Archiv

Umweltkosten-Experiment
Supermarktkette verteuert Lebensmittel drastisch - um "wahre Kosten" aufzuzeigen

Ein Discounter weist ab heute für bestimmte Lebensmittelprodukte einen erheblichen Preisaufschlag aus.

    Einkaufswagen des Discount-Marktes Penny
    Bei dem Discount-Markt Penny werden neun Produkte vorübergehend teurer. Mit der vorübergehenden Preiserhöhung macht der Discounter auf die Umweltfolgekosten, die bei der Produktion entstehen durch CO-2-Ausstoß (IMAGO / Martin Wagner / IMAGO / Martin Wagner)
    Wiener Würstchen bei "Penny" kosten plötzlich 6,01 Euro statt 3,19 Euro. Der Preis für Mozzarella erhöht sich von 89 Cent auf 1,55 Euro und für Fruchtjoghurt muss 1,56 Euro statt 1,19 Euro bezahlt werden. Hintergrund ist ein einwöchiges Experiment des Unternehmens in Kooperation mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald. Es geht darum, die Umweltkosten zu verdeutlichen. Die Produktion von Lebensmitteln verursacht unter anderem Gesundheitsschäden, Ernteausfälle oder zieht Ökosysteme in Mitleidenschaft. All das kostet die Gesellschaft Geld. Die Preisschilder im Supermarkt spiegeln diese Umweltfolgekosten aber höchstens teilweise wieder.
    Für die Aktionswoche mit dem Titel "Wahre Kosten" berechnen die Wissenschaftler unter anderem für Fruchtjoghurt, Käse, Würstchen und vegane Schnitzel, wie sich die Herstellung auf Böden, Klima, Wasser und Gesundheit auswirkt. Besonders stark verteuert sich demnach neben Wiener Würstchen Maasdamer Käse aus konventioneller Milch. Der wahre Preis liegt ebenfalls fast doppelt so hoch wie der übliche Ladenpreis. An der Aktionswoche nehmen alle 2.150 Penny-Filialen in Deutschland teil. Die Differenz zwischen den Preisen will der Discounter spenden. Und zwar an das Projekt Zukunftsbauer, das helfen will, familiengeführte Bauernhöfe im Alpenraum zu erhalten.
    Penny-Chef Görges erklärte, man wolle mit der Kampagne ein "Bewusstsein schaffen" für bislang versteckte Kosten von Umweltfolgen. "Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln." Die Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Amelie Michalke von der Universität Greifswald versicherte, es gehe nicht darum, die wahren Kosten unmittelbar für alle Lebensmittel einzuführen. Dazu fehlten die umfassenden wissenschaftlichen Grundlagen. "Wir erhoffen uns einen starken Impuls, damit wir Preise für Lebensmittel in einer anderen und verursachergerechteren Form diskutieren und betrachten."
    Diese Nachricht wurde am 31.07.2023 im Programm Deutschlandfunk Nova gesendet.