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Surfen, Telefonieren, Fernsehen

Triple Play funktioniert nur, wenn das Internet auch das Wohnzimmer und das Fernsehgerät erreicht. Und genau hierum tobt nun die Marketingschlacht auch auf der diesjährigen CeBIT.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Peter Welchering |
    Manfred Kloiber: Welches Geschäftsmodell steckt denn dahinter, Peter Welchering?

    Peter Welchering: "Egal, ob Kabelfernsehanbieter oder Telekommunikationsunternehmen – beide Gruppen haben gemerkt, dass sie auf Dauer nicht überleben können, wenn sie über ihre Kabel nur einen Dienst vermarkten: eben Fernsehen bei den Kabelanbietern und Telefonie bei den Telekoms. Deshalb hat sich vor einiger Zeit schon der Internet-Zugang als Zusatzangebot natürlich angeboten. Die Kabel liegen ja schon in der Erde, darüber dann noch Internet-Zugang anzubieten, erforderte bei den Kabelgesellschaften eine leichte Aufrüstung in den Verteilerknoten, bei den Telekoms die Umstellung auf DSL. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar, dass Triple Play, das Dreifach-Angebot von Telefonie, Internet und Fernsehen oder Video für beide Anbietergruppen, Telekoms und Kabelanbieter, einen Ausweg aus einem strategischen Dilemma bieten kann. Kai Uwe Ricke, der Vorstandvorsitzende der Deutschen Telekom AG, bringt das so auf den Punkt:"

    Bislang bestand das Geschäft von Telekommunikationsunternehmen vereinfacht gesagt im Wesentlichen darin, für die Kunden Telefon, Daten- und Internetanschlüsse bereitzustellen und über diese Anschlüsse Sprach - und Datenverbindungen zu transportieren. Anschluss plus Transportleistung, auf diesen beiden Produktbausteinen basierte das Geschäftsmodell aller Anbieter, sowohl im Festnetz als auch im Bereich der mobilen Kommunikation. Dieses Geschäftsmodell ist das Modell der Vergangenheit.

    Kloiber: Welche Konsequenzen hat die Deutsche Telekom AG daraus gezogen?

    Welchering: "Die fährt eine Doppelstrategie. Zu einen baut sie Hochgeschwindigkeitsnetze auf, um alle digitalen Dienste darauf anbieten zu können. Also von Video-on-Demand oder Fernsehen über Telefonie, Videokonferenzen, Hochgeschwindigkeitssurfen oder Herunterladen von MP3-Songs und Klingeltönen. Auf der anderen Seite steigt die Telekom in das so genannte Content-Geschäft ein, bietet etwa einen Live-Ticker zur Formel 1, will zur Fußball-WM von den Spielen berichten, und ist an allen Geschäftsmodellen interessiert, bei denen digitale Inhalte über mehrere Kanäle vermarktet werden können. Wenn man das mal etwas zuspitzt, dann kann man sagen, von Triple Play hat sich die Telekom eigentlich schon wieder verabschiedet. Sie will mehr, nämlich einen totalen Integrationsansatz. Das hört sich bei Telekom-Vorstand Walter Raizner so an:"

    Die Dinge wachsen zusammen, das lineare Fernsehen ist Schnee von gestern. Die Interaktive Zeit ist etwas, das in den nächsten Jahren unser aller Leben massiv verändern wird. Jetzt werden Sie fragen: "Was kommt denn dann alles noch?" Wir haben über E-Health, Entertainment, E-Learning und alle diese Dinge schon gesprochen.

    Kloiber: Aber alle diese digitalen Angebote kann die Telekom doch unmöglich selbst produzieren. Mit wem will sie da kooperieren?

    Welchering: "Die Kooperationsphase liegt, glaube ich, auch schon hinter der Telekom. Das war vor zwei Jahren so das bestimmende Geschäftsmodell. Jetzt will sie zum einen Inhalte über Tochterfirmen selbst produzieren und anbieten. Zum anderen will sie digitale Inhalte, die zu ihrem übrigen Portfolio passen, über die eigenen Vermarktungskanäle - also über DSL - verkaufen und baut da gerade ein Provisionsgeschäft auf, dass man nicht unterschätzen sollte. Beim Streit um VDSL, das superschnelle DSL der zweiten Generation, da wird die Strategie der Telekom sehr gut deutlich. Es wird eine neue Leitungsinfrastruktur aufgebaut. Da werden viele Millionen Euro investiert. Und da sagt die Telekom zu Regierung und Regulierern: Nun gut, dann müssen wir dieses neue Netz auch einige Jahre ausschließlich nutzen dürfen, sonst investieren wir nicht so viel. Da steckt ja nur vordergründig ein Streit um die Leitungen dahinter. Die Telekom will mit dieser Strategie auch auf der Inhalteseite, beim Content, eine marktbeherrschende Stellung aufbauen. Denn in den drei, vier oder fünf Jahren der Alleinnutzung dieses superschnellen DSL hat die Telekom dann Modelle entwickelt, wie inhaltliche Angebote für das Netz aufgebaut sein müssen, wie sie produziert werden müssen und welche Zielgruppen für welche Angebote empfänglich sind. Dabei wird sie nicht alle selbst produzieren, sondern auch zukaufen. Aber die Entscheidung, welche Inhalte in welcher Produktionsform wie auf das Netz kommen, die liegt bei der Telekom. Die Deutsche Telekom AG will dadurch zu einem globalen Medienkonzern werden."