Doris Schäfer-Noske: Surrealisten gegen Alte Meister - so stellte sich der Streit um die Berliner Gemäldegalerie im Sommer dar. Auslöser des Streits ist eine Schenkung: Das Sammlerehepaar Pietzsch hatte nämlich angekündigt, seine hochkarätige Surrealisten-Sammlung der Stadt zu schenken, wenn sie denn auch gezeigt würde. Und im Juni gab der Bund dann überraschend Geld für ein neues Museum. Allerdings soll dafür die Gemäldegalerie am Kulturforum Potsdamer Platz umgebaut werden. Und damit das passieren kann, müssen die dort bisher gezeigten Alten Meister ausziehen. Im Bode-Museum sollten sie vorerst unterkommen, da ist aber nicht genug Platz. Und so sorgte der Umzugsplan in der Kulturszene für einen Aufschrei. Von einem Abtransport der Alten Meister, die jahrelang im Depot verschwinden würden, war da die Rede. Die verantwortliche Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat sich zu diesen Plänen lange nicht geäußert. Heute hat nun der Stiftungsrat über die Museumspläne beraten. - Frage an meinen Kollegen Jürgen König: Mit welchem Ergebnis denn?
Jürgen König: Es wurde kein Ergebnis mitgeteilt. Aber Ihre Frage ist natürlich berechtigt, denn Kulturstaatsminister Neumann hatte gesagt, dass die Stiftung dem Stiftungsrat bei seiner nächsten Sitzung im Herbst, also heute, eine, wie es hieß, "Gesamtplanung aller Investitionsvorhaben mit Reihenfolge zur Beschlussfassung" vorlegen werde. Aber dazu, also zu dieser Beschlussfassung, kam es heute nicht, die wird im Frühjahr stattfinden.
Schäfer-Noske: Welche Lösungsmöglichkeiten für die umstrittene Neuordnung der Berliner Museen wurden denn da heute beraten?
König: Ich vermute, Hermann Parzinger hat den Stand der Dinge dargelegt. Sie haben ja eben diese teilweise dramatische Geschichte erzählt. Man hatte ja zeitweilig den Eindruck, der Untergang des Abendlandes stünde bevor. Dazu wird Hermann Parzinger heute den Stiftungsratsmitgliedern das Seine gesagt haben. Und er hat den Stand der Dinge referiert, dass nämlich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz dabei ist, die Varianten, wie es heißt, zu prüfen.
Das bedeutet konkret: Was würde ein Neubau am Kulturforum kosten? Was würde ein Neubau am Bode-Museum kosten? Eine Gesamtfinanzierung muss erörtert, muss dann verhandelt werden. Auch das Finanzministerium ist zu konsultieren, dort wird man garantiert die günstigste Lösung bevorzugen. Und wenn alle diese Machbarkeitsstudien vorliegen – das soll im Frühjahr 2013 der Fall sein -, dann wird man bei der nächsten Stiftungsratssitzung auch entscheiden.
Die Zielstellung für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist eindeutig. Hermann Parzinger wie auch die Direktoren aller beteiligten Museen sind dafür, dass die Gemäldegalerie auf die Museumsinsel zieht, ins Bode-Museum und in den Erweiterungsbau des Bode-Museums. Auch Bernd Neumann ist für diesen Weg. Die Frage ist dann nur, ob er eben bezahlbar ist.
Schäfer-Noske: Wird es also auch dann eine Übergangslösung geben, in der dann Teile der Sammlung Alter Meister ins Depot wandern werden?
König: Der entscheidende Punkt der Kritiker war ja immer, zu sagen: Bis dieser Bau, dieser Erweiterungsbau am Bode-Museum, bis der steht, vergehen zehn Jahre mindestens, wenn der Bau denn überhaupt je zustande kommt. Und während dieser zehn Jahre, so die Kritiker, könnten unsere geliebten Rembrandt, Botticelli und Co. aus der berühmten Gemäldesammlung der Berliner Gemäldegalerie im Depot versteckt werden, vielleicht verschwinden dort bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und dazu hat Hermann Parzinger, hat auch Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, ganz eindeutig gesagt: "Das wollen wir auch nicht. Wir wissen, was wir für Schätze in der Gemäldegalerie haben. Wir wollen eine", wie sie das nennen, "sichere Lösung", soll heißen: abgesicherte Finanzierungszusagen von Bund und Land. Einen Architektenwettbewerb soll es geben, eine solide Gesamtplanung, und erst wenn das alles – ich referiere jetzt Parzinger und Eissenhauer -, erst wenn das alles gegeben ist und die entsprechenden Verträge unterschrieben worden sind, dann machen wir das auch.
Schäfer-Noske: Es gibt aber auch noch die Variante, dass die Alten Meister in der Gemäldegalerie bleiben und dass woanders das Museum für die Neue Kunst entsteht.
König: Ja. Es wird auch die Variante geprüft, am Kulturforum zu bauen, eine Galerie des 20. Jahrhunderts. Damit würde das Platzproblem der neuen Nationalgalerie gelöst werden. Auch städtebaulich könnte man einiges am Kulturforum korrigieren. Für die Sammlung Pietzsch gäbe es Platz. Es würde aber nicht gelöst werden die Frage, was tun mit den Schätzen der Nationalgalerie während der Sanierung. Das Haus muss ja komplett umgebaut werden und also während dieser Zeit geschlossen werden. Und das Problem der Gemäldegalerie würde dadurch nicht gelöst, sondern eher verschärft, denn der Neubau, die Galerie des 20. Jahrhunderts, könnte nur vor der Gemäldegalerie entstehen, also aus der Straßenperspektive des Potsdamer Platzes vor der Gemäldegalerie entstehen. Das heißt, diese Gemäldegalerie selbst würde in den Hintergrund gedrängt, würde fast versteckt werden, was sie noch unattraktiver machen würde, als sie es derzeit schon ist.
Schäfer-Noske: Jürgen König war das über den aktuellen Stand bei der Neuordnung der Berliner Kunstmuseen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Jürgen König: Es wurde kein Ergebnis mitgeteilt. Aber Ihre Frage ist natürlich berechtigt, denn Kulturstaatsminister Neumann hatte gesagt, dass die Stiftung dem Stiftungsrat bei seiner nächsten Sitzung im Herbst, also heute, eine, wie es hieß, "Gesamtplanung aller Investitionsvorhaben mit Reihenfolge zur Beschlussfassung" vorlegen werde. Aber dazu, also zu dieser Beschlussfassung, kam es heute nicht, die wird im Frühjahr stattfinden.
Schäfer-Noske: Welche Lösungsmöglichkeiten für die umstrittene Neuordnung der Berliner Museen wurden denn da heute beraten?
König: Ich vermute, Hermann Parzinger hat den Stand der Dinge dargelegt. Sie haben ja eben diese teilweise dramatische Geschichte erzählt. Man hatte ja zeitweilig den Eindruck, der Untergang des Abendlandes stünde bevor. Dazu wird Hermann Parzinger heute den Stiftungsratsmitgliedern das Seine gesagt haben. Und er hat den Stand der Dinge referiert, dass nämlich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz dabei ist, die Varianten, wie es heißt, zu prüfen.
Das bedeutet konkret: Was würde ein Neubau am Kulturforum kosten? Was würde ein Neubau am Bode-Museum kosten? Eine Gesamtfinanzierung muss erörtert, muss dann verhandelt werden. Auch das Finanzministerium ist zu konsultieren, dort wird man garantiert die günstigste Lösung bevorzugen. Und wenn alle diese Machbarkeitsstudien vorliegen – das soll im Frühjahr 2013 der Fall sein -, dann wird man bei der nächsten Stiftungsratssitzung auch entscheiden.
Die Zielstellung für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist eindeutig. Hermann Parzinger wie auch die Direktoren aller beteiligten Museen sind dafür, dass die Gemäldegalerie auf die Museumsinsel zieht, ins Bode-Museum und in den Erweiterungsbau des Bode-Museums. Auch Bernd Neumann ist für diesen Weg. Die Frage ist dann nur, ob er eben bezahlbar ist.
Schäfer-Noske: Wird es also auch dann eine Übergangslösung geben, in der dann Teile der Sammlung Alter Meister ins Depot wandern werden?
König: Der entscheidende Punkt der Kritiker war ja immer, zu sagen: Bis dieser Bau, dieser Erweiterungsbau am Bode-Museum, bis der steht, vergehen zehn Jahre mindestens, wenn der Bau denn überhaupt je zustande kommt. Und während dieser zehn Jahre, so die Kritiker, könnten unsere geliebten Rembrandt, Botticelli und Co. aus der berühmten Gemäldesammlung der Berliner Gemäldegalerie im Depot versteckt werden, vielleicht verschwinden dort bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und dazu hat Hermann Parzinger, hat auch Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, ganz eindeutig gesagt: "Das wollen wir auch nicht. Wir wissen, was wir für Schätze in der Gemäldegalerie haben. Wir wollen eine", wie sie das nennen, "sichere Lösung", soll heißen: abgesicherte Finanzierungszusagen von Bund und Land. Einen Architektenwettbewerb soll es geben, eine solide Gesamtplanung, und erst wenn das alles – ich referiere jetzt Parzinger und Eissenhauer -, erst wenn das alles gegeben ist und die entsprechenden Verträge unterschrieben worden sind, dann machen wir das auch.
Schäfer-Noske: Es gibt aber auch noch die Variante, dass die Alten Meister in der Gemäldegalerie bleiben und dass woanders das Museum für die Neue Kunst entsteht.
König: Ja. Es wird auch die Variante geprüft, am Kulturforum zu bauen, eine Galerie des 20. Jahrhunderts. Damit würde das Platzproblem der neuen Nationalgalerie gelöst werden. Auch städtebaulich könnte man einiges am Kulturforum korrigieren. Für die Sammlung Pietzsch gäbe es Platz. Es würde aber nicht gelöst werden die Frage, was tun mit den Schätzen der Nationalgalerie während der Sanierung. Das Haus muss ja komplett umgebaut werden und also während dieser Zeit geschlossen werden. Und das Problem der Gemäldegalerie würde dadurch nicht gelöst, sondern eher verschärft, denn der Neubau, die Galerie des 20. Jahrhunderts, könnte nur vor der Gemäldegalerie entstehen, also aus der Straßenperspektive des Potsdamer Platzes vor der Gemäldegalerie entstehen. Das heißt, diese Gemäldegalerie selbst würde in den Hintergrund gedrängt, würde fast versteckt werden, was sie noch unattraktiver machen würde, als sie es derzeit schon ist.
Schäfer-Noske: Jürgen König war das über den aktuellen Stand bei der Neuordnung der Berliner Kunstmuseen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.