan unabhängig erklärt hatte, gibt es seit vergangenem Sonntag schwere Kämpfe zwischen rivalisierenden Fraktionen der Armee. Die Auseinandersetzungen hatten sich an einem Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem im Juli entlassenen ehemaligen Stellvertreter Riek Machar entzündet.
    Die Vereinten Nationen befürchten, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen ausweiten. Außenminister Barnaba Marial Benjamin betonte jedoch, bei den Unruhen handele es sich nicht um einen ethnischen Konflikt. Dies sei ein Militärputsch, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
    Präsident Kiir gehört der in der Regierungspartei und früheren Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) vorherrschenden Volksgruppe der Dinka an, Machar ist ein Lou Nuer. In dem Land gibt es aber noch weitere untereinander verfeindete Völker. Nach UNO-Angaben suchen bereits 35.000 Menschen Schutz vor den Kämpfen in Einrichtungen der Vereinten Nationen.