Ursprünglich kommen Nina Bezzubova und Marius Balan aus Lettland und Rumänien. Damit gehören sie zu den zahlreichen Spitzenpaaren in den lateinamerikanischen Tänzen, die aus Osteuropa stammen. Mit einem Unterschied. Nach der Einbürgerung von Marius im letzten Jahr tanzen die Beiden für Deutschland. Bisheriger Höhepunkt ihrer Karriere war Platz 3 bei der Weltmeisterschaft Ende November in Berlin.
"Wir bringen uns um im Training. Wir tun alles und schon seit klein."
Wir, das sind Marius Balan, 22 und Nina Bezzubova, 25 Jahre alt.
Ende November feierten die deutschen Meister in Berlin ihren bisher größten Erfolg: Weltmeisterschafts-Dritte in den lateinamerikanischen Tänzen: Samba, Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive.
Damit steigerten sich Nina und Marius gegenüber der letzten WM, bei der sie auf Platz 5 gelandet waren. Er kommt aus Rumänien, Sie aus Lettland. 2012 ist Marius deutscher Staatsbürger geworden und kann nun mit Nina vom Deutschen Tanzsportverband für Welt- und Europameisterschaften nominiert werden. Gemeinsam gehören sie seitdem zum A-Kader. Zur Musik bewegen sich die Beiden aber schon sehr viel länger.
Die erste Show mit fünf Jahren
"Die Liebe zu Michael Jackson. Mit Fünf habe ich meine erste Show im Kindergarten getanzt. Die Trainings waren auch manchmal hart. In Deutschland kann man sich z. B. so etwas nicht vorstellen. Manchmal kann der Trainer ganz aggressiv sein. Also geschlagen wurde ich nicht, aber angeschrien oder ich musste viele Liegestütze machen, wenn ich was Falsches gemacht habe. Oder ich musste mal zu Hause bleiben für drei Wochen und nicht ins Training, wenn ich zu spät kam. Dann bin ich bei der Tür geblieben und habe die Musik gehört, aber ´rein durfte ich nicht."
Natürlich hätten wir Ihnen gerne auch Nina Bezzubova persönlich vorgestellt. Aber die war nach dem starken WM-Auftritt nur am Telefonieren und Glückwünsche entgegennehmen. Nina und Marius tanzen für den Schwarz-Weiß-Club Pforzheim und zählen seit einem guten Jahr zu den fünf besten Amateurpaaren der Welt.
"Wir haben viele, viele Paare geschlagen in den letzten dreieinhalb Jahren, seitdem wir zusammen sind, um wirklich nach oben zu kommen."
Konkurrenz haben sie national vor allem durch die gebürtige Polin Marta Arndt und den in Russland geborenen Pavel Pasechnik. Die deutschen Vizemeister. Bei der Weltmeisterschaft war für sie im Halbfinale Schluss, während Nina und Marius das Finale erreichten. Die WM-Dritten von Berlin sind extrem ehrgeizig. Wie viele Paare aus Osteuropa trainieren sie fünf bis sechsmal in der Woche je fünf Stunden. Denn sie haben ein großes Ziel.
"Wir wollen noch Weltmeister werden, also es wird wahrscheinlich noch drei, vier, fünf Jahre dauern, bis wir zu den Profis wechseln."
Bei allem sportlichen Talent ist beim Tanzen aber noch eine andere Qualität entscheidend. Die Körpersprache:
"Es sollte nicht draufgesetzt sein. Es sollte natürlich sein, von was man fühlt. Und das sollte man perfektionieren. Durch die Bewegung bekommt man manche Gefühle, die man zeigen kann. Es ist nicht wirklich ein Schauspiel, aber es hat was."
Der persönliche Ronaldo
Gute Tänzerinnen und Tänzer sind zudem häufig extrovertiert und eitel. Bei der WM brachten alle Nationen ihren ganz persönlichen Cristiano Ronaldo mit. Durchtrainierte Körper mit den Muskeln am richtigen Platz. Modellathleten eben.
"Viel Narzissmus ist dabei. Du musst Dich im Spiegel angucken können. Manche müssen das lernen, aber bei mir war das kein Problem."
Beim Aussehen muss natürlich auch die Frisur stimmig sein. Und die wird beim Tanzen mit jeder Menge Hilfsmitteln präpariert.
"Nicht nur Gel. Am meisten ist Spray drin. Haarspray. Fassen Sie das an. Oh Steinhart. Genau. Das ist das Haarspray zusammen mit Fön. Und geklebt entweder am Kopf. Haare um Haare geklebt, dass es sich wirklich nicht bewegt."
Und auch wenn Marius das Frisieren hasst, weiß er, dass es ohne Spray beim Tanzen nicht geht. Vor allem wegen des Rhythmusgefühls.
"Wenn sich das bewegt, ist das unklar. Und auch im Timing in der Musik. Die Musik schlägt. Du machst einen Stopp, und die Haare bewegen sich weiter. Das ist nichts."
Da Amateure auch im Tanzen vom Sport allein nicht leben können, ist Marius ausgebildeter Tanzlehrer, um zusätzlich noch etwas zu verdienen.
"Ich habe eine Trainerlizenz. Ich habe noch nicht so viel Zeit, es aktiv soviel zu benutzen, so viel zu unterrichten, weil wir sehr viel tanzen. Aber es geht, also es ist gut. Der Verband unterstützt uns auch viel durch Zuschüsse."
Dank dieser Unterstützung können sich Nina Bezzubova und Marius Balan voll auf den Sport konzentrieren. Sich weiter entwickeln und Erfahrungen sammeln. In der Hoffnung und dem festen Glauben daran, irgendwann ganz oben zu stehen. Als Weltmeister in den lateinamerikanischen Tänzen.