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Symbol der Kulturnation

Dass Bundespräsident Horst Köhler den Festakt "50 Jahre Stiftung Preußischer Kulturbesitz" mit seiner Anwesenheit beehrte, wurde als ein besonderes kulturpolitisches Signal der Unterstützung gewertet. Mit dem Ausbau der Museumsinsel und dem geplanten Humboldt-Forum werde Berlins Mitte zu einem weltweit leuchtenden Symbol für die Kulturnation Deutschland, erklärte das Staatsoberhaupt.

Von Margarete Limberg |
    Es ist sicher nicht verwunderlich, dass der Jubilarin beim Festakt zu ihrem 50-jährigen Bestehen nur Lob und Preis zuteil wurde und die Misshelligkeiten und Streitigkeiten der letzten 50 Jahre allenfalls gestreift wurden , etwa die, allerdings gescheiterte, Verfassungsklage einiger Länder gegen die Errichtung der Stiftung . Nun sagt Kulturstaatsminister Bernd Neumann, was als Experiment begonnen habe, sei zu einer nationalen Erfolgsgeschichte geworden, sogar:

    "zu einem Glücksfall der Kulturnation Deutschland. Schon das Einrichtungsgesetz von 1957 hatte die deutsche Wiedervereinigung im Blick. Als sie dann eintraf, gab es keine Diskussion über die Zuständigkeit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz"."

    Zur Stiftung zählen heute die 16 Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. das Ibero-Amerikanische Institut, das Staatliche Institut für Musikforschung . 75 Prozent des Gesamtetats trägt übrigens der Bund, der überdies für sämtliche Baukosten von rund 2,3 Milliarden Euro aufkommt und auch allein die Milliarden-Kosten für die Sanierung der Museumsinsel, der derzeit größten Kulturbaustelle Europas übernommen hat.

    Dass der Bundespräsident den Festakt mit seiner Anwesenheit beehrte, wurde als ein besonderes kulturpolitisches Signal der Unterstützung gewertet. Mit dem Ausbau der Museumsinsel und dem geplanten Humboldt-Forum werde Berlins Mitte zu einem weltweit leuchtenden Symbol für die Kulturnation Deutschland, erklärte er.

    Der scheidende Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, erinnerte daran, dass die preußischen Reformer Bildung in den Mittelpunkt ihres gesellschaftlichen Leitbildes gerückt hätten. In Zeiten von PISA vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl. Auch der Bundespräsident mahnte, dass ein so ehrgeiziges Projekt wie der Wiederaufbau der Museumsinsel und die Gestaltung des Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz ohne den Unterbau der musischen und kulturellen Bildung der Kinder und Jugendlichen halt- und zwecklos sei. Viel Beifall gab es an dieser Stelle von der Festversammlung.

    Die Museumsinsel als Stätte der europäischen Kultur und das Humboldt-Forum als neues Zentrum der außereuropäischen Sammlungen der Stiftung stehen nach Ansicht des Bundespräsidenten für den Doppelblick nach innen und außen, der den preußischen Kulturbegriff seit den Zeiten der beiden Humboldts geprägt habe und der jetzt in einer globalisierten Welt für ihn von unerwarteter Aktualität ist:

    ""Wir leben längst nicht mehr in der Selbstgewissheit früherer Zeiten mit dem sicheren Gefühl: Die Welt schaut auf Europa und seine Kultur. So sehr wir stolz sind und sein können auf die europäische Kulturgeschichte und auch auf die Gegenwart, so sehr stimmt eben auch: Die Zentren verschieben sich, andere Kulturen werden sich ihrer selbst bewusster und so auch selbstbewusster. Hier, am Humboldt-Forum, könnte die bisherige Zentralperspektive der westlichen Weltsicht etwas gebrochen werden. Offenheit ist einer der Wesensmerkmale unserer Kultur und sollte es auch bleiben. Die Aufmerksamkeit für alte und fremde Kulturen, die Anschauung als Ausdrucksmittel verschiedener Epochen und Regionen, all das kann sensibel machen auch für die Epochenbrüche der Gegenwart, für die Vorboten kultureller und damit auch gesellschaftlicher Umwälzungen."

    Klaus-Dieter Lehmann, Urheber des Konzepts des Humboldt-Forums, drückt es so aus:

    "Die Gleichwertigkeit der Kulturen wird in der Mitte Berlins zum Programm. Die Museumsinsel als humanistische Bildungslandschaft verknüpft mit dem Namen Wilhelm von Humboldt verbindet sich zum Weltort für Kunst und Kultur durch das von Denken und Wirken von Alexander von Humboldt initiierte Vermitteln der außereuropäischen Kulturen."

    Lehmann geht im kommenden Jahr in Pension. An seiner Ernennung vor fast zehn Jahren hatte sich ein heftiger Bund-Länder-Streit entzündet. Inzwischen zweifelt kaum noch jemand daran, dass es ihm gelungen ist, die Stiftung gekonnt durch schwierige Phasen zu lenken. Bei der Ernennung seines Nachfolgers, des Archäologen Hermann Parzinger, kam man übrigens ohne größere Querelen aus. Unter seiner Ägide soll das Humboldt-Forum realisiert werden, dem das Kabinett erst im Juli auch den finanziellen Segen gegeben hat.