Archiv


Tag und Nacht unter Bewachung von Wildhütern

Es geht mit dem schwarz-weißen Zebra-Jeep in die Nngong Hills, der nördlichen Serengeti, nur hügeliger und grüner noch als die etwas tiefer gelegene Savanne. Die weite Fahrt lohnt sich, obschon sie zu einem einzigen Tier führt:

Von Guido Meyer |
    Gleich werden wir das Rhinozeros sehen. Wir werden bald wieder drei davon haben; momentan gibt es nur dieses eine letzte. Die anderen zwei haben wir aus Südafrika herfliegen lassen. Sie sind aber gerade erst angekommen und müssen sich noch eingewöhnen; wir haben sie noch nicht freigelassen. Sie sollen sich dann aber paaren, damit es wieder mehr werden, denn alle anderen Nashörner hier sind mittlerweile ausgerottet. Wilderer haben sie geschossen, zumeist wegen ihres kostbaren Horns. Deswegen wird dieses eine hier ständig von bewaffneten Rangern bewacht, weil es auch heute immer noch kriminelle Jäger gibt.

    John Nchoi ist selbst einer der Ranger, deren Aufgabe es ist, vier-und-zwanzig Stunden am Tag auf das letzte Nashorn von Nngong Hills aufzupassen. Das wird schließlich noch zur Nachwuchszeugung gebraucht, um die Rhino-Population in der Massai Mara wieder ansteigen zu lassen. Von einst über hunderttausend sind keine zweitausend mehr übrig. Noch bis in die achtziger Jahre wurden über einhunderttausend Elefanten von Trophäenjägern abgeschossen, drei Viertel des gesamten Bestandes:

    Tagsüber darf es sich fressend frei durch die Büsche bewegen, nachts wird das Nashorn weggesperrt und gefüttert. Deswegen sind die ansonsten eher angriffslustigen Tiere mittlerweile an den Geruch der Ranger gewöhnt und lassen Touristen in Frieden, wenn ein vertrauter Ranger mit dabei ist.

    Unser Rhino hier ist ein so genanntes Weißes Nashorn. Es ist natürlich grau, hat seinen Namen aber wegen seiner sehr hellen Lippen. Dann gibt es in Afrika auch noch das Schwarze oder Breitmaulnashorn, das einen dunkel marmorierten Mund hat und Blätter von Bäumen abreißt. Unser Weißes hier jedoch ist ein Graser. Außerdem ist es größer als das Schwarze. Es heißt übrigens Madraka, was so viel bedeutet wie Feiertag. Es wurde am ersten Juni geboren, der bei uns in Kenia Nationalfeiertag ist.

    Dirk Obendirk, Manager vom Twiga Camp im Kimana Reservat, über sein bislang größtes Safari-Glücksgefühl:

    Mal 'nen Elefant in unterschiedlicher Art und Weise, wie er sich benimmt, wie er Wasser trinkt, wie sie auch zweikämpfen. Da kann man sehr viel beobachten. Was man so, ich sage 'mal, was Sie in den Dokumentationsfilmen in Deutschland sehen, das 'mal live erleben. Es ist ein bisschen 'ne Glücksfrage, wann man die Tiere und wie man die Tiere antrifft. Es ist auf jeden Fall so, das Verhalten der Tiere zu beobachten ... deswegen machen wir ja Frühpirsch, weil dann ist es kühl, dann sind die Tiere aktiver als am Mittag. Und das einfach zu beobachten ist 'ne faszinierende Sache.

    Frühpirsch, Mittagshitze, Sonnenuntergang. Am Ende eines langen Safari-Tages geht es mit dem Jeep zurück, durch Schlaglöcher und Pfützen, ins Heimatcamp.