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Tag des Sieges in Russland
Putin nimmt an Militärparade auf der Krim teil

Russlands Präsident Putin ist am wichtigsten russischen Feiertag demonstrativ auf die Krim gereist. Es ist sein erster Besuch seit dem international nicht anerkannten Anschluss der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel an Russland. Kiew sieht darin eine Provokation.

09.05.2014
    Wladimir Putin begutachtet zusammen mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Shoigu (li) in der Hafenstadt Sewastopol die russische Schwarzmeerflotte.
    Wladimir Putin begutachtet zusammen mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Shoigu (re) in der Hafenstadt Sewastopol die russische Schwarzmeerflotte. (YURI KADOBNOV, AFP)
    Wladimir Putin nahm die Parade von zehn Kriegsschiffen sowie 70 Kampfflugzeugen und Hubschraubern in der Bucht von Sewastopol an Bord eines Bootes ab. Das Staatsfernsehen übertrug die Feier anlässlich des Sieges über Nazi-Deutschland 1945 live. "Das Jahr 2014 wird in die Annalen unseres Landes eingehen", betonte der Präsident. Es gibt noch viel zu tun, aber wir werden die Schwierigkeiten meistern, weil wir vereint sind", lobte der Präsident die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation. Russland sei mit der Krim stärker geworden.
    Es ist Putins erster Besuch auf der Krim seit dem international nicht anerkannten Anschluss der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel an Russland. Das ukrainische Außenministerium verurteilte den Besuch und sprach von einer beabsichtigten Eskalation der Ukraine-Krise. Ähnlich äußerte sich die US-Regierung. Auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezeichnete den Krim-Besuch Putins als unangemessen.
    Der Besuch sei nichts Ungewöhnliches, sagte hingegen Dmitri Tultschinski, Leiter des Deutschland-Büros der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, im Deutschlandfunk. Am heutigen 9. Mai werde im ganzen Land mit Paraden der Sieg über Nazi-Deutschland gefeiert. Und natürlich geschehe dies auch auf der Krim als "Teil Russlands".
    Putin beschwört Patriotismus


    Am Vormittag hatte Wladimir Putin als Befehlshaber der russischen Armee eine Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau abgenommen. Der Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg sei mit Millionen von Opfern bezahlt worden, erklärte er. Der "Tag des Sieges" ist in Russland der wichtigste Feiertag. Er gehört in erster Linie den Veteraninnen und Veteranen des Zweiten Weltkriegs.
    Wladimir Putin und Dimitri Medwedjew nehmen an der Feier auf dem Roten Platz in Moskau teil.
    Wladimir Putin und Dimitri Medwedjew nehmen an der Feier auf dem Roten Platz in Moskau teil. (picture alliance / dpa / Michael Klimentyev)
    Der Jahrestag des Sieges hat für die Identitätsbildung der Russinnen und Russen bis heute eine zentrale Bedeutung. Aus diesem Grund versprach Putin anlässlich der alljährlichen Militärparade mit Waffenschau auf dem Roten Platz: "Der 9. Mai war, ist und bleibt unser wichtigster Feiertag." Den Veteraninnen und Veteranen versprach er, ein ewiges Andenken zu bewahren: "Wir sind stolz auf sie."
    Putin betonte, der eiserne Willen des sowjetischen Volkes habe Europa vor der Sklaverei gerettet. Nach der Nationalhymne und Salutschüssen marschierten etwa 11.000 Soldaten aller Waffengattungen über das Kopfsteinpflaster des Roten Platzes. Danach fuhren 151 Einheiten schwerer Militärtechnik an der Ehrentribüne vorbei, bei der Waffenschau waren auch atomar bestückbare Interkontinentalraketen dabei. Darüber flogen Kampfflugzeuge und Hubschrauber.
    Der stellvertretende Fraktionschef der Linkspartei, Dietmar Bartsch, hält Militärparaden für ein Relikt des vergangenen Jahrhunderts. Doch die Tradition sei eben eine andere - und die Demonstration militärischer Stärke gehöre zur politischen Sozialisierung ehemaliger Sowjetbürger, sagte Bartsch im Deutschlandfunk.
    Tote und Verletzte im Osten der Ukraine
    Die Krise in der Ukraine erwähnte Putin nur indirekt: "Dies ist ein Feiertag, an dem die über alles siegende patriotische Kraft triumphiert, an dem wir alle besonders stark fühlen, was es bedeutet, dem Mutterland treu zu sein, und wie wichtig es ist, für unsere Interessen einzustehen."
    In der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol hat es derweil bei Auseinandersetzungen zwischen der Armee und prorussischen Rebellen offenbar mehrere Tote gegeben. Wie mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend berichten, versuchte das Militär das besetzte Polizeipräsidium wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Dabei seien die Sicherheitskräfte unter Beschuss geraten. In den Berichten ist von zwei bis acht Toten die Rede.
    Behörden gehen nicht gegen Referendum vor
    Die Behörden in der Ostukraine wollen nicht gegen das geplante Unabhängigkeitsreferendum vorgehen. Das Bürgermeisteramt in Donezk erklärte, es gebe nicht genügend Einsatzkräfte, um die Volksabstimmung über eine Abspaltung zu verhindern. Aus Sicherheitsgründen werde man die prorussischen Separatisten nicht davon abhalten, Wahllokale einzurichten.
    (tzi/kis/ach)