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SWR ade

Über zwölf Jahre hinweg hat Matthias Spranger im Namen seiner Hörspielabteilung "guten Empfang" gewünscht - im Editorial zu den Hörspielprospekten, die Auskunft geben zu den Projekten, die er und seine Kollegen für das kommende halbe Jahr auf den Weg gebracht haben. Von diesem Jahr an schreibt ein anderer das Vorwort: Ekkehard Skoruppa, der die Hörspielabteilung übernommen hat - ihn werden wir im Februar vorstellen. Hier aber noch einmal Matthias Spranger mit seiner Bilanz - zum Hörspiel überhaupt und zur Zusammenarbeit mit Kollegen, Autoren und Regisseuren.

Frank Olbert |
    Beim SWR gibt es ein breites Angebot verschiedener Hörspielformen - vom Krimi bis zur Akustischen Kunst. War das so ihre Linie?

    Ich habe diese Linie nicht vorgegeben, sondern sie zusammen mit den Kollegen erarbeitet. Was mir besonders am Herzen lag, war, die Kompetenzen, die wir in dieser Redaktion haben, auch voll ausspielen können. Und das ist etwas sehr, sehr Schönes, dass das Hörspiel bei uns nicht ein monolithisches Produkt ist, sondern dass wir eine große Palette dessen anzubieten haben, was Hörkunst ist, und zwar für alle möglichen Adressaten.

    Im letzten Jahrzehnt hat sich einiges getan. Hörbücher werden kräftig gekauft und landen sogar in den Charts. Das Hörspiel insgesamt scheint im Aufwind zu sein. Sehen Sie das auch so?

    Das meine ich auch festzustellen. Und man würde die Augen verschließen, wenn man nicht zugeben wollte, dass das natürlich auch mit dem Erfolg des Hörbuches verknüpft ist.

    Aber lauert da nicht die Gefahr, dass man anfängt die Bestenlisten rauf- und runter zu verhörspielen?

    Ja, genau. Das ist genau die große Gefahr. Man muss da zwischen Skylla und Charibdis ganz schön durchmanövrieren. Es darf nicht sein, dass die Hörverlage plötzlich den Programmdirektor spielen. Dem kann man aber auch noch gegenhalten. Die Kooperation mit den Hörbuchverlagen ist eine gute Sache. Man weiß, was man voneinader hat. Aber man muss die Selbständigkeit aufrecht erhalten.

    Wohin geht denn die Reise des Hörspiels? Was sagen Sie dazu als einer, der jetzt den Tanker verlässt?

    Die eine Entwicklung ist, dass die Hörspielredaktionen sicher auch in Zukunft ein permanenter Gesprächspartner für die Hörbuchverlage sein werden. Das Andere sind die hochinteressanten freien Produktionen, die man allenthalben zu hören bekommt - zur Zeit vielleicht noch vor allem auf kleinen Festivals. Aber es hat sich aufgrund der mit der Digitalisierung einhergehenden technischen Möglichkeiten und der Erschwinglichkeit des Equipments eine freie Hörspielszene herangebildet. Und da wächst ein Potential heran, das man in unser Geschäft wird integrieren müssen.