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Taktische Spielereien

Das Rennen um die audiovisuellen Medienrechte der Fußball-Bundesliga geht in die entscheidende Phase. In der zweiten Aprilhälfte soll nach einer zweiten Bieterrunde entschieden werden, wer die begehrten Rechte bekommt. Bisher erhielt die Liga 412 Millionen Euro pro Saison. Für den neuen Abschluss wird ein Betrag zwischen 450 und 500 Millionen Euro erwartet.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Nach Aussage von Telekom-Sprecher Frank Domagala bietet der Bonner Konzern auf alle Pay-TV-Rechte der DFL. In der Praxis bedeutet dies, dass die Telekom das komplette Signal produzieren lässt und es nicht exklusiv an die Interessenten von Sky über die Kabelnetzbetreiber bis Vodafone verkauft. Dieses Pay-Modell, mit dem die Telekom die Rolle einer Agentur übernehmen würde, ist bisher noch nicht praktiziert worden.

    Damit würde sich die Telekom von ihrer bisherigen Strategie, mit den Medienrechten der Bundesliga ihr Triple-Play mit Internet, Telefonie und Fernsehen zu stärken, verabschieden. Mit dem Verkauf von Lizenzen oder Sharing-Modellen sollen die Rechte refinanziert werden.

    Als Anbieter von Liga total war die Telekom in den letzten Wochen ebenfalls in die Kritik geraten. Unter anderem stellte der Wettbewerbs-Experte Franz Jürgen Säcker von der Freien Universität Berlin in einem Gutachten fest, dass die Constantin Sport Medien GmbH, die derzeit das Projekt Liga total für die Telekom produziert, nicht unabhängig von der Telekom sei. Das ist jedoch notwendig, weil der Bonner Konzern vom Bund dominiert wird. Thomas Fuchs, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, erläutert.

    "Letztes Mal, 2009, als die Telekom die IPTV-Rechte, also die Rechte für Fußballübertragungen übers Internet erworben hat, hat sie diese Rechte weitergegeben an die Constantin Medien. Diese hat damals einen Antrag gestellt für eine Rundfunklizenz und hat sie auch bekommen. Das tragende Argument damals war, dass die Constantin Medien erklärt hat, und die Telekom auch, dass die Programmentscheidung, die programmliche Unabhängigkeit bei der Constantin Medien liegt und deshalb durfte ihr die Lizenz erteilt werden."

    Da die Telekom jetzt auch die Rechte für Kabel, Satellit und Terrestrik erwerben will, sehen Medienhüter eine Änderung der Rechtslage. DLM-Direktor Fuchs bezweifelt, dass die Programm- und redaktionelle Unabhängigkeit noch weiter gegeben ist, wenn sich das Rechtevolumen derartig erhöht.

    "Ich glaube, es macht einen großen Unterschied, ob ich für Rechte 25 Millionen Euro ausgebe oder 250 Millionen Euro. Die Vorstellung, dass ich sehr viel Geld für ein Produkt ausgebe, auf dessen Ergebnis ich keinen Einfluss mehr habe, ist sehr viel schwerer nachzuvollziehen, als wenn ich sozusagen in einem kleineren Umfang mal ausprobiere. Deswegen glaube ich, gibt es wohl einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Abhängigkeit bei einem größeren Volumen und einer größeren redaktionellen Freiheit wenn das Rechtevolumen sehr viel kleiner ist."

    Aus dieser Überlegung heraus hat der Medienrat der Bayrischen Landeszentrale für Neue Medien angekündigt, den Telekom-Vertrag für Liga total mit Constantin zu überprüfen. Der Medienökonom Hardi Dreier sieht in der medialen Auseinandersetzung taktische Spielereien, um die derzeitigen Rechte zu sichern.

    "Für diese Runde gilt auf jeden Fall, je mehr man dafür tun kann, um die Wettbewerber dazu zu bringen, viel Geld in die Hand zu nehmen, um das Kerngeschäft zu bedienen und zu verteidigen, Umso weniger Geld haben die, sich in neue Geschäftsbereiche vorzuwagen, dem eigenen Kerngeschäft Konkurrenz zu machen. Und ich denke, das spielt tatsächlich bei der Telekom eine ganz zentrale Rolle, sich so prominent zu positionieren."

    Wie viel wirtschaftliches Potential steckt in der schnellen Ausbreitung von IPTV, das ist die zentrale Frage für Hardi Dreier.

    " Das ist natürlich die Frage, die die Telekom ihren Aktionären gerne sehr positiv beantworten würde. Aber je positiver sie diese Antwort gibt, desto interessanter wird dieses Feld auch für andere. Desto interessanter für Yahoo. für Google, also für eine ganze Reihe von Akteuren, die aus dem Internetbereich, und nicht aus dem traditionellen Rundfunkbereich kommen."

    Die Fußball-Bundesliga bleibt der Motor für neue technische Entwicklungen.