
Die traditionelle Parade der Gewerkschaften in Moskau durfte zum ersten Mal seit 23 Jahren wieder direkt über den Roten Platz ziehen. Ganz vorneweg lief der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin. Nach Korrespondentenberichten war die Demonstration vor dem Hintergrund der Krise in der Ukraine deutlich patriotisch geprägt: auf Plakaten waren Aufschriften zu lesen wie "Ich bin stolz auf mein Land" und "Putin hat Recht".
Viele Teilnehmer hielten auch die russische Flagge und Ballons in den Nationalfarben hoch. Auf der Mai-Demonstration in Moskau waren Transparente zu sehen, die den Beitritt der Krim zu Russland anpreisen. "Moskau - Sewastopol, Städte der Helden" hieß es laut AFP auf einem der Plakate.
Die Organisatoren hatten schon im Vorfeld verkündet, dass die Kundgebung, Zitat: "wegen der Lage an unseren Grenzen anti-faschistisch" werde. "Anti-faschistisch"? Hinter dem Begriff stehen die Bestrebungen in Russland und den russischen Medien, den Sturz des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch in ein bestimmtes Licht zu rücken: Gemeint mit "Faschisten" sind etwa die ultranationalistischen und rechtsradikalen Kräfte wie der "Rechte Sektor", die sich an den Kundgebungen in Kiew beteiligt hatten.
Tränengas in Istanbul
Auch in Istanbul gab es eine Demonstration, die aber weniger friedlich verlief. Trotz eines Verbotes drängten hunderte Menschen in Richtung Taksim-Platz. Die Polizei habe noch Warnungen ausgesprochen, melden Korrespondenten. Dann seien die Sicherheitskräfte mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Menge vorgegangen. Auf dem Taksim-Platz hatten vergangenen Sommer viele Massenkundgebungen gegen die Regierung Erdogan stattgefunden.
An diesem Donnerstag waren zehntausende Polizisten in Istanbul im Einsatz, allein die Hälfte hatte den Auftrag, den Taksim-Platz abzusperren. Gouverneur Avni Mutlu begründete, er habe Geheimdienst-Informationen, dass Terrorgruppen Angriffe auf dem Platz planten. Auch Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte schon vor Tagen gesagt, die Menschen sollten sich keine Hoffnungen machen, auf den Platz zu gelangen.
In Kambodscha kam es ebenfalls zu Zusammenstößen. Dort hatten die Gewerkschaften zu Solidaritätskundgebungen für die Arbeiter in der Textilbranche aufgerufen. Die Arbeiter sind zur Zeit in zwei Sonderwirtschaftszonen nahe Vietnam im Streik. Im Park der Freiheit in der Hauptstadt Phnom Penh ging die Polizei mit Schlagstöcken gegen die Menge vor.

Demonstrationszüge gab es auch in Malaysia, in Indonesien, auf den Philippinen, in Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan.
(jcs/fe)