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Tankstellen müssen ab 1. April für saubere Luft sorgen

Wie viel Benzin in den Tank hineinfließt, lässt sich an der Zapfsäule ganz genau ablesen. Doch die giftigen Gase, die beim Tanken entweichen, bleiben unsichtbar. Durch Kontrollen der letzten Jahre weiß man aber, dass Jahr für Jahr noch immer 20.000 Tonnen Kraftstoffdämpfe – darunter das krebserregende Benzol - an den Tankstellen frei werden. Und das, obwohl spätestens seit 1997 jede Zapfpistole mit einem sogenannten Saugrüssel ausgestattet sein muss. Das ist eine elektrische Vakuumpumpe, die das Gas, das beim Tanken aus dem Autotank entweicht, in den Lagertank der Tankstelle zurückleiten soll. Doch dieses Gasrückführungssystem funktioniert an vielen Tankstellen nicht. Bernd Krause vom Umweltbundesamt:

Von Birgit Harms |
    Die Bundesländer haben sehr umfangreiche Messprogramme durchgeführt und dabei festgestellt, dass dieses Gasrückführungssystem bis zu 50 % nicht einwandfrei durchgeführt wurde, 30 Prozent dieser Systeme waren sogar total ausgefallen.

    Ein neues automatisches Überwachungssystem soll solche Pannen bei den Saugrüsseln jetzt verhindern:

    Das funktioniert so, dass das Luftvolumen, was zurückgesaugt wird über das Gasrückführungssystem aus dem Fahrzeugtank, dass das immer genau gleich im Volumenverhalten ist wie die abgegebene Benzinmenge. Das Verhältnis muss immer 1:1 sein.

    Stimmt dieses Verhältnis nicht, entweichen giftige Gase und der Saugrüssel muss innerhalb von 72 Stunden repariert werden. Ansonsten wird die Zapfsäule automatisch stillgelegt.

    Die neue Regelung gilt ab 1. April zunächst nur für neu erbaute Tankstellen und solche, die modernisiert werden. Für alle anderen Tankstellen gelten Übergangsfristen bis 2007,und zwar gestaffelt nach der Höhe des Benzinverkaufs. Je mehr Benzin verkauft wird, desto früher muss das Überwachungssystem eingebaut werden.

    Die Tankstellenbetreiber sind über die neue Regelung gar nicht glücklich, denn für sie bedeutet sie erst einmal mehr Kosten. Für den Einbau der neuen Kontrollanlage zahlen sie schätzungsweise rund 2000 Euro pro Zapfsäule. Dabei ist es Ihrer Meinung nach gar nicht Ihre Schuld, dass noch immer so viele schädliche Gase beim Tanken entweichen. Das eigentliche Problem sei die nicht ausgereifte Technik der Saugrüssel. Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen:

    Als die Saugrüssel - nennen wir sie mal so einfach - eingeführt wurden, haben wir schon gesagt, dass es sich dabei um Systeme handelt, die ihre technischen Mängel hatten. Inzwischen weiß jeder, der mit der Sache zu tun hat, dass diese Mängel gravierend waren und dass die Betreiber von Tankstellen eigentlich gar nicht in der Lage waren, seinerzeit die so zu überwachen durch Augenschein und handwerkliche Dinge, dass es funktionieren konnte. Und deshalb gab es natürlich bei den Behördenfeststellungen Mängel, die nun durch diese automatische Überwachung behoben werden sollen.

    Alle Tankstellen, für die noch die Übergangsfristen gelten, müssen weiterhin wie bisher einmal im Monat mit einem sogenannten mechanischen Schnelltester überprüfen, ob der Saugrüssel noch funktioniert:

    Sie müssen sich das vorstellen wie eine Kesselpfeife und wenn das Saugsystem dann arbeitet, dann zieht es Luft und dann pfeift es. Das muss nun der Betreiber einer Tankstelle einmal im Monat pro Zapfsäulenseite machen, was natürlich ein immenser Aufwand ist.

    Nachteil dieser Methode: sie zeigt nur an, ob der Saugrüssel saugt oder nicht. Man kann damit aber nicht testen, wie hoch die Saugleistung ist und ob sie die gesetzlich vorgeschriebene Höhe erreicht. Doch auch die neue automatische Überwachung wird nach Meinung von Graf Bülow nichts am eigentlichen Problem ändern:

    Wir glauben nicht, dass es auf Dauer damit besser funktioniert, denn die Grundtechnik – die Saugrüssel – sind ja nicht verändert worden, sondern man überwacht sie nur.

    Nach Meinung des Bundesverbandes freier Tankstellen hätte das Umweltproblem schon längst bei der Autoherstellung gelöst werden müssen. Und zwar durch den Einbau von Aktivkohlefiltern, die die Benzindämpfe beim Tanken aufnehmen. Doch für das Umweltbundesamt ist das keine gut Lösung:

    Der Nachteil dieser Alternative ist allerdings, dass es doch sehr viele Jahre dauert, bis der große Kohlekanister dann auch in allen Fahrzeugen installiert ist. Man kann natürlich die Fahrzeugflotte immer nur nach und nach erneuern, und wir sind davon ausgegangen, dass es zehn Jahre gedauert hätte, bis 90 % der Fahrzeuge auf dem deutschen Markt dann den Kanister gehabt hätten. Und deswegen ist damals, 1992, die Entscheidung hinsichtlich des Gasrückführungssystems an den Tankstellen gefallen.