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Tanzende Eier und fliegende Müllsäcke

Ein leichter Müllsack und ein Fön - im Duisburger Kindermuseum genügt das, um ein Phänomen sichtbar zu machen, das die Menschheitsgeschichte revolutionierte. Neben der ständigen Ausstellung veranstaltet das Kindermuseum regelmäßig Experimentier-Workshops.

Von Agnes Steinbauer |
    Experiment geglückt - die Vorschulgruppe jubelt. Alle Augen gucken gespannt nach oben. Ein schwarzer Sack aus hauchdünner Plastikfolie schwebt in der großen Halle des Kindermuseums Atlantis knisternd in Richtung Decke. Kurze Zeit später kehrt er in majestätischem Sinkflug zur Erde zurück. "Warum ist der geflogen, war doch nur heiße Luft, war doch nur heiße Fönluft drin?"

    Philine Gerlach gibt den Kindern im "Luftworkshop" gerne solche Rätsel auf. Die Umweltwissenschaftlerin weiß, dass auch schon Vier- oder Fünfjährige gute Ideen dazu haben. Warum steigen also Luftballone hoch?

    "Weil da Luft drin ist!" - "Und was war da mit der Luft, da war doch was Besonderes?" - "Die ist heiß, die Luft fliegt!" - "Genau, die warme Luft fliegt. Das heißt, die warme Luft ist leichter als die kalte Luft, und die warme Luft steigt immer nach oben, und deshalb fliegt ein Heißluftballon."

    Ein leichter Müllsack und ein Fön - im Duisburger Kindermuseum genügt das, um ein Phänomen sichtbar zu machen, das die Menschheitsgeschichte revolutionierte. Dass Physiker so etwas "Auftriebskraft" nennen, ist den kleinen Workshop-Besuchern noch ziemlich egal. Sie wollen mehr Experimente:

    "Was machen wir mit den Strohhalmen?" - "Die Luft, die umfließt runde Sachen und deshalb können wir ein Ei schweben lassen. Glaubt ihr das?"

    Philine Gerlach bläst langsam in einen Strohhalm, dessen Ende senkrecht nach oben ragt und lässt das Styropor-Ei auf dem Luftstrom tanzen. Die Kinder wollen das auch probieren. Experimentieren ist anstrengend. Aber so schnell geht den Kleinen nicht die Puste aus - und auch, wenn es manchmal gar nicht so einfach ist, einen neuen Versuch ist es immer wert:

    " Bei mir tanzt er nicht...bei mir auch nicht...Ich hab das jetzt geschafft..." - Gerlach: "Luft ist nicht nichts. Luft hat ein bestimmtes Volumen und lässt sich nicht unendlich komprimieren, sondern braucht Platz."

    Was Peng macht, kann nicht nichts sein. Das finden die Kleinen einleuchtend. Die meisten Vorschulkinder lassen sich von der Luft ohnehin nicht mehr hinters Licht führen - bloß weil sie durchsichtig ist.

    "Woher wissen wir denn, dass es Luft gibt?" - "Weil sie so windig ist...zum Atmen..." - "Was passiert denn, wenn wir keine Luft mehr holen?" - "Dann ersticken wir..."

    Neben der ständigen Ausstellung macht das Kindermuseum regelmäßig naturwissenschaftliche Experimentier-Workshops, mit dem Ziel:

    "Dass Kinder Naturverständnis bekommen, Technikverständnis bekommen. Wir denken, dass es gerade bei Fünf- bis Sechsjährigen wichtig ist, das Interesse zu wecken, dass sie Zahnräder gesehen haben, dass sie wissen, wie Mechanik funktioniert, dass sie Versuche gemacht haben und die Scheu davor verlieren. Wir besorgen uns alles, was wir zu einem Thema brauchen und picken uns die Experimente heraus, die wir nehmen wollen."

    Dass es die richtigen sind, das beweist die Begeisterung der Kinder. Kurz vor dem Start Luftballon-Rakete: Der pralle rote Ballon flitzt durch den Raum, sobald ihn Philine Gerlach loslässt - mit Tesa an einem Strohhalm befestigt, durch den ein Seil läuft, das die Halle durchspannt.

    Der fünfjährige Justin hat einen Tipp, warum der Ballon sich so verhält: "Wegen die Luft, die pustet hier so nach hinten." Rückstoßprinzip, mit denen auch Mondraketen angetrieben werden, erkannt. Justin hat sich auch gemerkt, was die Luft im Workshop sonst noch so alles gemacht hat: "Geflogen, gedreht, mit den Kerzen, da mit dem Viereck ging das nicht und mit dem Kreis ging das..."

    Eines findet er allerdings etwas übertrieben: Einen Luftballon mit einer Rakete gleichzusetzen, denn: "Die Rakete fliegt ja eigentlich schneller!"