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Tanzcollage zum Thema Völkerverständigung

Vor 40 Jahren entstand in der New Yorker Bronx der Hip-Hop. Heute ist er überall: Auch eine kleine, professionelle Szene hat sich gebildet, die an Wettkämpfen teilnimmt.

Von Mounia Meiborg | 03.06.2013
    Die Jugendmesse YOU in Berlin: Mädchen stehen Schlange, um sich schminken zu lassen, Jungen spielen Computerspiele. In der Tanzhalle drängen sich rund 200 Teenager um die Bühne. Hier sollen gleich die besten Hip-Hop-Tänzer des Landes auftreten. Aber vorher macht der Moderator noch Werbung für den Getränkesponsor.

    250 Tänzer treten in verschiedenen Altersklassen an. Heute sind die "Adults" dran, die über 18-Jährigen. Sie tanzen in Teams von fünf bis acht Leuten. Die besten qualifizieren sich für die Weltmeisterschaft in Las Vegas.

    Acht junge Frauen stehen auf der Bühne. Sie tragen schwarze Lockenperücken und rote T-Shirts, auf denen Bronx Sisters steht. Ihre Choreografie ist kraftvoll: Mal wackeln sie mit den Hüften wie Shakira, mal springen sie in die Luft und schlagen Saltos - alles synchron. Darauf legt die Jury wert, sagt der Choreograf Roy Douan, einer von sechs Juroren.

    "Der Ausdruck, die Ausführung, die Bilder, die Positionen, dass die Bühne groß ausgenutzt wird und natürlich die Sauberkeit der Choreografie, dass clean getanzt werden muss, also synchron natürlich, das ist das Wichtigste."

    Die Bronx Sisters kommen aus Baden-Baden. Den Namen ihrer Gruppe haben sie bewusst gewählt.

    "Bronx nicht wegen unserer Stadt, sondern weil das halt dort entstanden ist, das Hip-Hop. Und Sisters, weil wir wie eine Familie sind, wie Schwestern."

    Urban Dance ist inzwischen weit verbreitet – längst nicht nur in Großstädten. Gunnar Laatsch bietet in seiner Tanzschule Kurse für Kinder an; die jüngsten sind drei Jahre alt.

    "Die Kids sehen die Musikvideos und die Mädels wollen unbedingt auch mal so tanzen wie Beyoncé. Die urbanen Sachen sind in, weil es durch die Musik getragen wird. Früher hat man Boybands zugejubelt, heute jubelt man Rappern zu."

    Die Jugendlichen filmen die Tänzer mit ihren Handys. Die Mädchen kreischen, wenn ein Move besonders akrobatisch war. Klassischer Breakdance ist im Wettbewerb aber selten: Die meisten Gruppen machen Showtanz, wie man ihn aus Musikvideos von R&B und Hip-Hop kennt.

    Politische Botschaften sind im Hip-Hop-Tanz rar geworden. Aber es gibt sie – wie bei Recycled. Die Gruppe beginnt mit der berühmten Rede von Martin Luther King.

    Die acht Berliner tanzen eine wilde Collage zum Thema Völkerverständigung: Bei "Ebony and Ivory" reichen sich ein schwarzer und ein weißer Tänzer die Hand. Bei "Black or White" zitieren sie Michael Jackson. Die Jury ist begeistert.

    Jeff Jimenez wird also mit seinen Mittänzern zur WM nach Las Vegas fliegen. Doch es geht ihm nicht nur ums Gewinnen, sondern auch um die Botschaft.

    "Team Recycled macht ja aus, dass wir aus allen Nationen kommen. Und das wollen wir natürlich nach außen zeigen. Wenn wir schon tanzen, wollen wir nicht alles runter tanzen, sondern sagen: Schaut uns an. Deutschland ist nicht nur knallweiß, wir sind auch bunt."