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Tag der Entscheidung bei Solarworld

Die Aktionäre des schwer angeschlagenen Konzerns Solarworld müssen auf fast sämtliche Anteile verzichten, wenn sie das Unternehmen vor der Insolvenz bewahren wollen. Nicht alle auf der Aktionärsversammlung Anwesenden waren deshalb so optimistisch wie Firmengründer Asbeck.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 07.08.2013
    Konzernvertreter von Solarworld sprachen am frühen Nachmittag gar von Querulanten, die die heutige Hauptversammlung unnötig in die Länge ziehen wollten. Die Aussprache über den Sanierungsplan war da bereits stundenlang im Gange, die Gesichter der Beteiligten wurden immer länger. Zumal mancher Kleinaktionär seinem Ärger heute im Alten Bonner Plenarsaal ordentlich Luft machte. Dem Vorstand und allen voran Firmenchef Frank Asbeck wurde ein "großkotziger Ton" vorgeworfen. Ein anderer Anleger fühlte sich wie "Aktionärsvieh" behandelt. Und dieser Herr, der gegenüber unserem Programm lieber anonym bleiben wollte, gibt Solarworld langfristig gar keine Chance mehr:

    "Bin der Meinung, Solarworld dichtmachen – ob der Asbeck das noch alle schafft?"

    In zwei Runden haben die Gläubiger des größten europäischen Fotovoltaik-Herstellers der Sanierung diese Woche bereits mit großer Mehrheit zugestimmt. Konzernsprecher Milan Nitzschke räumt aber offen ein:

    "Das ist für die Aktionäre schmerzhaft – aber auch Chance - oder Insolvenz anzumelden."

    Die Rettung von Solarworld soll durch einen gewaltigen Schuldenschnitt gelingen, der massiv zulasten der Gläubiger und Aktionäre geht. Doch die Verluste könnten damit von einer knappen Milliarde auf 430 Millionen Euro gesenkt werden, so hofft der Vorstand. Außerdem kommt ein neuer Großaktionär ins Boot: Ein Solarunternehmen aus Katar steigt mit knapp dreißig Prozent bei Solarworld ein und will zusätzlich einen zweistelligen Millionen-Kredit investieren. Ob diese Rettungsmaßnahmen langfristig auch die Arbeitsplätze bei Solarworld sichern, da ist sich dieser bereits eben zitierte Kleinaktionär nicht sicher:

    "Dass man China das vorwirft – Freiberg retten – Bonner Zentrale das Unwichtigste dabei."

    Auch ihm gehe es vorrangig um die Arbeitsplätze, sagt Firmengründer Asbeck. Knapp tausend Mitarbeiter mussten bereits gehen, heute beschäftigt Solarworld im sächsischen Freiberg sowie in den USA und in der Bonner Zentrale noch rund 2600 Mitarbeiter. Asbeck verbreitet Optimismus:

    "Wir wollen nach wie vor – A-Plätze erhalten – nur noch Dienstleistungen und Fernsehen."

    Unermüdlich betonte Asbeck auch heute seine Zuversicht, dass die Aktionäre bis zum Abend noch grünes Licht für sein Sanierungskonzept geben werden. Sämtliche Kritik der Anleger – angefangen vom Vorwurf der Selbstbereicherung über fehlende unternehmerische Weitsicht bis hin zu Solarworlds mangelnder Wettbewerbsfähigkeit – all diese Schelte ließ der sogenannte "Sonnenkönig" Asbeck an sich abtropfen. Schützenhilfe dabei leistet Konzernsprecher Milan Nitzschke:

    "Das klingt doof, nicht selbst schuld – Solarworld wird gestärkt aus Marktkonsolidierung hervorgehen."

    Sollte die Rettung des Unternehmens gelingen, wäre dies ein Signal für die gesamte Branche – sie gilt unter Fachleuten weiter als zukunftsfähig, da der Solarstrom umweltfreundlich und für die Endkunden oft vergleichsweise preisgünstig ist.