
Das Thema gehe alle an, erklärte Bundesbildungsministerin Prien in Berlin. Niemand dürfe seine Verantwortung wegschieben, betonte die CDU-Politikerin. Hinter jeder Zahl stehe das Schicksal eines Mädchens oder eines Jungen. Die Täter kämen meist aus dem privaten Umfeld: "Sie sind Nachbarn, sie sind Bekannte, sind Verwandte, Menschen, denen man vertraut."
Die Unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM), Claus, Erwachsene müssten wissen, wie sie Täterstrategien erkennten. Zudem betonte sie, die gesellschaftlichen Kosten, die sexuelle Gewalt verursache, seien immens. Gewalterfahrungen führten zu Bildungsabbrüchen, hätten gesundheitliche Folgen und Konsequenzen in den Erwerbsbiografien Betroffener.
WhatsApp-Kurs mit 7 Tipps, wie man Kinder besser vor sexueller Gewalt schützen kann
Mehrere Initiativen wurden vorgestellt. So wird unter anderem die seit drei Jahren laufende Sensibilisierungs-Kampagne "Schieb deine Verantwortung nicht weg" fortgeführt. Kernstück in diesem Jahr ist ein Kurs, der über WhatsApp angeboten wird. Man meldet sich dafür an, und bekommt in den folgenden Wochen ein bis zwei kurze Nachrichten zum Thema geschickt. Der Titel lautet "7 Wochen. 7 Tipps". In den Jahren 2026/27 soll die Kampagne ihren Schwerpunkt auf digitale sexuelle Gewalt legen.
Nach Angaben der UBSKM zeigen die bisherigen Ergebnisse der Kampagne deutliche Fortschritte. Demnach ist der Anteil der Menschen, die sexuelle Gewalt auch im eigenen Umfeld für möglich halten, seit Beginn der Kampagne von 41 Prozent auf 53 Prozent gestiegen. Zugleich sehen heute 60 Prozent der Befragten Familie, Freunde und Bekannte in der Pflicht, Kinder zu schützen. Vor der Kampagne waren es 50 Prozent.
Studien sollen Forschungslücken schließen
Zudem sollen nach Angaben von Claus und Prien Forschungslücken geschlossen werden. Gerade im Bereich der sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen gebe es ein enormes Dunkelfeld, erklärte Prien. Mit dem im Juli in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen (UBSKM-Gesetz) wird auch die Jugendstudie "Safe!" gefördert. Ihr Ziel ist es, belastbare Daten über Häufigkeit, Formen und Folgen sexueller Gewalt und anderer Gewaltformen zu gewinnen. Die Ergebnisse sollen 2027 vorliegen.
Claus führte aus, man werde exakt erfahren, wie sehr junge Menschen heute sexueller Gewalt ausgesetzt seien, aber auch, ob sie Hilfe- und Unterstützungsstrukturen kennten. Daraus könne man wichtige Schlüsse über Veränderungen etwa bezüglich Risikoräume oder neue Tatphänomene ziehen.
Diese Nachricht wurde am 18.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
