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Tal der Götter - Tor zum Himalaya

Kathmandu ist der Ausgangspunkt für die Gebirge des Himalaya. Die Dritte Welt ist hier allgegenwärtig, aber auch religiöse Spiritualität in Form von Hinduismus und Buddhismus.

Von Brigitte Baetz und Sabine Lipka |
    Lange fastete König Gunakama Deva und er betete viel. Da besuchte ihn im Traum die Göttin Mahalakshmi. Die Gattin des Vishnu, die Spenderin von Reichtum, geistigem Wohlbefinden, von Harmonie, Fülle und Überfluss, befahl, dass dort, wo Bagmati und Vishnumati ineinanderfließen, eine neue Siedlung entstehen sollte. Sie selbst wollte dort wohnen, um durch ihren Segen die Stadt erblühen zu lassen. Der Name des Ortes: Kantipur.

    Mehr als ein Jahrtausend ist vergangen, seitdem König Gunakama Deva den Sitz seines Königreiches nach Kantipur, dem heutigen Kathmandu, verlegte. 18.000 Häuser ließ er damals bauen und einen goldenen Brunnen.

    Heute leben rund eine Million Menschen in der Stadt und sie wächst und wächst und wächst. Ernteausfälle durch den Monsun, eine wenig ausgebaute Infrastruktur und eine unruhige politische Lage bringen in Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt, immer mehr Menschen dazu, ihr Glück in der Hauptstadt zu suchen.

    Ein Glück, das nach westlichen Verhältnissen allzu bescheiden anmutet. Wer sich im Taxi auf den Weg in die Innenstadt des modernen Kathmandu macht, der weiß das Leben auf dem Land lange nicht von dem in einer Stadt zu unterscheiden. Allein der allgegenwärtige Smog und der Lärm zeigen an, dass diese Ansammlung von flachen Betonhäusern, zwischen denen die ein oder andere schmutzig-beige Kuh lagert oder vor deren Eingang ab und an eine magere Ziege angebunden steht, Teil einer Metropole ist.

    Das reiche kulturelle Erbe der Stadt erschließt sich vielmehr auf den zweiten Blick – nach der Gewöhnung an das allgegenwärtige Verkehrschaos, das Hupen der Motorräder, Taxis und Busse auf den meist schmalen, unbefestigten Straßen, auf denen nur eine Regel gilt: Wer zuerst kommt, fährt zuerst. Von den ruhigen Innenhöfen, den sogenannten Bahals, oft nur erreichbar über niedrige und unscheinbare Zugänge, über die kunstvoll geschnitzten Holzfenster in den Häusern der Altstadt bis hin zu den vielen hundert, vor allem hinduistischen Tempeln, kleinen und großen, bietet Kathmandu eine Fülle von Eindrücken und Kostbarkeiten. Nicht zu vergessen: die Vielfalt der Menschen. Kaum ein Land wie Nepal, das so viele Volksgruppen in sich vereint.

    Indonepalesen, also Nachfahren eingewanderter Inder, Angehörige der Tamang, der Gurung, der Newar, der Limbu, um nur einige zu nennen, leben hier neben Sherpa und Exiltibetern – durch unterschiedliche Gesichtszüge, Hautfarben und Trachten zu unterscheiden. Und für Kenner, durch ihre Musik.

    Aber natürlich im Trubel der Kulturen auch nicht zu vergessen: die sogenannte Expats, also die überwiegend weißen Ausländer, die sich in der Stadt niedergelassen haben. Eine von ihnen: Billie Bierling.

    Wir treffen die 44-Jährige im ruhigen und begrünten Innenhof eines Hotels im Touristenviertel Thamel. Die gebürtige Garmischerin, blond, schmal und drahtig, war die erste Deutsche, die den Gipfel des Lhotse, 8516 Meter hoch, bestiegen hat. Von der eisigen Stille auf den Höhen des Himalaya immer wieder zurück in den Lärm und den Schmutz Kathmandus: Wie hält man das auf Dauer aus?


    "Das ist ja der Reiz. Ich würde sagen, die tägliche Herausforderung von 16 Stunden lang keinen Strom zu haben über schlechte Straßen. Ich kann nur in Kathmandu leben, weil ich oft aus Kathmandu weg bin. Ich habe Freunde, die hier 365 Tage im Jahr leben und denen merkt man es an. Es ist ein Wahnsinnsverkehr, es wird ständig gehupt, die Luft ist schlecht, nichts funktioniert, aber es hat natürlich schon seinen Charme. Du kannst also, wenn Du in Deutschland zum Schuster mit nem alten Paar Schuhe, das Du unheimlich gern magst, heißt's: Frau Bierling, kaufen Sie sich ein neues Paar. Während hier: Ja, es wird noch alles gerichtet. Du schaust Dir die Elektrizitätskabel an und denkst, wie kann hier überhaupt Strom rauskommen. Das ist eine andere Welt."

    Wie anders diese Welt ist, bemisst sich für uns Europäer schon an scheinbaren Kleinigkeiten. Dass es im Ratna-Park zwischen den Menschenmengen, die die Glücksspieler und Gaukler umringen, kaum eine Stelle gibt, die man grün nennen könnte, beispielsweise. Aber auch, dass das soziale Leben auf der Straße stattfindet, vor den vielen kleinen Geschäften, die auch dann nicht abgeschlossen werden, wenn der Besitzer eine Weile anderen Erledigungen nachgeht. Bezahlt man eben beim Nachbarhändler, der im allgemeinen in den einzelnen Stadtvierteln dem gleichen Geschäft nachgeht: Stoffhändler leben neben Stoffhändlern, Möbelmacher neben Möbelmachern – auch Nepal besitzt ein Kastensystem, auch wenn es durchlässiger ist, als das Indiens.

    Neben dem Quartier der Möbelmacher im Stadtteil Dillie Bazar liegt das Haus von Billie Bierlings Arbeitgeberin in Kathmandu: der 88-jährigen Elizabeth Hawley, von allen, die mit ihr zu tun haben, immer nur Miss Hawley genannt. Trotz ihrer eher schmächtigen Konstitution und ihrer altmodischen Aufmachung mit weißer Bluse und Faltenrock eine Erscheinung mit durchdringendem Blick, die sofort Respekt einfordert. Die Amerikanerin, die ihre mit dunklen Möbeln und vielen Büchern und Unterlagen voll gestellte Wohnung kaum noch verlässt, ist das lebende Gedächtnis des Bergsteigens im Himalaya:

    "Ich war Korrespondentin für die Nachrichtenagentur Reuters ab 1962. Es wurde ziemlich bald klar, dass das Bergsteigen am Himalaya Nachrichtenwert bekommen würde. Und so fing das an, dass ich herumfuhr und die Teams traf und alles aufzeichnete."

    Miss Hawleys Himalaya Database, die sie inzwischen im Auftrag des American Alpine Club führt, verzeichnet alle Besteigungen im Gebirge seit Beginn des Himalaya-Alpinismus. Während sie früher selbst in ihrem himmelblauen VW-Käfer die verschiedenen Expeditionen aufsuchte, um sie vor oder nach ihrem Trip in die Gebirgsregion zu befragen, erledigt ihr Mitarbeiterin Billie Bierling das inzwischen für sie:

    "Für die renne ich rum und interviewe Expeditionen. Und wir archivieren hier alle Expeditionen zu sogenannten "Expedition Peaks". Also nicht nur 8.000er, es gibt 273 davon. Da ist der A.D. dabei, 7.000er und 6.000er."

    Als Miss Hawley nach Nepal zog, beteiligten sich Frauen kaum am öffentlichen Leben, vielen war es noch nicht einmal von ihren Männern gestattet, das Haus zu verlassen. Umso ungewöhnlicher musste sich damals eine weiße Frau ausnehmen. Doch Miss Hawley hatte wohl schon in jungen Jahren eine Ausstrahlung, die mögliche Frechheiten im Ansatz erstickte:

    "Es war überhaupt ungewöhnlich für eine Frau, zu reisen damals. Ich liebe es, Dinge allein zu tun. Ich lebe auch allein."

    Und wer war unter all den großen Bergsteigern und Bergsteigerinnen von Sir Edmund Hillary bis Gerlinde Kaltenbrunner der Eindrucksvollste beziehungsweise die Eindruckvollste?

    "Reinhold Messner hatte und hat eine eigene Philosophie, eine Persönlichkeit und einen Stil. Ich hab ihn all die Jahre beobachtet, seit ich ihm zum ersten Mal 1963 begegnet bin. Damals sah er aus wie halt ein Junge frisch aus den Bergen von Nirgendwo. Der hat sich wirklich verändert."

    Kathmandu ist bis heute das Tor zur Welt des Himalaya, nicht nur für die bekannten Extrembergsteiger. Wer sich von Nepal aus auf den weiten und beschwerlichen Weg in das Hochgebirge machen will, kommt um Kathmandu nicht herum. Die Hochzeiten für die Bergreisenden sind im Frühjahr und im Herbst, also vor und nach dem Monsun. Dann herrscht im Tribhuvan International Airport, dem einzigen internationalen Flughafen des Landes, Hochbetrieb. Lange Schlangen von Rucksackträgern bilden sich an den Schaltern. Hat man den einen endlich passiert, steht man schon am nächsten, um dort noch eine Gebühr zu entrichten. Das Gedränge ist enorm, der Lärmpegel hoch und nicht jedem Reisenden gelingt es, in dem Wirrwarr von Lautsprecheransagen den passenden Aufruf seines Fluges zu erkennen.

    Der Massentourismus in den Himalaya hat den Alternativtourismus der späten 60er- bis frühen 80er-Jahre fast verdrängt.

    Junge Aussteiger reisten von West-Europa über den sogenannten Hippie-Trail – also über Griechenland, die Türkei, Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien bis Kathmandu. Meist mit einem alten VW-Bus, oft mit der Bahn oder per Anhalter. Die Stadt zählte 1977 nur knapp 170.000 Einwohner.

    <im_75013>ACHTUNG: NUR FÜR SONNTAGSSPAZIERGANG KATHMANDU VERWENDEN</im_75013>Hier konnte man sich von den Reisestrapazen erholen, angesichts der buddhistischen Stupas und hinduistischen Tempel, die das Straßenbild noch heute prägen, die eigene Spiritualität ausleben. Der bis 1973 legale Verkauf von Haschisch und Marihuana tat sein Übriges. Nur wenige sind geblieben, einige kehren regelmäßig hierher zurück.

    Eine Ahnung vom früheren Hippieleben bekommt man noch im quirligen Thamel. In diesem Viertel gibt es alles, was das sehnsüchtige Touristenherz begehrt und im allgemeinen westlichen Unterbewusstsein unter dem Stichwort "asiatische Atmosphäre" abgespeichert ist: bunte Kleidung "made in Nepal", gestrickt, gewebt oder genäht, Klangschalen und heimische Musikinstrumente, Gewürze, Mandalas und überall der Duft von Räucherstäbchen: Patchouli, Sandelholz und Vanille. In den engen Gassen Thamels drängen sich Autos, Rikschas und Fahrräder. Taxis hupen buhlend um Kundschaft und nicht selten verkeilen sich zwei Fahrzeuge. Dann geht es weder vor noch zurück. Wege für Fußgänger gibt es keine – und auch keine Straßenbeleuchtung.

    Wenn es Nacht wird in Thamel, spendet nur noch der Widerschein der Beleuchtung in den kleinen Läden und den vielen Restaurants und Nachtbars, in denen Livemusik gespielt wird, das nötige Licht, um zu verhindern, dass die nächtlichen Flaneure in eines der vielen Schlaglöcher fallen.

    Keine Frage, wir sind in einem Land der Dritten Welt. Mit all den Widrigkeiten des Alltags, aber auch einer spirituellen Tiefe, die uns westlichen Menschen oft fehlt. Zum immateriellen Reichtum der Menschen hier zählt auch das friedliche Neben- und Miteinander zweier Kulturkreise: Indischer Hinduismus und tibetischer Buddhismus begegnen sich hier in großer Toleranz. Viele Feste werden sogar gemeinsam gefeiert.


    Wir nehmen uns ein Taxi nach Pashupatinath, fünf Kilometer östlich von Kathmadu gelegen, einem der wichtigsten Heiligtümer des Hinduismus.

    In dieser Tempelanlage wird vor allem der Gott Shiva verehrt, der Herr des Lebens. Vorbei an farbenprächtigen Verkaufsständen, an denen Händler Devotionalien anbieten, gelangen wir zum Eingang. Ausländer müssen Eintritt zahlen. 1.000 nepalesische Rupien – etwa neun Euro.

    Unser studentischer Führer zeigt uns die größte Attraktion für Ausländer: die Verbrennungsstätten am Ufer des Bagmati.

    Pashupatinath: "Vier Plattformen sind am Ufer aufgerichtet, für die Angehörigen der vier unterschiedlichen Kasten. Der heilige Fluss nimmt die Asche auf. Bagmati ist aus zwei Wörtern abgeleitet. Bag heißt Tiger und Mati bedeutet Mund. Wir Hindus glauben also, dieser Fluss entspränge dem Mund eines Tigers. Aber natürlich entspringt er dem Berg oberhalb der Tales. Und er fließt in den Ganges in Indien."

    Die Angehörigen tragen die in helle Tücher gehüllte Leiche auf den Scheiterhaufen, der auf einer Plattform am Ufer des Bagmati errichtet wurde, und bedecken sie mit Stroh. Die Wohlhabenderen verwenden zum normalen Brennholz noch duftendes Sandelholz. Der älteste Sohn entzündet das Feuer. Die Zeremonie findet respektvoll statt, aber ist gleichzeitig Teil eines normalen Alltags.

    Das wichtigste Heiligtum, die im 5. Jahrhundert erstmals gegründete Pagode, die mit vergoldetem Kupfer bedeckt ist, ist für Nicht-Hindus unzugänglich. Durch die vier Eingangstüren, mit Silberplatten ausgekleidet, lässt sich nur ein Blick auf die große bronzene Figur von Shivas Reittier erhaschen und eine Ahnung von Shivas eigener Statue, die ist etwa 1,80 Meter hoch sein soll, mit einem Durchmesser von 1,10 Meter.

    In der gesamten übrigen weiträumigen Tempelanlage herrscht eher die Atmosphäre eines Ausflugszieles am Wochenende als die eines Platzes der Trauer und der Einkehr. Aus allen Ecken klingt Musik. Touristen fotografieren die Sadhus, asketische Bettelmönche in orangenen Gewändern, oder amüsieren sich über die Phallussymbole, die die Schöpferkraft Shivas symbolisieren. Affen, die niemand vertreiben darf, springen umher. Flaneure wandern von Tempel zu Tempel, die der Vielzahl der hinduistischen Gottheiten entsprechen und den vielfältigen Glaubensmanifestationen, die diese Gemeinschaft besitzt.

    <im_75014>ACHTUNG: NUR FÜR SONNTAGSSPAZIERGANG KATHMANDU VERWENDEN</im_75014>Pashupatinath: "Wissen Sie, warum wir unsere Toten verbrennen? Wir Hindus glauben, dass das Feuer reinigt. Indem wir die Asche dem heiligen Fluss übergeben, kehrt die Seele zur Quelle des Lebens zurück."

    Die Hindus besitzen kein Glaubensbekenntnis. Dharma, das ewige Gesetz, gibt der Gemeinschaft und dem Leben des Einzelnen den Rahmen im ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Aus dieser Vorstellung heraus entwickelte sich die zweite große Weltreligion, die im Außenbereich Kathmandus ihre Ausprägung findet: der Buddhismus.

    Nur 30 Minuten Fußweg sind es von Pashupatinath nach Bodhnath. Und doch tut sich, trotz der gleichen Farbenpracht und der ähnlichen Gerüche, eine andere Welt auf. Während Pashupatinath ein fast unüberschaubares Areal von kleinen und großen Tempeln bietet, vergleichbar einer hügeligen Parkanlage, geteilt durch den Fluss Bagmati, ist Bodhnath vergleichbar einem religiösen Dorf, abgeschottet durch eine hohe, kreisrunde Mauer aus Klöstern und Häusern von der weltlichen Realität.

    Im Zentrum des Dorfes: der größte Stupa Nepals. Das riesige Monument besteht aus drei übereinander liegenden Terrassen, weiß getüncht, die man über Treppen besteigen kann. Darauf die große, leuchtend weiß glänzende Halbkugel, ein Symbol für Vollständigkeit und Verbindung zum Universum. Darüber ein rechteckiger Aufsatz, aus dem von jeder Seite Buddhas Augen leuchten und den Betrachter in jeder Ecke des Platzes anzuschauen scheinen, gekrönt von einem spitz zulaufenden Turm und einem stilisierten Schirm. Die allgegenwärtigen Gebetsfahnen flattern im Wind und die Gläubigen umrunden den Stupa im Uhrzeigersinn und drehen dabei an den großen Gebetsmühlen und sprechen stumm oder auch laut, ihre Mantren.

    Schon an den Gewändern der meisten Gläubigen kann man erkennen, dass es vor allem Anhänger des tibetischen Lamaismus sind, die hier ihrem Glauben nachgehen. Viele von ihnen kommen aus Tibet. Nachdem Ende der 50er-Jahre die Chinesen das Land besetzten, flohen viele Mönche nach Nepal und Indien. In Bodnath, dem Zentrum für buddhistische Lehre, Gebete und Meditation haben sie eine neue Heimat gefunden.


    <im_75015>ACHTUNG: NUR FÜR SONNTAGSSPAZIERGANG KATHMANDU VERWENDEN</im_75015>Während draußen auf den Straßen der Lärm der Autos und Motorräder das Leben bestimmt, herrscht in Bodnath meditative Versunkenheit, als ob eine spirituelle Kraft alles Laute von draußen fernzuhalten vermag. Die Gebetsglocken, das Murmeln der Mönche und die Gesänge des berühmten Mantras - Om mani padme hum - aus den Lautsprechern der kleinen Läden, die sich um den Stupa herum angesiedelt haben und vor allem tibetische Waren feilbieten, bestimmen die Atmosphäre. Fast kann man sich in der Vielzahl der farbenprächtigen Klöster verlieren, die hier angesiedelt sind.

    Auch die vielen Touristen und Händler, die Restaurant und Cafés, wirken nicht störend. Wer sich versenken will, tut das in stiller Bescheidenheit, ohne seine Umgebung zu beachten.

    Auch die mehr oder weniger weit gereisten Mönche finden hier alles, was man für ein religiöses Leben braucht: Gebetsfahnen, Stoffe in allen Rot- und Orangetönen, Gebetsketten und Armbänder, Farbpulver und Räucherstäbchen und natürlich Klangschalen!

    Eine Klangschale sollte aus sieben Metallen gefertigt sein. Nur dann ist ihr Klang voll und rein, tief und von langer Dauer. Dem Klang dieser Schalen wird heilende Wirkung nachgesagt. Je nachdem, ob sie mit einem Klöppel geschlagen oder im Uhrzeigersinn gestrichen werden, immer entsteht ein anderer Klang. Der eine beruhigt den Magen, der andere die Nerven. Wird warmes Wasser in die Schale gegossen, so wirkt ihr gestrichener Ton entspannend für den Rücken. Ein hoher Ton dagegen fördert die Konzentration, insbesondere bei Kindern.

    Spiritualität, Ruhe, Konzentration – mitten in einer Umgebung, die eher laut als leise ist, eher schmutzig als rein. Fast ein Gleichnis für die westliche Sehnsucht nach Kontemplation in einer immer schneller und unruhiger werdenden Welt. Und so nimmt es kaum Wunder, dass die berühmteste Sängerin Nepals, Ani Choying Drolma, eine buddhistische Nonne ist. In Kathmandu geboren, floh sie vor einem brutalen Elternhaus mit 13 Jahren in ein Kloster. Mit den Chös, spirituellen Gesängen der Mönche und Nonnen, tourt sie heute in der ganzen Welt und finanziert damit die Bildung junger Mädchen und Frauen in ihrem Land. Ihre Stimme öffnet Herzen, sagt man und verleiht dem Geist Flügel – und bringt Geld zurück in das bitterarme Nepal.