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WDR entfernt umstrittene "Hart aber Fair"-Sendung aus Mediathek

Der WDR und Frank Plasberg, Moderator der ARD-Talkshow "Hart aber fair", haben ein Problem. Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftragte, so heißt es, hätten eine Ausgabe der Sendung zum Thema Gender scharf kritisiert. Nun wurde die besagte Ausgabe aus der ARD-Mediathek gelöscht. Viele sehen das Recht auf Meinungsfreiheit verletzt.

22.08.2015
    Frank Plasberg moderiert am 27.02.2012 in Berlin seine ARD-Talkshow "Hart aber fair".
    Frank Plasberg moderiert in Berlin seine ARD-Talkshow "Hart aber fair". (picture alliance / dpa - Jörg Carstensen)
    Die Sendung mit dem Titel "Nieder mit den Ampelmännchen" war am 2. März 2015 ausgestrahlt worden. Sie sei "von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt", erklärte der WDR auf Anfrage. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet und von Zensur geschrieben.
    Die Sendung habe nicht gegen Programmrichtlinien verstoßen, betonte der WDR. "Aber die Redaktion musste zur Kenntnis nehmen, dass sie offenbar viele Frauen anders empfunden haben, als sie gemeint war." Beiträge aus der Mediathek herauszunehmen, sei nicht ungewöhnlich. Zum Beispiel, wenn sich wesentliche Sachverhalte änderten. Das dürfe aber nicht mit der Sperrung eines Beitrags verwechselt werden, zum Beispiel aus juristischen Gründen.
    Scherze über Geschlechterforschung
    Nach Angaben der "Bild" machte sich Plasberg in der Sendung zum Beispiel darüber lustig, dass es in Deutschland 190 Professoren für Geschlechterforschung gebe, 180 davon weiblich. Zudem habe er sich darüber mokiert, dass die Umbenennung eines "Studentenwerks" in "Studierenden-Werk" eine Million Euro gekostet habe.
    Die Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats Ruth Hieronymi erläuterte: "Die Auswahl der Gäste und die Gesprächsleitung waren für die Ernsthaftigkeit des Themas nicht ausreichend." Es seien keine Programmgrundsätze verletzt worden, aber es habe eine Reihe von Kritikpunkten gegeben. Deshalb habe das Gremium am Dienstag dem WDR schließlich empfohlen, die Sendung nicht mehr in die Mediathek zu nehmen, sagte Hieronymi der Deutschen Presse-Agentur.
    FDP-Politiker Kubicki fordert Rücknahme der Entscheidung
    Man habe erst jetzt auf die scharfe Kritik reagiert, weil eine umfassende Prüfung stattgefunden habe, für die es Fristen gebe. Beschwert hätten sich über die Sendung unter anderem mehrere Landesfrauenräte.
    Das Vorgehen des WDR sorgte unterdessen für neue Kritik. Der damalige Talkshow-Gast Wolfgang Kubicki, stellvertretender FDP-Chef, forderte in der "Bild": "Die Sendung muss wieder raus aus dem Giftschrank, rein in die Mediatheken." Und die Schauspielerin Sophia Thomalla, die damals ebenfalls in der Sendung war, meinte: "Ich als Frau soll frauenfeindlich sein? Immer wieder erstaunlich, was Frauen sich so einfallen lassen, um Frauen vor so Frauen wie mir zu beschützen. Verbote von Meinungen kenne ich eigentlich aus dem Geschichtsbuch."