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Syrien-Konflikt
USA wollen IS-freie Zone in Nordsyrien schaffen

An der türkisch-syrischen Grenze wollen die USA einen Korridor schaffen, der frei von Terroristen des Islamischen Staates (IS) ist. Ein 100-Kilometer-Streifen für Flüchtlinge kann dann als Rückzugsgebiet für Heimkehrer genutzt werden. Daher sollen Luftangriffe bald von der Türkei aus starten.

Von Marcus Pindur | 28.07.2015
    Türkische Panzer patrouillieren entlang der Grenze zu Syrien.
    Gegenwärtig agiert die Türkei alleine an der Grenze zu Syiren, nun wollen die USA Luftangriffe fliegen. (pa/dpa/EPA/Toprak)
    Einzelheiten müssten noch geklärt werden, so ein hoher amerikanischer Regierungsbeamter zu der geplanten IS-freien Zone in Nordsyrien. Es gehe dabei nicht um eine Flugverbotszone, die die Türkei seit Längerem fordert. Vielmehr solle die Türkei die Partner am Boden unterstützen, die die Terrormiliz IS bekämpfen würden.
    Das sind nach Lage der Dinge Kämpfer der kurdischen sogenannten Volksverteidigungseinheiten YPG. Sie behaupten von sich, unabhängig von der kurdischen PKK zu sein, gelten aber als deren militärischer Arm in Syrien.
    Den Widerspruch, einerseits den IS zu bekämpfen, andererseits jedoch zu dulden, dass der Nato-Partner Türkei die kurdischen Militäreinheiten bombardiert, konnte der Sprecher des US-Außenministeriums, James Kirby nicht auflösen.
    "Wir sind dankbar, dass die Türkei uns die Benutzung militärischer Basen auf ihrem Boden erlaubt. Damit können wir den IS besonders in Syrien aus der Luft bekämpfen. Wir sind dankbar für diese Unterstützung."
    Incirlik wird US-Luftstützpunkt
    Damit ist besonders der Luftstützpunkt Incirlik gemeint, von dem aus jetzt amerikanische Luftangriffe auf den IS geflogen werden können. Ein hundert Kilometer breiter Streifen an der türkisch-syrischen Grenze solle vom sogenannten Islamischen Staat gesäubert werden und als Rückzugsgebiet für Flüchtlinge dienen. Die kurdischen Truppen, nicht nur von der PKK, galten bislang als die einzig zuverlässigen Kämpfer gegen die Terrormiliz IS – und somit als Kooperationspartner der Anti-IS-Koalition und der USA.
    PKK bleibt für USA weiter terroristische Organisation
    Wie man den IS bekämpfen will mit einem Partner, der wiederum in Gefechte mit den Kurden verwickelt ist, die wiederum die einzige nennenswerte Anti-IS-Streitmacht am Boden stellen, diese Frage konnte James Kirby auch nach einer halben Stunde Pressekonferenz nicht beantworten – außer, dass die PKK immer noch als terroristische Organisation eingestuft werde.
    "Die Türkei ist wiederholt von PKK-Terroristen angegriffen worden. Und wir erkennen das Recht der Türkei an, sich gegen diese Attacken zur Wehr zu setzen. Die letzten Angriffe der Türkei auf die PKK waren Vergeltungsangriffe."
    Der Türkei war lange vorgeworfen worden, die Dschihadisten des sogenannten Islamischen Staates geduldet oder gar unterstützt zu haben. In den vergangenen Tagen hatten erstmals türkische Kampfflugzeuge Angriffe auf IS-Stellungen geflogen. Gleichzeitig griff das türkische Militär auch Stellungen der PKK im Nordirak an. Zuvor hatten PKK-Kämpfer wiederum türkische Sicherheitskräfte getötet. Ob es in dieser Gemengelage und angesichts der amerikanischen Führungsschwäche zu einer erfolgreichen Bekämpfung des IS kommen kann, wird von vielen in Washington bezweifelt.