Benedikt Taschen mag Superlative. Das Buch des Jahrhunderts soll es werden. Nicht mehr und nicht weniger. Denn: Wenn er schon ein etwas größeres Buch plant, dann muß es gleich das größte der Welt sein. Ein SUMO-Buch eben. Auf der Homepage seines Kölner Verlages ist das nachzulesen, natürlich nur auf Englisch: "Taschen is proud to announce the launch of the biggest and single most expensive book production of the 20th century." Das aufwendigste und teuerste Buchprojekt des Jahrhunderts. Ein Budget von 10 Millionen Mark hat Benedikt Taschen dafür eingeplant. Die Superlative sind allgegenwärtig. Auch bei seiner Entscheidung für den Fotografen Helmut Newton:
"Er ist der modernste, avantgardistischste (!) Fotograf, auch mit seinen Fotos, die er mit 75, 76 und 79 Jahren gemacht hat, das ist unglaublich, und ich kenne kein fotografisches und kaum ein künstlerisches Oeuvre, das so stark über viele Jahrzehnte ist wie das von Helmut Newton."
In Taschens Büro liegt ein Probeexemplar aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Viel Fleisch, viel Prominenz, in scharz-weiß und Farbe. SUMO zeigt einen Querschnitt durch die lange, fotografische Karriere des umstrittenen Helmut Newton und wird herausgegeben von seiner Frau June. Die berühmten Modefotos sind ebenso zu sehen wie die vielen Portraits von Prominenten. Zweifellos: Dieses Buch ist ein Dinosaurier. So etwas hat man noch nicht in der Hand gehabt. SUMO flößt Respekt ein und das gefällt Benedikt Taschen sichtlich. Sein Buch mißt 50x70 Zentimeter, allein der Buchdeckel ist über einen Zentimeter dick. Als Helmut Newton das Buch zum ersten Mal sah, begriff er, worauf er sich da eingelassen hatte.Taschen:
"Ich hatte ihm ein Muster gemacht, und irgendwann hab ich ihm das gezeigt, und June und er, sie waren völlig platt am Anfang, und ich war in der glücklichen Lage, daß June, die das Oeuvre besser kennt als jeder andere, auch besser als Helmut wahrscheinlich, als Editor für das Buch zur Verfügung stand. Das heißt, sie hat die Auswahl der Bilder, der Fotos, gemacht und auch die Zusammenstellung der Doppelseiten undsoweiter."
SUMO ist Handarbeit. Der 30-Kilo-Koloß wird in Mailand angefertigt, bei einer altehrwürdigen Buchbinderei, die ansonsten den Vatikan und das saudi-arabische Königshaus beliefert. SUMO verpflichtet: Die Italiener mußten extra eine neue Buchbindestraße bauen, so schwer wiegt ein einzelnes Stück. Wegen des großen technischen Aufwandes können darum bis Ende des Jahres auch nur die ersten 2500 der geplanten 10000 Exemplare ausgeliefert werden. Dazu Taschen:
"Als erstes kam das Problem auf, daß das Buch, weil es so schwer war, wir uns fragten: Was macht man damit, wenn es zu Hause ist? Weil: Es paßt in kein Regal rein, und dann kam die Idee auf, kein Coffeetable-Buch zu machen, sondern ein Buch mit Coffeetable,"
Und so bekam der kostbare Dinosaurier zwei paar Füße aus Edelstahl. Den Coffeetable hat ein guter Freund des Hauses Taschen entworfen: der französische Designer Philippe Starck. Er ist für das sogenannte Display des Buches verantwortlich, will heißen: für die angemessene Präsen-tation des Werkes, zum Beispiel in einer Buchhandlung - oder, wie bei SUMO, im eigenen Wohnzimmer. An der Tragweite dieser Idee läßt Taschen keinen Zweifel: Mit dem Tischchen wurde aus seinem Newton-Projekt ein Gesamtkunstwerk, dank Philippe Starck:
"Was er gemacht hat, ist ein grandioser Entwurf, der dem SUMO diese ganze Schwere nimmt, aber trotzdem durch diesen Edelstahltisch, der etwas japanisch anmutet, dich mit vier Beinen feste auf der Erde steht - und das finde ich toll."
SUMO ist eine Philosophie. Als Vorbild für sein Projekt nennt Taschen die enormen Folianten aus dem England des 19. Jahrhunderts: Exotische Vögel waren da zu sehen, oder Bilder aus Indien, und alles in einer Auflage von gerade einmal 100 Stück. Und natürlich waren die Großväter von SUMO - wie könnte es anders sein - immer noch ein gutes Stück kleiner als das jetzige Newton-Buch. SUMO und das 21. Jahrhundert: In der Welt der digitalen Medien steht der unförmige Papierriese tatsächlich wie ein Dinosaurier da. Taschen:
"Es ist sicherlich auch ganz anachronistisch, das Buch in dieser Form zu machen, und es ist auch ein eindeutiges Statement für das Buch in der gedruckten, traditionellen Form."
SUMO ist kein Wagnis, sagt Benedikt Taschen. Er hat keine Angst davor, die 10000 Bände nicht loszuwerden. Taschen setzt auf die weltweite Fangemeinde von Helmut Newton und wird das Buch an exponierten Plätzen präsentieren: In Museen und Modeboutiquen, aber auch in ausgewählten Hotels und Restaurants. So ein Dinosaurier wie sein SUMO - da ist sich Taschen sicher - ist bestimmt nicht vom Aussterben bedroht.
"Er ist der modernste, avantgardistischste (!) Fotograf, auch mit seinen Fotos, die er mit 75, 76 und 79 Jahren gemacht hat, das ist unglaublich, und ich kenne kein fotografisches und kaum ein künstlerisches Oeuvre, das so stark über viele Jahrzehnte ist wie das von Helmut Newton."
In Taschens Büro liegt ein Probeexemplar aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Viel Fleisch, viel Prominenz, in scharz-weiß und Farbe. SUMO zeigt einen Querschnitt durch die lange, fotografische Karriere des umstrittenen Helmut Newton und wird herausgegeben von seiner Frau June. Die berühmten Modefotos sind ebenso zu sehen wie die vielen Portraits von Prominenten. Zweifellos: Dieses Buch ist ein Dinosaurier. So etwas hat man noch nicht in der Hand gehabt. SUMO flößt Respekt ein und das gefällt Benedikt Taschen sichtlich. Sein Buch mißt 50x70 Zentimeter, allein der Buchdeckel ist über einen Zentimeter dick. Als Helmut Newton das Buch zum ersten Mal sah, begriff er, worauf er sich da eingelassen hatte.Taschen:
"Ich hatte ihm ein Muster gemacht, und irgendwann hab ich ihm das gezeigt, und June und er, sie waren völlig platt am Anfang, und ich war in der glücklichen Lage, daß June, die das Oeuvre besser kennt als jeder andere, auch besser als Helmut wahrscheinlich, als Editor für das Buch zur Verfügung stand. Das heißt, sie hat die Auswahl der Bilder, der Fotos, gemacht und auch die Zusammenstellung der Doppelseiten undsoweiter."
SUMO ist Handarbeit. Der 30-Kilo-Koloß wird in Mailand angefertigt, bei einer altehrwürdigen Buchbinderei, die ansonsten den Vatikan und das saudi-arabische Königshaus beliefert. SUMO verpflichtet: Die Italiener mußten extra eine neue Buchbindestraße bauen, so schwer wiegt ein einzelnes Stück. Wegen des großen technischen Aufwandes können darum bis Ende des Jahres auch nur die ersten 2500 der geplanten 10000 Exemplare ausgeliefert werden. Dazu Taschen:
"Als erstes kam das Problem auf, daß das Buch, weil es so schwer war, wir uns fragten: Was macht man damit, wenn es zu Hause ist? Weil: Es paßt in kein Regal rein, und dann kam die Idee auf, kein Coffeetable-Buch zu machen, sondern ein Buch mit Coffeetable,"
Und so bekam der kostbare Dinosaurier zwei paar Füße aus Edelstahl. Den Coffeetable hat ein guter Freund des Hauses Taschen entworfen: der französische Designer Philippe Starck. Er ist für das sogenannte Display des Buches verantwortlich, will heißen: für die angemessene Präsen-tation des Werkes, zum Beispiel in einer Buchhandlung - oder, wie bei SUMO, im eigenen Wohnzimmer. An der Tragweite dieser Idee läßt Taschen keinen Zweifel: Mit dem Tischchen wurde aus seinem Newton-Projekt ein Gesamtkunstwerk, dank Philippe Starck:
"Was er gemacht hat, ist ein grandioser Entwurf, der dem SUMO diese ganze Schwere nimmt, aber trotzdem durch diesen Edelstahltisch, der etwas japanisch anmutet, dich mit vier Beinen feste auf der Erde steht - und das finde ich toll."
SUMO ist eine Philosophie. Als Vorbild für sein Projekt nennt Taschen die enormen Folianten aus dem England des 19. Jahrhunderts: Exotische Vögel waren da zu sehen, oder Bilder aus Indien, und alles in einer Auflage von gerade einmal 100 Stück. Und natürlich waren die Großväter von SUMO - wie könnte es anders sein - immer noch ein gutes Stück kleiner als das jetzige Newton-Buch. SUMO und das 21. Jahrhundert: In der Welt der digitalen Medien steht der unförmige Papierriese tatsächlich wie ein Dinosaurier da. Taschen:
"Es ist sicherlich auch ganz anachronistisch, das Buch in dieser Form zu machen, und es ist auch ein eindeutiges Statement für das Buch in der gedruckten, traditionellen Form."
SUMO ist kein Wagnis, sagt Benedikt Taschen. Er hat keine Angst davor, die 10000 Bände nicht loszuwerden. Taschen setzt auf die weltweite Fangemeinde von Helmut Newton und wird das Buch an exponierten Plätzen präsentieren: In Museen und Modeboutiquen, aber auch in ausgewählten Hotels und Restaurants. So ein Dinosaurier wie sein SUMO - da ist sich Taschen sicher - ist bestimmt nicht vom Aussterben bedroht.