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Super-Jackpot für autonome Unis

In Berlin wurde heute morgen ein Super-Jackpot vorgestellt. Fünf mal 500.000 Euro waren im Topf. Es ging allerdings nicht um ein Gewinnspiel, sondern um ein Aktionsprogramm des Deutschen Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf-Stiftung. Mit dem Geld werden jeweils fünf Hochschulen gefördert, die auf ihrem Weg zur Autonomie gut vorangekommen sind.

Von Jens Rosbach |
    Das Paradebeispiel heißt Technische Universität Darmstadt. Die Hochschule darf seit Anfang des Jahres - mit dem Segen des Landes Hessen - etwa völlig eigenständig Professoren berufen. Und zwar ohne das Wissenschaftsministerium fragen zu müssen, wie es bislang vorgeschrieben war. TU-Pressesprecher Jörg Feuck schwärmt von der neuen Regelung.

    "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass die Berufungsverfahren, die bislang in der Regel bis zu zwei Jahren gedauert haben, auf deutlich unter einem Jahr - wir haben es in einem Fall sogar schon geschafft in sieben Monaten einen Professor zu berufen - dass wir diese langwierigen und quälend langen Verfahren abkürzen und dadurch uns auch einen Wettbewerbsvorteil international erhoffen, auch die Richtigen zu finden, die zu uns kommen wollen."

    Der neue Autonomiestatus erlaubt es der TU Darmstadt außerdem, eigenständig Grundstücke und Gebäude zu kaufen oder zu verkaufen. Oder neue Studiengänge einzuführen - bzw. sie zu schließen. Im Gegenzug gibt die Uni eine so genannte Studiengarantie.

    "Wir sind konfrontiert mit dramatischen Abbrecherzahlen, da ist die TU Darmstadt nicht anders als bundesweit die Schnitte, 40, 50 teilweise bis zu 70 Prozent hoch in den einzelnen Fachbereichen, und wir haben gesagt, wir garantieren, dass - wir werden 80 bis 90 Prozent anstreben - eines Jahrgangs, eines Studienjahrgangs bei uns erfolgreich zum Abschluss geführt wird."

    Ein großes Lob für die Reformen! verkündet nun der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Und greift den Darmstädtern mit 500.000 Euro unter die Arme. Die TU Dresden, die TU München sowie die Universitäten in Göttingen und Heidelberg bekommen die gleiche Summe auf die Hand, um ihre Einrichtung autonomer zu gestalten. Volker Meyer-Guckel, der Vize-Generalsekretär der Stiftung, erklärt, wozu die Spende im Einzelnen verwendet werden soll.

    "Also beispielsweise geht es darum, wie die Hochschulen ihre Finanzquellen außerhalb der öffentlichen Finanzierung erschließen können. Das geht über eine verstärkte Alumni-Arbeit, das geht über Studiengebühren-Modelle - und zwar Gebührenmodelle, die selbst von der Hochschule bestimmt werden und nicht vom Land festgelegt werden, das geht über Unternehmensgründungen, wo halt Ausgründungen, die Hochschulen in die Lage versetzen über Patentverwertungen oder sonstiges Geld zu verdienen und all das muss entwickelt werden und dafür müssen Standards gesetzt werden."

    Externe Berater, Marketing-Konzepte und neue Computer können aus dem Fördertopf der Stiftung bezahlt werden. Aber auch Schulungen für Uni-Mitarbeiter.

    "Wir haben im Augenblick noch Hochschulstrukturen und ich würde auch sagen Hochschulmentalitäten, die dadurch geprägt sind, dass es eine große Eigenständigkeit dezentraler Bereiche gibt. Fakultäten sind sehr selbständig, auch die Professoren agieren natürlich bislang eher - ich möchte das mal etwas übertreiben nennen - als Ich-AGs. Und ich glaube, da muss es einen Mentalitätswandel geben, dass man sich fragt, wie kann ich mit meinem Wirken in dieser Institution als Gesamtgebilde voranbringen."

    Ein Teil der insgesamt 2,5 Millionen Euro soll schließlich auch in einen so genannten Benchmarking-Club fließen, in dem die geförderten Hochschulen ihre Reform-Erfahrungen austauschen und Management-Empfehlungen formulieren. Professor Manfred Erhardt vom Beirat des Förderprogramms bezeichnet die Empfehlungen als "Code of good Governence".

    "Dieser Benchmarking-Club soll einen Code of Good Governence formulieren, nicht nur für sich selbst als Ergebnis der Arbeit, sondern vor allem in dem Sinne, dass die fünf Leuchttürme ihre Standards bekannt machen und andere ermutigen, es nach zu machen, weil dann die Aussage: "Das geht doch alles gar nicht" nicht mehr gilt, sondern weil vorgemacht wurde, dass man es machen kann."

    Studiengebühren, Patentverwertungen, Benchmarking, Management - will der Stifterverband, der von der deutschen Wirtschaft finanziert wird, nun aus den Hochschulen Unternehmen machen? Nicht ganz, erklärt Vize-Generalsekretär Meyer-Guckel.

    "Hochschulen werden auch in Zukunft nicht wie Wirtschaftsunternehmen agieren, aber sie werden unternehmerischer als in der Vergangenheit handeln."