Ein romantisches Klavierintro, ein leichter Beat setzt ein, die Stimme kommt dazu und beginnt, von schönen Dingen zu singen: eine namenlose Geliebte, Vögel, die fortfliegen, das Paradies. So funktionieren sie, die Lieder von Stas Michailow.
Stas Michailow ist 42 Jahre alt, eher klein, untersetzt aber sportlich. Die Haare werden dünner. Um den Mund trägt er seit einiger Zeit einen Kevin-Kuranyj-Gedächtnisbart, der ihm den zweifelhaften Charme eines südamerikanischen Kokain-Barons verleiht. Das Hemd ist weit aufgeknöpft, in der wolligen Brust glänzt ein großes goldenes Kreuz. Michailow ist ein ganzer Kerl. Er glaubt an Gott, an Russland, an die Liebe und an einfache Melodien.
Die professionelle Musikkritik ist schockiert. Boris Balabanow von der Moskauer Zeitung Kommersant:
"Stas Michailow ist eher ein demografisches Phänomen als ein musikalisches. In Russland leben sehr viel mehr Frauen als Männer. Und diese Frauen aus den russischen Provinzstädten, denen es an männlicher Aufmerksamkeit fehlt, machen aus ihm einen Multimillionär und den populärsten Mann im russischen Showbusiness."
Stas Michailow wuchs in den 70er-Jahren in Sotschi am Schwarzen Meer auf. Schon als Kind sang er klassische russische Gaunerchansons wie "Murka" oder "Lasst uns auf das Gangsterleben trinken".
Die alten sowjetischen Gaunerlieder waren anarchistische Oden an die Freiheit. Ihre Helden waren schwere Jungs und leichte Mädchen, der Staat war naturgemäß der Gegner. In den 90er-Jahren entstanden plötzlich neue Gaunerchansons, in denen der Staat kein Gegner mehr war. Viele glauben, das liege daran, dass die Verbrecher damals den Staat übernommen haben. Garik Osipow, Sänger und Publizist:
"Heute ist es eine schwierige Sache mit den Chansons. Man kann damit viel Geld verdienen, aber das hat nichts mehr zu tun mit dem, was Arkadij Sewernyj, Kostja Beljajew oder auch Aleksandr Schewalowskij in den 70er-Jahren gemacht haben. Das sind völlig verschiedene Dinge. Das sind doch heute alles reiche synthetische Zombies, an denen noch mehr Gold rumhängt als damals in den 70ern an unseren Buffetfrauen, die Alla Pugatschowa verehrten und mit geschmuggelten Zigaretten dealten."
Stas Michailow hat diese Entwicklung noch einen Schritt weiter getrieben. Früher trug er Glatze und Lederjacken, heute hat er den Unterweltcharme soweit heruntergedimmt, dass er erkennbar bleibt, aber nie bedrohlich wirkt. Aber die Veränderung ist nicht nur optischer Natur, wie der Journalist Oleg Kaschin bemerkte:
"Für Stas Michailow muss man neue Begriffe erfinden. Seine Lieder - das sind Post-Chansons. Kneipen-Machotum ohne jeden Hinweis auf irgendetwas Kriminelles."
Frauen werden auf Händen getragen, müssen aber Frauen sein, also kochen, schön sein und die Kinder erziehen. Männer sind ehrlich, zuverlässig, handfest und glauben an Gott. Michailow wird nicht müde, diese Werte zu predigen. Je unwahrscheinlich es wird, sie in der Realität aufzufinden, um so populärer wird er.
Mehr als 15 Jahre lang wollte von dem Autodidakten aus Sotschi niemand etwas wissen. Michailow sang in zwielichtigen Kneipen und lebte in Armut. Erst 2006 begann sein unaufhaltsamer Aufstieg. Ohne mächtige Produzenten im Hintergrund, ohne Kontakte zum Fernsehen, praktisch ohne Werbung.
Heute ist Michailow ein Star, nicht nur in Russland, der Ukraine und Weißrussland, sondern überall da, wo Leute leben, die Russisch sprechen und in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen sind. In Deutschland sind das etwa drei Millionen. Sie schauen russisches Fernsehen, lesen russische Zeitungen und hören russische Popmusik. Kein Wunder also, dass Michailows zwölf Konzerte in Deutschland ausnahmslos sehr gut besucht oder ausverkauft waren. Egal ob in Berlin, in Dortmund oder in Saarbrücken, wo am Samstag Michailows Deutschlandtour endete.
Stas Michailow ist 42 Jahre alt, eher klein, untersetzt aber sportlich. Die Haare werden dünner. Um den Mund trägt er seit einiger Zeit einen Kevin-Kuranyj-Gedächtnisbart, der ihm den zweifelhaften Charme eines südamerikanischen Kokain-Barons verleiht. Das Hemd ist weit aufgeknöpft, in der wolligen Brust glänzt ein großes goldenes Kreuz. Michailow ist ein ganzer Kerl. Er glaubt an Gott, an Russland, an die Liebe und an einfache Melodien.
Die professionelle Musikkritik ist schockiert. Boris Balabanow von der Moskauer Zeitung Kommersant:
"Stas Michailow ist eher ein demografisches Phänomen als ein musikalisches. In Russland leben sehr viel mehr Frauen als Männer. Und diese Frauen aus den russischen Provinzstädten, denen es an männlicher Aufmerksamkeit fehlt, machen aus ihm einen Multimillionär und den populärsten Mann im russischen Showbusiness."
Stas Michailow wuchs in den 70er-Jahren in Sotschi am Schwarzen Meer auf. Schon als Kind sang er klassische russische Gaunerchansons wie "Murka" oder "Lasst uns auf das Gangsterleben trinken".
Die alten sowjetischen Gaunerlieder waren anarchistische Oden an die Freiheit. Ihre Helden waren schwere Jungs und leichte Mädchen, der Staat war naturgemäß der Gegner. In den 90er-Jahren entstanden plötzlich neue Gaunerchansons, in denen der Staat kein Gegner mehr war. Viele glauben, das liege daran, dass die Verbrecher damals den Staat übernommen haben. Garik Osipow, Sänger und Publizist:
"Heute ist es eine schwierige Sache mit den Chansons. Man kann damit viel Geld verdienen, aber das hat nichts mehr zu tun mit dem, was Arkadij Sewernyj, Kostja Beljajew oder auch Aleksandr Schewalowskij in den 70er-Jahren gemacht haben. Das sind völlig verschiedene Dinge. Das sind doch heute alles reiche synthetische Zombies, an denen noch mehr Gold rumhängt als damals in den 70ern an unseren Buffetfrauen, die Alla Pugatschowa verehrten und mit geschmuggelten Zigaretten dealten."
Stas Michailow hat diese Entwicklung noch einen Schritt weiter getrieben. Früher trug er Glatze und Lederjacken, heute hat er den Unterweltcharme soweit heruntergedimmt, dass er erkennbar bleibt, aber nie bedrohlich wirkt. Aber die Veränderung ist nicht nur optischer Natur, wie der Journalist Oleg Kaschin bemerkte:
"Für Stas Michailow muss man neue Begriffe erfinden. Seine Lieder - das sind Post-Chansons. Kneipen-Machotum ohne jeden Hinweis auf irgendetwas Kriminelles."
Frauen werden auf Händen getragen, müssen aber Frauen sein, also kochen, schön sein und die Kinder erziehen. Männer sind ehrlich, zuverlässig, handfest und glauben an Gott. Michailow wird nicht müde, diese Werte zu predigen. Je unwahrscheinlich es wird, sie in der Realität aufzufinden, um so populärer wird er.
Mehr als 15 Jahre lang wollte von dem Autodidakten aus Sotschi niemand etwas wissen. Michailow sang in zwielichtigen Kneipen und lebte in Armut. Erst 2006 begann sein unaufhaltsamer Aufstieg. Ohne mächtige Produzenten im Hintergrund, ohne Kontakte zum Fernsehen, praktisch ohne Werbung.
Heute ist Michailow ein Star, nicht nur in Russland, der Ukraine und Weißrussland, sondern überall da, wo Leute leben, die Russisch sprechen und in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen sind. In Deutschland sind das etwa drei Millionen. Sie schauen russisches Fernsehen, lesen russische Zeitungen und hören russische Popmusik. Kein Wunder also, dass Michailows zwölf Konzerte in Deutschland ausnahmslos sehr gut besucht oder ausverkauft waren. Egal ob in Berlin, in Dortmund oder in Saarbrücken, wo am Samstag Michailows Deutschlandtour endete.