Mario Levs ist 49 Jahre alt, Schriftsteller und ist Jude - türkischer Jude. Seine Familie kam vor über 500 Jahren aus Spanien nach Istanbul. der damalige Sultan gewährte den Sepharden Zuflucht vor der Verfolgung durch die Spanier. Einen fest verwurzelten Antisemitismus, wie etwa in Westeuropa, habe es in seinem Land nie gegeben, sagt Levi, aber durch die Proteste gegen den Libanon-Krieg habe sich etwas geändert im Verhältnis der moslemischen Mehrheit gegenüber den 50.000 Juden im Land:
"Der Anti-Zionismus oder auch nur die Kritik an Israel vermischt sich immer häufiger mit antisemitischen Tönen. Das betrifft auch die Medien. Wenn ein Selbstmordkommando gleich welcher Gruppe in Tel Aviv 24 Menschen tötet, dann schreibt hier niemand - so wie während der Libanon- Angriffe - die Schlagzeile 'Barbarisch'."
Seit den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah schlägt den Juden besonders von der religiösen Rechten des Landes offene Feindschaft entgegen. Islamistische Demonstranten zeigten freimütig ihre Sympathie mit der Hisbollah und beschuldigen Israel des - so wörtlich "Holocaust an den Arabern". Gegner des neuen türkischen Generalstabschefs Yasar Büyükanit versuchten dessen Ernennung zu verhindern, indem sie das Gerücht streuten, der General sei Jude. Einem Rasenhersteller in der Nähe von Izmir wurde das Wasser abgestellt, weil die Firma einen israelischen Eigentümer hat. Der dafür verantwortliche Bürgermeister gehört der Regierungspartei AKP an. Der Vorsitzende der islamistischen Fazilet-Partei beschuldigt israelische Touristen, Zecken ins Land gebracht zu haben, die das lebensgefährliche Kongo-Virus übertragen. Und die Frau des früheren Ministerpräsidenten Ecevit warnt davor, dass die gesamte Südost-Türkei durch Grundstücksverkäufe an Israelis verloren gehen könne.
Doch nicht nur Rechte und Islamisten, auch linke türkische Intellektuelle haben in den vergangenen Wochen gegen Israel Front gemacht. Unter der Überschrift: "Wir klagen an" warfen einige der bekanntesten Autoren des Landes in einer Zeitungsanzeige den USA, England und Israel "Imperialismus" vor. Die Gewalt der libanesischen Hisbollah dagegen erwähnen sie nicht.
Politisch und militärisch ist die Türkei ein enger Verbündeter Israels. Die Regierung will daran auch offiziell nichts ändern, doch in der Bevölkerung hat der Krieg im Libanon die Stimmung verändert:
"Dort wurden Kinder ermordet. Und wer ist dafür verantwortlich: Israel und Amerika."
"Das ist alles von langer Hand geplant, und weil niemand dagegen aufsteht, können sie ihren Nahost-Plan in aller Ruhe durchziehen."
Auch um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, sie seien bloße Zuschauer, haben Regierung und Militärführung in Ankara zugesagt, sich an der geplanten UN-Friedenstruppe für den Südlibanon zu beteiligen. Möglicherweise wird die Türkei das größte Kontingent an Soldaten stellen. Der Nahostexperte Cengiz Candar findet es hilfreich, wenn sich die Türkei im Nahen Osten stärker engagiert:
"Die Türken nähmen an dieser Mission zugleich als Europäer und als moslemische regionale Großmacht teil, die über ein schlagkräftiges Militär verfügt. In dieser Rolle sind sie nicht allein von den USA und Israel erwünscht, sondern auch von den Libanesen und einigen Machtzentren in der Region, wie etwa Saudi-Arabien."
Ob dieser UN-Einsatz etwas an der israelfeindlichen Stimmung im Land ändern wird, muss sich noch zeigen. Die türkischen Juden sind entschlossen, dem Druck standzuhalten. Mario Levi jedenfalls hat sich noch nie in seinem Leben ernsthaft überlegt nach Israel auszuwandern:
"Wer in dieser Stadt kann sagen, dass seine Familie schon seit 500 Jahren in Istanbul lebt? Nein, ich werde weiter in dieser Stadt leben, hier habe ich das Licht der Welt erblickt und hier werde ich meinen letzten Atemzug tun."
"Der Anti-Zionismus oder auch nur die Kritik an Israel vermischt sich immer häufiger mit antisemitischen Tönen. Das betrifft auch die Medien. Wenn ein Selbstmordkommando gleich welcher Gruppe in Tel Aviv 24 Menschen tötet, dann schreibt hier niemand - so wie während der Libanon- Angriffe - die Schlagzeile 'Barbarisch'."
Seit den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah schlägt den Juden besonders von der religiösen Rechten des Landes offene Feindschaft entgegen. Islamistische Demonstranten zeigten freimütig ihre Sympathie mit der Hisbollah und beschuldigen Israel des - so wörtlich "Holocaust an den Arabern". Gegner des neuen türkischen Generalstabschefs Yasar Büyükanit versuchten dessen Ernennung zu verhindern, indem sie das Gerücht streuten, der General sei Jude. Einem Rasenhersteller in der Nähe von Izmir wurde das Wasser abgestellt, weil die Firma einen israelischen Eigentümer hat. Der dafür verantwortliche Bürgermeister gehört der Regierungspartei AKP an. Der Vorsitzende der islamistischen Fazilet-Partei beschuldigt israelische Touristen, Zecken ins Land gebracht zu haben, die das lebensgefährliche Kongo-Virus übertragen. Und die Frau des früheren Ministerpräsidenten Ecevit warnt davor, dass die gesamte Südost-Türkei durch Grundstücksverkäufe an Israelis verloren gehen könne.
Doch nicht nur Rechte und Islamisten, auch linke türkische Intellektuelle haben in den vergangenen Wochen gegen Israel Front gemacht. Unter der Überschrift: "Wir klagen an" warfen einige der bekanntesten Autoren des Landes in einer Zeitungsanzeige den USA, England und Israel "Imperialismus" vor. Die Gewalt der libanesischen Hisbollah dagegen erwähnen sie nicht.
Politisch und militärisch ist die Türkei ein enger Verbündeter Israels. Die Regierung will daran auch offiziell nichts ändern, doch in der Bevölkerung hat der Krieg im Libanon die Stimmung verändert:
"Dort wurden Kinder ermordet. Und wer ist dafür verantwortlich: Israel und Amerika."
"Das ist alles von langer Hand geplant, und weil niemand dagegen aufsteht, können sie ihren Nahost-Plan in aller Ruhe durchziehen."
Auch um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, sie seien bloße Zuschauer, haben Regierung und Militärführung in Ankara zugesagt, sich an der geplanten UN-Friedenstruppe für den Südlibanon zu beteiligen. Möglicherweise wird die Türkei das größte Kontingent an Soldaten stellen. Der Nahostexperte Cengiz Candar findet es hilfreich, wenn sich die Türkei im Nahen Osten stärker engagiert:
"Die Türken nähmen an dieser Mission zugleich als Europäer und als moslemische regionale Großmacht teil, die über ein schlagkräftiges Militär verfügt. In dieser Rolle sind sie nicht allein von den USA und Israel erwünscht, sondern auch von den Libanesen und einigen Machtzentren in der Region, wie etwa Saudi-Arabien."
Ob dieser UN-Einsatz etwas an der israelfeindlichen Stimmung im Land ändern wird, muss sich noch zeigen. Die türkischen Juden sind entschlossen, dem Druck standzuhalten. Mario Levi jedenfalls hat sich noch nie in seinem Leben ernsthaft überlegt nach Israel auszuwandern:
"Wer in dieser Stadt kann sagen, dass seine Familie schon seit 500 Jahren in Istanbul lebt? Nein, ich werde weiter in dieser Stadt leben, hier habe ich das Licht der Welt erblickt und hier werde ich meinen letzten Atemzug tun."