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Surfpop und Beachbabes

"The best coast" sind das Duo Beth Cosentino und Bobb Bruno aus Kalifornien. Ihre neue Platte heißt "The only place" und ist eine Hommage an ihren Heimatstaat Kalifornien - dem "Golden State" der Vereinigten Staaten.

Von Amy Zayed |
    "Ich liebe meine Heimat Kalifornien. Ich habe überall Kalifornientätowierungen! Es inspiriert mich einfach und besonders zu diesem Album hat es mich inspiriert. Wenn ich von einer Tour zurückkomme, fühle ich mich wirklich zu Hause. Kalifornien schafft es, mir all meine Ängste und Zweifel zu nehmen, egal wie stark sie sind. Und das wollte ich auf dem Album ausdrücken. Es geht um die Kultur, die Leute, das Wetter, aber auch um diesen Kontrast in der Geografie dieses Staates. Wüste, Strand, und Berge. Dieser Staat ist etwas Besonderes."

    Aus Beth Cosentinos Mund klingt die Liebeserklärung an ihre Heimat ehrlich, und nicht wie ein Werbetext aus einem Reiseführer. Auf "The only place" entwirft sie das Bild vom vollkommenen "Golden State". Die gleichnamige erste Single ist ein fröhlicher Surfpunksong. "How they want me to be" und "Up all night" erinnern an alte Songs a la Brian Highland aus den 60ern, und "Better Girl" spielt ein bisschen mit alten Beachboy-Elementen. Textlich geht es wie immer in guten Surfpopstücken um Liebe, Frust und Leid. Dabei wird man das Gefühl nicht los, Cosentino versetze sich in die Rolle eines kalifornischen Teenagers aus den 60er-Jahren:

    "Ich bin 2008 nach New York gezogen. Das war das erste Mal, dass ich Kalifornien überhaupt verlassen habe. Und als der Winter kam, wurde ich so depressiv, und hatte ein unglaubliches Heimweh. Und da fing ich an, alte Songs aus den 60ern zu hören, die mich an meine Kindheit erinnerten und daran, dass meine Eltern sie gehört hatten - 'The Beach Boys', 'The Mamas and the Papas' und so weiter. Und ich versetzte mich in die Geschichten dieser Songs, wurde ein Teil von ihnen und konnte die Gefühle der Teenager von damals verstehen. Genau das liebe ich an Kalifornien! In einem Cabrio rumfahren mit Beachbabes am Strand rumlaufen, das Wetter genießen und leben."

    Trotz der Glorifizierung des "Golden State" kennt Cosentino aber auch seine Macken. Denn natürlich ist das Leben in Kalifornien nicht nur eitel Sonnenschein:

    "Klar ist Kalifornien nicht vollkommen. Hollywood ist bei Weitem nicht so glamourös wie im Fernsehen, und es gibt Ecken in LA, wo ich mich nachts nicht hintraue, aber Beverley Hills ist tatsächlich genau so wie im Fernsehen. Da sieht man tatsächlich Frauen mit großen Brüsten und dicken Diamantklunkern und Transvestiten und Filmstars. Aber da, wo ich wohne, das ist eher ein Künstlerviertel, wo man so sein kann, wie man ist, und wo die Leute einfach nur locker sind."

    Cosentino geht es nicht darum, den Leuten ihre Heimat schmackhaft zu machen, sondern nur darum, ein gewisses Lebensgefühl zu vermitteln, ein Gefühl, das sie inspiriert, und mit dem sie andere Menschen inspirieren möchte. Ob dabei nun Kalifornien glorifiziert oder zu vollkommen dargestellt wird, ist für sie unwichtig:

    "Als ich in New York lebte, hatte ich nie das Gefühl zu Hause zu sein, und als ich wieder zurückkehrte, hatte ich das Gefühl, die Bäume hätten mich wiedererkannt, und der Bürgersteig hieß mich willkommen und wusste, wer ich war. Und ich fühlte mich glücklich. Und da dachte ich: Darum geht es doch auch in der Musik, sich glücklich zu fühlen! Und das hat mich zu all meinen Songs inspiriert. Ich bin nostalgisch und versetze mich gern in die 60er und 70er. Auch wenn ich sie nie erlebt habe. Und durch die Musik ist Kalifornien sogar noch wichtiger für mich geworden."