Das Beispiel Algerien: Meinen ersten Flug mit Air Algérie werde ich nie vergessen. Schon auf der Startbahn hatte ich Zigarettenrauch in der Nase. Verkleidung und Sitze waren von einem grauen Nikotinschleier überzogen. Als ich mich umdrehte, um die Stewardess empört auf den Raucher hinzuweisen, traute ich meinen Augen kaum: Der Raucher war die Stewardess.
Heute ist auch in den Flugzeugen der staatlichen Air Algérie das Rauchen verboten. Das hat die Flüge aber nicht angenehmer gemacht: Permanent kommt es zu Verspätungen und zu unvorhergesehenen Zwischenlandungen. Der 2000-Kilometer-Flug von Algier nach Tamanrasset dauert inklusive zweier Zwischenlandungen sechs Stunden.
Es ist nicht nur Algérie, die Reisen in Algerien zum Missvergnügen machen. Es ist auch der Flughafen Algier, allen voran seine staatlichen Behörden. Offenbar macht sich jeder Flugreisende von vornherein verdächtig, was den Aufenthalt am Flughafen verlängert. An nur wenigen Orten dieser Welt fühlen sich Passagiere weniger willkommen als hier. Viehherden gleich werden sie durchgewinkt, weitergepfiffen, per Handzeichen zum Stehen gebracht und zum Warten gezwungen. Kein Gruß, kein bitte, kein danke.
Der Kampf beginnt schon an der Tür – denn dort wartet die erste Schlange. An sämtlichen Eingängen kontrollieren zwei bis drei Polizisten zum ersten Mal die Papiere, bereits hier wird das Gepäck durchleuchtet. Glücklich, wer einen Freund bei der Polizei, bei Air Algérie oder bei den Flughafenbehörden hat – er wird durchgewinkt. Noch glücklicher, wer wichtig ist, und sei es, diese Wichtigkeit auch nur gekauft zu haben: Der findet unter den uniformierten und zivilen Polizisten schnell jemanden, der für ihn die Laufarbeit verrichtet und die entsprechenden Tickets und Stempel besorgt, abstempelt und alle Unannehmlichkeiten beseitigt.
Drinnen in der Halle ist es nicht viel angenehmer. Abflug- und Ankunfthalle sind voller Spitzel, Zöllner, Polizisten, Geheimdienstler und sonstiger Überwacher. In Algier mag das besonders offensichtlich sein. In Tunis oder Casablanca ist es aber nicht viel anders: Das Gebaren der Behörden ist Teil des staatlichen Machtanspruchs.
Nach dem Einchecken (mit Passkontrolle) geht es zur Kontrolle nach dem Einchecken. Dann weiter in den Ausreisebereich (Passkontrolle). Es folgen der Transitbereich (Passkontrolle und Ausreisestempel), die Abflughallen (Pass- und Gepäckkontrolle), der Weg zum Bus auf Vorfeld (Pass- und Bordkartenkontrolle).
Die Fahrt im Bus kann länger dauern. Denn wenn der Bus endlich vor dem Flugzeug angekommen ist, bleiben die Türen so lange geschlossen, bis sich eine halbe Hundertschaft von Gendarmen, Polizisten und anderen Schwerbewaffneten bequemt hat, ihre Positionen einzunehmen. Schließlich öffnet sich eine Tür, und schweigsame Uniformträger sammeln die Bordkarten ein.
Anschließend gilt es, sein bereits aufgegebenes Gepäck zu identifizieren, das schon eine ganze Weile in der brütenden Sonne auf dem Rollfeld wartet. Dann muss man es zu einem Handwagen tragen. Von dort transportieren es mürrische Arbeiter ins Flugzeug.
Anschließend wird das Handgepäck kontrolliert, nachdem es schon zweimal durchleuchtet wurde. Dann wird man noch einmal abgetastet – unter den Augen von Uniformierten, die ihre Maschinengewehre im Anschlag halten. Algerien ist seit 15 Jahren im Ausnahmezustand.
Erst jetzt kann man sich auf den angenehmeren Teil der Reise freuen: Algerien von oben zu sehen. Das Propellerflugzeug, das nach Tamanrasset fliegt, bleibt den meisten Teil der Reise unterhalb der Wolkendecke. Im Dunst sind gleich hinter Algier die Berge der Kabylei zu sehen, ein schroffer Gebirgszug mit grünen Hügeln – und selbst jetzt im März noch Schnee auf einigen Gipfeln. Algerien ist riesig, hat aber nur 30 Millionen Einwohner, die sich auf einen schmalen Küstenstreifen von vielleicht 200 Kilometern konzentrieren. Danach: leeres Land, das schnell in Wüste übergeht.
Der Flug wird von zwei Zwischenlandungen unterbrochen: eine in El Golea, die zweite in In Salah. Hier wie dort wird das Flugzeug erneut auf beiden Seiten von Bewaffneten umstellt. Langsam steigen die Temperaturen: Algier 24 Grad, El Golea 26 Grad, In Salah 36 Grad, in Tamanrasset wiederum 26 Grad. Und das sind die Frühjahrstemperaturen.
Das Flugzeug wird betankt. Die Passagiere reden wild in ihre Handys hinein. Das scheint nicht verboten. Ich will kurz vor die Tür, um ein Foto der Wüste machen – das ist streng verboten, vom Kapitän persönlich.
Nach sechs Stunden also: Tamanrasset. Das Tor zur Wüste. Eine wichtige Station auf dem langen Marsch der Emigranten. Auch hier ist Fotografieren wieder streng verboten. Der Grund ist offensichtlich: neben dem zivilen Flughafen bauen amerikanische Firmen einen militärischen Teil – eine amerikanische Luftwaffenbasis, wie mir auf Nachfragen erzählt wird.
Heute ist auch in den Flugzeugen der staatlichen Air Algérie das Rauchen verboten. Das hat die Flüge aber nicht angenehmer gemacht: Permanent kommt es zu Verspätungen und zu unvorhergesehenen Zwischenlandungen. Der 2000-Kilometer-Flug von Algier nach Tamanrasset dauert inklusive zweier Zwischenlandungen sechs Stunden.
Es ist nicht nur Algérie, die Reisen in Algerien zum Missvergnügen machen. Es ist auch der Flughafen Algier, allen voran seine staatlichen Behörden. Offenbar macht sich jeder Flugreisende von vornherein verdächtig, was den Aufenthalt am Flughafen verlängert. An nur wenigen Orten dieser Welt fühlen sich Passagiere weniger willkommen als hier. Viehherden gleich werden sie durchgewinkt, weitergepfiffen, per Handzeichen zum Stehen gebracht und zum Warten gezwungen. Kein Gruß, kein bitte, kein danke.
Der Kampf beginnt schon an der Tür – denn dort wartet die erste Schlange. An sämtlichen Eingängen kontrollieren zwei bis drei Polizisten zum ersten Mal die Papiere, bereits hier wird das Gepäck durchleuchtet. Glücklich, wer einen Freund bei der Polizei, bei Air Algérie oder bei den Flughafenbehörden hat – er wird durchgewinkt. Noch glücklicher, wer wichtig ist, und sei es, diese Wichtigkeit auch nur gekauft zu haben: Der findet unter den uniformierten und zivilen Polizisten schnell jemanden, der für ihn die Laufarbeit verrichtet und die entsprechenden Tickets und Stempel besorgt, abstempelt und alle Unannehmlichkeiten beseitigt.
Drinnen in der Halle ist es nicht viel angenehmer. Abflug- und Ankunfthalle sind voller Spitzel, Zöllner, Polizisten, Geheimdienstler und sonstiger Überwacher. In Algier mag das besonders offensichtlich sein. In Tunis oder Casablanca ist es aber nicht viel anders: Das Gebaren der Behörden ist Teil des staatlichen Machtanspruchs.
Nach dem Einchecken (mit Passkontrolle) geht es zur Kontrolle nach dem Einchecken. Dann weiter in den Ausreisebereich (Passkontrolle). Es folgen der Transitbereich (Passkontrolle und Ausreisestempel), die Abflughallen (Pass- und Gepäckkontrolle), der Weg zum Bus auf Vorfeld (Pass- und Bordkartenkontrolle).
Die Fahrt im Bus kann länger dauern. Denn wenn der Bus endlich vor dem Flugzeug angekommen ist, bleiben die Türen so lange geschlossen, bis sich eine halbe Hundertschaft von Gendarmen, Polizisten und anderen Schwerbewaffneten bequemt hat, ihre Positionen einzunehmen. Schließlich öffnet sich eine Tür, und schweigsame Uniformträger sammeln die Bordkarten ein.
Anschließend gilt es, sein bereits aufgegebenes Gepäck zu identifizieren, das schon eine ganze Weile in der brütenden Sonne auf dem Rollfeld wartet. Dann muss man es zu einem Handwagen tragen. Von dort transportieren es mürrische Arbeiter ins Flugzeug.
Anschließend wird das Handgepäck kontrolliert, nachdem es schon zweimal durchleuchtet wurde. Dann wird man noch einmal abgetastet – unter den Augen von Uniformierten, die ihre Maschinengewehre im Anschlag halten. Algerien ist seit 15 Jahren im Ausnahmezustand.
Erst jetzt kann man sich auf den angenehmeren Teil der Reise freuen: Algerien von oben zu sehen. Das Propellerflugzeug, das nach Tamanrasset fliegt, bleibt den meisten Teil der Reise unterhalb der Wolkendecke. Im Dunst sind gleich hinter Algier die Berge der Kabylei zu sehen, ein schroffer Gebirgszug mit grünen Hügeln – und selbst jetzt im März noch Schnee auf einigen Gipfeln. Algerien ist riesig, hat aber nur 30 Millionen Einwohner, die sich auf einen schmalen Küstenstreifen von vielleicht 200 Kilometern konzentrieren. Danach: leeres Land, das schnell in Wüste übergeht.
Der Flug wird von zwei Zwischenlandungen unterbrochen: eine in El Golea, die zweite in In Salah. Hier wie dort wird das Flugzeug erneut auf beiden Seiten von Bewaffneten umstellt. Langsam steigen die Temperaturen: Algier 24 Grad, El Golea 26 Grad, In Salah 36 Grad, in Tamanrasset wiederum 26 Grad. Und das sind die Frühjahrstemperaturen.
Das Flugzeug wird betankt. Die Passagiere reden wild in ihre Handys hinein. Das scheint nicht verboten. Ich will kurz vor die Tür, um ein Foto der Wüste machen – das ist streng verboten, vom Kapitän persönlich.
Nach sechs Stunden also: Tamanrasset. Das Tor zur Wüste. Eine wichtige Station auf dem langen Marsch der Emigranten. Auch hier ist Fotografieren wieder streng verboten. Der Grund ist offensichtlich: neben dem zivilen Flughafen bauen amerikanische Firmen einen militärischen Teil – eine amerikanische Luftwaffenbasis, wie mir auf Nachfragen erzählt wird.

