Viele der Kinder litten unter psychischer Belastung, unzureichender Bildung und Kinderarbeit, beklagt UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres in einem Bericht des Flüchtlingshilfswerks UNHCR über die Lage der syrischen Flüchtlinge. So sei jede zweite Familie, die in Jordanien Zuflucht gefunden habe, ganz oder teilweise auf ihre Kinder angewiesen, um sich ein Einkommen zu sichern.
Andererseits müsse fast ein Drittel der befragten Kinder sechs Tage in der Woche drinnen bleiben, weil sich die Eltern um ihre Sicherheit in der neuen Umgebung sorgten. "Es dürfte keine Überraschung sein, dass die Bedürfnisse dieser Kinder gewaltig sind. Viele sind verwundet, körperlich oder seelisch oder beides", heißt es in seiner Erklärung.
Viele wollen nach Syrien, um zu kämpfen
Mehr als 70.000 syrische Flüchtlingsfamilien leben laut UNHCR ohne Vater, mehr als 3700 Kinder getrennt von beiden Elternteilen. Im Libanon mussten im ersten Halbjahr 2013 rund 750 Kinder in Krankenhäusern behandelt werden. Im jordanischen Za'atri-Lager, in dem rund 120.000 syrische Flüchtlinge leben, wurden im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Kinder wegen Kriegsverletzungen medizinisch versorgt.
Emotionale Reaktionen auf die Ausnahmesituation wie Ärger und Wut seien unter den Kindern weit verbreitet, so ein weiteres Ergebnis der Studie. In Gruppendiskussionen formulierten laut der Experten mehrere Jungen den Wunsch, nach Syrien zurückzukehren, um selbst zu kämpfen.
Appell an Geberländer
Es war nach UNO-Angaben die erste groß angelegte Studie des UNHCR seit Beginn des Syrien-Konflikts 2011. Mehr als drei Millionen Syrer sind demnach aus ihrer Heimat geflohen. Zu den in der Region registrierten Flüchtlingen kämen noch Hunderttausende hinzu, die nirgendwo registriert seien. Angesichts dieses enormen Stroms fordert das UNHCR eine "gewaltige" internationale Anstrengung bei der Unterstützung der Aufnahmeländer.
Das UNO-Programm hat bisher 625 Millionen Euro von der Staatengemeinschaft erhalten, um die Hilfe für die Flüchtlinge in der Region auszuweiten. Doch allein die Kosten für die Lager in Jordanien, wo derzeit mehr als 600.000 Syrer leben, werden für 2013 auf rund 1,8 Milliarden Dollar geschätzt. Amnesty International warf Jordanien vor, seine Grenze zu Syrien dichtzumachen. Jordanische Behörden wiesen den Vorwurf zurück.
NRW: Mehr Syrer aufnehmen
In Deutschland dringt Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger auf die Aufnahme weiterer syrischer Flüchtlinge durch den Bund. Die Situation der Bürgerkriegsflüchtlinge in den Krisengebieten spitze sich täglich zu. Wenige Tage vor der Herbsttagung der Innenminister in Osnabrück fordert der SPD-Politiker in der "Frankfurter Rundschau" den amtierenden Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich auf, das bundesweite Kontingent von 5000 Flüchtlingen zu erhöhen.
Die schwierige Situation an Europas Außengrenzen kritisierte im Deutschlandfunk Rupert Neudeck, Gründer und Vorsitzender der Hilfsorganisation "Grünhelm e.V.". Dass Afrikaner versuchten, in Booten Malta oder Italien zu erreichen, ließe sich nicht durch die EU-Grenzpolizei Frontex verhindern. Europa müsse zu einer politischen Lösung gelangen. Diese müsse das Ziel haben, den vor allem jungen Flüchtlingen eine Perspektive in ihrer Heimat zu ermöglichen, so Neudeck. Vorrangig sei hierbei eine "zukunftsträchtige Ausbildung".