Wochenkonferenz beim "Stader Tageblatt". Außer zwei Dutzend Redakteuren sitzen in der Runde auch zwei Mitglieder des Kompetenz-Beirats. Ihre Aufgabe: Die Zeitungsausgaben der vergangenen Woche kritisieren:
"Ich denke, es wäre ganz gut, Termine einer Stadt auf einer Seite zusammenzufassen und nicht gewisse Termine drei Seiten später. Ich würde mir wünschen in dieser Zeitung viel mehr Mut zur eigenen Meinung, die allerdings auch klar abgegrenzt ist. Zu wichtigen Themen wie beispielsweise Emissionshandel, wie beispielsweise Verkehrsentwicklung. Damit geben Sie das, was eine gute Zeitung tun muss: Sie geben eine Richtschnur für Ihre Leser aus."
Rolf Kampmeier und Christiane Oppermann ernten in der Runde nachdenkliches Schweigen. Das ist so gewollt. Diskutiert wird nicht – die Kritik soll sacken und später im Redaktionsalltag nachwirken. Rolf Kampmeier hat auch Fachliches zu bemängeln, in einem Artikel über den Neubau der Buxtehuder Stadtverwaltung. Es sei falsch zu schreiben, der Bau-Auftrag müsse an den billigsten Anbieter vergeben werden. "An den wirtschaftlichsten" hätte es heißen müssen. Rolf Kampmeier weiß so etwas – er war lange Dezernent und Kämmerer in Buxtehude.
Christiane Oppermann bringt als bundesweit bekannte Wirtschaftsjournalistin ganz andere Kompetenzen ein. Eine klare, verständliche Sprache liegt ihr am Herzen. Und dass man die Leser nie von oben herab behandelt:
"Wenn man seine Leser mag, dann beschimpft man sie nicht gleich, weil sie an einem Konzert nicht teilgenommen haben. Das ist so eine Sache, die finde ich an einer Zeitung unangenehm, wenn ich von Anfang an belehrt werde."
Als die 57-jährige Christiane Oppermann vom "Stader Tageblatt" gefragt wurde, ob sie im Kompetenz-Beirat mitwirken will, musste sie nicht lange überlegen:
"Ich wohne hier seit 15 Jahren und ich wohne gerne hier. Ich fühle mich auch langsam verantwortlich für diese Gegend, und ich find’s ein spannendes Projekt. Ich finde Lokalzeitung ausgesprochen spannend."
Ihre Zeitung zu begleiten und ein bisschen besser zu machen, dazu haben sich insgesamt 25 ehemalige Führungskräfte und sonstige Größen der Region bereit gefunden. In den Wochenkonferenzen und in den monatlichen Beirats-Treffen sitzen auch Ärzte, Obstbauern, Reeder, Banker und Polizisten.
Einige wenige sind noch beruflich aktiv, so wie Christiane Oppermann oder wie ein Berater des Deutsche-Bahn-Vorstands, der im Kreis Stade wohnt. Manchmal begleiten die Mitglieder des Kompetenz-Beirats Redakteure zu Terminen und oft schreiben sie selbst Artikel. Zum Beispiel der frühere Kommissar, der jetzt im Beirat sitzt. Als in der Gegend eine Studentin ermordet wurde, lieferte er einen Hintergrund-Bericht über die Arbeit der Polizei. So etwas hebt die Qualität einer Zeitung entscheidend, findet Chefredakteur Wolfgang Stephan:
"Weil wir an Informationen kommen, an die wir sonst nicht kommen. Sie können davon ausgehen, dass alle Mitglieder Erfahrungen haben, Wissen. Das waren ja Leute, die uns früher nur begrenzt Auskunft gegeben haben. Wenn wir jetzt zum Beispiel ein Gesundheitsthema haben, zum Beispiel Missstände im Krankenhaus: Wir haben zwei ehemalige Chefärzte dabei - und die sagen: Da müsst ihr anrufen oder: Ich weiß aus meiner Zeit, das war ganz anders. Oder wir haben einen Reeder, der über seine Schiffe im Golf von Aden ganz anders spricht als ein anderer."
Die Idee zum Kompetenz-Beirat kam dem Chefredakteur fernab von Norddeutschland, bei einem Seminar in Brüssel:
"Da hat die EU-Kommissarin für Regionalfragen Zahlen vorgelegt, wie viel Millionen Euro der Volkswirtschaft in Euro-Land verloren gehen, dadurch dass kompetente Leute aus dem Berufsleben ausscheiden und einfach nicht mehr gefragt werden. Sie sind weg für die Gesellschaft. Und das hat mich zu der Idee gebracht, diese Leute, die es ja überall gibt, die man auch alle kennt, zu fragen, ob sie nicht Interesse hätten, an so einem Projekt mitzuarbeiten. Und es war tatsächlich so, dass ich keine Absagen bekommen habe."
Das Stader Tageblatt hat mit seinem Kompetenz-Beirat ein Modell erschaffen, das beiden Seiten Gewinn bringt: Den Beiratsmitgliedern, weil sie auch nach der Pensionierung wichtig bleiben. Und der Zeitung, weil ihr jetzt gleich 25 Wissenslieferanten und Unternehmensberater zur Seite stehen – und das kostenlos.
"Ich denke, es wäre ganz gut, Termine einer Stadt auf einer Seite zusammenzufassen und nicht gewisse Termine drei Seiten später. Ich würde mir wünschen in dieser Zeitung viel mehr Mut zur eigenen Meinung, die allerdings auch klar abgegrenzt ist. Zu wichtigen Themen wie beispielsweise Emissionshandel, wie beispielsweise Verkehrsentwicklung. Damit geben Sie das, was eine gute Zeitung tun muss: Sie geben eine Richtschnur für Ihre Leser aus."
Rolf Kampmeier und Christiane Oppermann ernten in der Runde nachdenkliches Schweigen. Das ist so gewollt. Diskutiert wird nicht – die Kritik soll sacken und später im Redaktionsalltag nachwirken. Rolf Kampmeier hat auch Fachliches zu bemängeln, in einem Artikel über den Neubau der Buxtehuder Stadtverwaltung. Es sei falsch zu schreiben, der Bau-Auftrag müsse an den billigsten Anbieter vergeben werden. "An den wirtschaftlichsten" hätte es heißen müssen. Rolf Kampmeier weiß so etwas – er war lange Dezernent und Kämmerer in Buxtehude.
Christiane Oppermann bringt als bundesweit bekannte Wirtschaftsjournalistin ganz andere Kompetenzen ein. Eine klare, verständliche Sprache liegt ihr am Herzen. Und dass man die Leser nie von oben herab behandelt:
"Wenn man seine Leser mag, dann beschimpft man sie nicht gleich, weil sie an einem Konzert nicht teilgenommen haben. Das ist so eine Sache, die finde ich an einer Zeitung unangenehm, wenn ich von Anfang an belehrt werde."
Als die 57-jährige Christiane Oppermann vom "Stader Tageblatt" gefragt wurde, ob sie im Kompetenz-Beirat mitwirken will, musste sie nicht lange überlegen:
"Ich wohne hier seit 15 Jahren und ich wohne gerne hier. Ich fühle mich auch langsam verantwortlich für diese Gegend, und ich find’s ein spannendes Projekt. Ich finde Lokalzeitung ausgesprochen spannend."
Ihre Zeitung zu begleiten und ein bisschen besser zu machen, dazu haben sich insgesamt 25 ehemalige Führungskräfte und sonstige Größen der Region bereit gefunden. In den Wochenkonferenzen und in den monatlichen Beirats-Treffen sitzen auch Ärzte, Obstbauern, Reeder, Banker und Polizisten.
Einige wenige sind noch beruflich aktiv, so wie Christiane Oppermann oder wie ein Berater des Deutsche-Bahn-Vorstands, der im Kreis Stade wohnt. Manchmal begleiten die Mitglieder des Kompetenz-Beirats Redakteure zu Terminen und oft schreiben sie selbst Artikel. Zum Beispiel der frühere Kommissar, der jetzt im Beirat sitzt. Als in der Gegend eine Studentin ermordet wurde, lieferte er einen Hintergrund-Bericht über die Arbeit der Polizei. So etwas hebt die Qualität einer Zeitung entscheidend, findet Chefredakteur Wolfgang Stephan:
"Weil wir an Informationen kommen, an die wir sonst nicht kommen. Sie können davon ausgehen, dass alle Mitglieder Erfahrungen haben, Wissen. Das waren ja Leute, die uns früher nur begrenzt Auskunft gegeben haben. Wenn wir jetzt zum Beispiel ein Gesundheitsthema haben, zum Beispiel Missstände im Krankenhaus: Wir haben zwei ehemalige Chefärzte dabei - und die sagen: Da müsst ihr anrufen oder: Ich weiß aus meiner Zeit, das war ganz anders. Oder wir haben einen Reeder, der über seine Schiffe im Golf von Aden ganz anders spricht als ein anderer."
Die Idee zum Kompetenz-Beirat kam dem Chefredakteur fernab von Norddeutschland, bei einem Seminar in Brüssel:
"Da hat die EU-Kommissarin für Regionalfragen Zahlen vorgelegt, wie viel Millionen Euro der Volkswirtschaft in Euro-Land verloren gehen, dadurch dass kompetente Leute aus dem Berufsleben ausscheiden und einfach nicht mehr gefragt werden. Sie sind weg für die Gesellschaft. Und das hat mich zu der Idee gebracht, diese Leute, die es ja überall gibt, die man auch alle kennt, zu fragen, ob sie nicht Interesse hätten, an so einem Projekt mitzuarbeiten. Und es war tatsächlich so, dass ich keine Absagen bekommen habe."
Das Stader Tageblatt hat mit seinem Kompetenz-Beirat ein Modell erschaffen, das beiden Seiten Gewinn bringt: Den Beiratsmitgliedern, weil sie auch nach der Pensionierung wichtig bleiben. Und der Zeitung, weil ihr jetzt gleich 25 Wissenslieferanten und Unternehmensberater zur Seite stehen – und das kostenlos.