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Tag der offenen Hochschultür
Schüler informieren sich an sächsischen Unis

Am Tag der offenen Hochschultür haben alle elften und zwölften Klassen in Sachsen schulfrei bekommen. Sie sollen in eine der 22 sächsischen Unis, Hochschulen oder Berufsakademien reinzuschnuppern.

Von Nadine Lindner |
    Wo bitte schön, geht’s hier eigentlich zur Dülferstraße? Den Lageplan rechts rum gedreht, links rum gedreht, Ratlosigkeit in den Gesichtern. Und das Hörsaalzentrum? Ist das weit?
    Szenen wie diese spielen sich heute wohl unzählige Male an den sächsischen Hochschulen ab. Denn heute ist Tag der offenen Hochschultür. Alle elften und zwölften Klassen haben extra schulfrei bekommen, um in eine der 22 sächsischen Unis, Hochschulen oder Berufsakademien reinzuschnuppern. Fast 20.000 Schülerinnen und Schüler sind im Bundesland unterwegs – eine kleine Völkerwanderung. Auch hier am Campus der TU Dresden, der größten Uni in Sachsen.
    "Also das hier ist ein Addierer, der kann zwei Vierbitzahlen plus ein Vorzeichen-Bit zusammen addieren."
    In den Augen von Albrecht, 18, spiegeln sich Faszination, aber auch ein klein wenig Angst. Der 17-Jährige steht vor dem Stand des Studiengangs Elektrotechnik.
    "Ich komme aus Radebeul und interessiere mich für Ingenieurwissenschaften. Das wusste ich vorher schon, ich habe mir einen Vortrag angeguckt und da hab ich ziemlich viel schon gesehen."
    Roy Ledermüller studiert im siebten Semester Informationssystem-Technik.
    "Also du kannst hier gerne das Grundstudium vergleichen. Da gibt es schon geringe Unterschiede."
    Ein grünes Faltblatt, ein gelbes Faltblatt, und noch ein blaues hinterher, alles landet erst mal im Jutebeutel, die im Foyer vorsorglich verteilt werden. Albrecht ist sich ziemlich sicher, dass er später hier studieren will. Er wollte es sich nur noch mal anschauen.
    Im Festsaal in der Dülferstraße auf dem Campus der TU Dresden fliegen heute den ganzen Tagen Gesprächsfetzen wie diese durch die Luft, Verkehrswissenschaft, Internationale Beziehungen, Forstwissenschaft, – an den Ständen können sich die Schüler informieren, mit Studenten sprechen. Über 4000 Interessierte werden erwartet.
    "Um was geht’s? Wir wollen den sächsischen Gymnasiasten unsere Studienmöglichkeiten offerieren. In Vorlesungen gehen, in Fachbereiche reinschauen, mit den Studenten schwatzen, sich mit Hochschullehrern unterhalten."
    Birgit Hartenhauer, Projektmanagerin bei der Zentralen Studienberatung, sitzt im Foyer des Festsaals Dülferstraße und beobachtet zufrieden die Schülerscharen, die an ihr vorbeiziehen. Seit 2002 arbeitet sie beim Tag der offenen Hochschultür mit – eine Aktion, die in Deutschland einmalig ist.
    "Dazu soll der Tag ja dienen, sich selber klar zu werden, was will ich. Und möglicherweise sitze ich hier in einer Vorlesung und erlebe einen Professor oder eine Professorin und sage 'Wow', genau das ist es und genau das möchte ich studieren."
    Klarheit bekommen, Orientierung in dem Chaosbetrieb Uni gewinnen. Das wünscht sich auch die 17-jährige Grit aus Welthen. Aber bei ihr trägt dieser Tag eher zur noch mehr Verwirrung bei:
    "Naja es ist halt so, dass man sich was vornimmt. Und sobald man dann in die Studienberatung kommt oder die Familie sich mit einmischt, dann verunsichert einen jeder noch mehr. Das ist nicht gut, das sollst du nicht machen, mach lieber das."
    Ganz anders geht die 16-jährige Miriam aus der Nähe von Riesa in Nordsachsen an diesen Tag ran.
    Sie hat einen ganzen Stapel Broschüren in der Hand und ziemlich genaue Vorstellungen von dem, was sie machen will. Also einmal Lehramt an Mittelschulen, höheres Lehramt an Gymnasien. Anne Krüger und ihre Kommilitonin vom Fachschaftsrat versuchen, alle Fragen zu beantworten.
    "Ganz oft wird nach dem NC gefragt. Welcher NC jetzt relevant ist."
    Noch bis heute Abend sind die Vorlesungen und Seminar für alle Interessierten offen.
    "Ich werde hier heute noch ein bisschen rumstreunern."