"Achtung!”, steht auf einem Zettel an der Tür des Seminarraums. "Erster Teil des Seminars findet im Dance Lab statt.” Seit es an der Freien Universität Berlin unterm Dach des theaterwissenschaftlichen Instituts ein Tanzstudio gibt, sind solche Hinweise keine Seltenheit. Hier werden seit dem Wintersemester 2003 tanzwissenschaftliche Seminare angeboten. Gabriele Brandstetter hat in Berlin die erste deutsche Professur für "Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Tanzwissenschaft” inne. Sie hält es für wichtig, theoretische Reflexionen im "Dance Lab” praktisch erproben zu können.
"Das ist nicht das Gymnastikstudio in der Uni, sondern das ist tatsächlich als ein Forschungsraum gedacht und so will ich es auch verstanden wissen: Als Forschungsraum für Lehrende und Studierende."
Während Unis im angelsächsischen Raum schon seit den 70er Jahren Tanzwissenschaftler ausbilden, hat die Auseinandersetzung mit Tanz es in Deutschland traditionell schwer gehabt, als wissenschaftliche Disziplin ernstgenommen zu werden. Nicht selten wird sie als "Frauenfach” abgetan, die Beschäftigung mit Körpern in Bewegung als moralisch zweifelhaft betrachtet.
"Wenn gespart wird, dann wird sehr schnell Tanz als das wieder zurückgestuft, als was man ihn immer auch schon fälschlicher Weise eingestuft hat, nämlich es wäre so eher das Lustvolle, das wär das, was zur Unterhaltung gehört, das Marginale, das Ornament in unserer Kultur, und da könnte man ja ein bisschen schnipseln. Das ist sicher der Flüchtigkeit geschuldet und dem, dass Tanz nirgends seinen Archiv- und Repräsentationsplatz in unserer Gesellschaft hat. Wenn man dann andererseits aber mitbekommt, wie klar und wie deutlich Tanz zuletzt auch etwas mit politischer Repräsentation zu tun hat und mit Ordnungssystemen einer Gesellschaft, dann würde man nicht mehr so leichtfertig davon ausgehen, dass Tanz etwas Marginales ist, das man in Zeiten von Not und von Sparen plötzlich vernachlässigen könnte. "
Neben den neuen Tanzwissenschaftszentren in Berlin und Hamburg wird im deutschsprachigen Ausland in Salzburg und Bern Tanzwissenschaft gelehrt. Zudem kann man in München, Köln, Bochum, Bayreuth und Leipzig Seminare zu tanzwissenschaftlichen Themen belegen.
Eike Wittrock studiert in Berlin Theaterwissenschaft und nimmt verstärkt das tanzwissenschaftliche Angebot seiner Uni wahr:
"Tanzwissenschaft finde ich in sofern interessant als dass es halt ein sehr junger Studiengang ist, wo einfach noch sehr viel zu entdecken ist. Es gibt zwar mittlerweile auch viele deutschsprachige Publikationen, die meisten Sachen kommen aber aus den USA, deswegen ist es quasi auch eine Möglichkeit, noch an der Geburtsstunde einer neuen Wissenschaft teilzuhaben."
An der Freien Universität soll 2007/2008 ein "Master in Tanzwissenschaft” eingeführt werden. Bereits jetzt gibt es viele Anfragen. Die Studenten werden sich einerseits mit historischen Formen des Tanzes auseinandersetzen, andererseits sollen unterschiedliche Analyse- und Notationsformen vermittelt werden
"was aber schon gar nicht möglich ist, ohne den praktischen Blick und das immer wieder Erproben auf Tanzereignisse der unterschiedlichsten Art sodass auch das, was in der Szene angeboten wird zum Arbeitsfeld gehört. "
Gabriele Brandstetter möchte sich mit dem Studiengang an Tanzinteressierte mit praktischem, wie theoretischem Hintergrund wenden.
"Das Interesse, sich theoretisch und wissenschaftlich und fragend und forschend und neugierig damit auseinander zu setzen ist in jedem Fall Vorraussetzung. Wenn jemand nur tanzen möchte, dann ist er da sicher nicht am richtigen Platz. Ich glaube aber auch, dass man da genau sieht: das ist auch gar nicht mehr angesagt. Junge Choreographen und auch Tänzer merken mehr und mehr, dass sie eigentlich erst dann wirklich etwas von dem haben, was sie tun, wenn sie auch anfangen, das nicht nur praktisch zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen, sondern auch in der Art und Weise, wie sie sich mit anderen darüber auseinandersetzen plötzlich merken, welche Bedeutung das, was sie tun hier auch in einem kulturellen Feld, in einem Feld der anderen Künste hat und auch der Medien natürlich."
"Das ist nicht das Gymnastikstudio in der Uni, sondern das ist tatsächlich als ein Forschungsraum gedacht und so will ich es auch verstanden wissen: Als Forschungsraum für Lehrende und Studierende."
Während Unis im angelsächsischen Raum schon seit den 70er Jahren Tanzwissenschaftler ausbilden, hat die Auseinandersetzung mit Tanz es in Deutschland traditionell schwer gehabt, als wissenschaftliche Disziplin ernstgenommen zu werden. Nicht selten wird sie als "Frauenfach” abgetan, die Beschäftigung mit Körpern in Bewegung als moralisch zweifelhaft betrachtet.
"Wenn gespart wird, dann wird sehr schnell Tanz als das wieder zurückgestuft, als was man ihn immer auch schon fälschlicher Weise eingestuft hat, nämlich es wäre so eher das Lustvolle, das wär das, was zur Unterhaltung gehört, das Marginale, das Ornament in unserer Kultur, und da könnte man ja ein bisschen schnipseln. Das ist sicher der Flüchtigkeit geschuldet und dem, dass Tanz nirgends seinen Archiv- und Repräsentationsplatz in unserer Gesellschaft hat. Wenn man dann andererseits aber mitbekommt, wie klar und wie deutlich Tanz zuletzt auch etwas mit politischer Repräsentation zu tun hat und mit Ordnungssystemen einer Gesellschaft, dann würde man nicht mehr so leichtfertig davon ausgehen, dass Tanz etwas Marginales ist, das man in Zeiten von Not und von Sparen plötzlich vernachlässigen könnte. "
Neben den neuen Tanzwissenschaftszentren in Berlin und Hamburg wird im deutschsprachigen Ausland in Salzburg und Bern Tanzwissenschaft gelehrt. Zudem kann man in München, Köln, Bochum, Bayreuth und Leipzig Seminare zu tanzwissenschaftlichen Themen belegen.
Eike Wittrock studiert in Berlin Theaterwissenschaft und nimmt verstärkt das tanzwissenschaftliche Angebot seiner Uni wahr:
"Tanzwissenschaft finde ich in sofern interessant als dass es halt ein sehr junger Studiengang ist, wo einfach noch sehr viel zu entdecken ist. Es gibt zwar mittlerweile auch viele deutschsprachige Publikationen, die meisten Sachen kommen aber aus den USA, deswegen ist es quasi auch eine Möglichkeit, noch an der Geburtsstunde einer neuen Wissenschaft teilzuhaben."
An der Freien Universität soll 2007/2008 ein "Master in Tanzwissenschaft” eingeführt werden. Bereits jetzt gibt es viele Anfragen. Die Studenten werden sich einerseits mit historischen Formen des Tanzes auseinandersetzen, andererseits sollen unterschiedliche Analyse- und Notationsformen vermittelt werden
"was aber schon gar nicht möglich ist, ohne den praktischen Blick und das immer wieder Erproben auf Tanzereignisse der unterschiedlichsten Art sodass auch das, was in der Szene angeboten wird zum Arbeitsfeld gehört. "
Gabriele Brandstetter möchte sich mit dem Studiengang an Tanzinteressierte mit praktischem, wie theoretischem Hintergrund wenden.
"Das Interesse, sich theoretisch und wissenschaftlich und fragend und forschend und neugierig damit auseinander zu setzen ist in jedem Fall Vorraussetzung. Wenn jemand nur tanzen möchte, dann ist er da sicher nicht am richtigen Platz. Ich glaube aber auch, dass man da genau sieht: das ist auch gar nicht mehr angesagt. Junge Choreographen und auch Tänzer merken mehr und mehr, dass sie eigentlich erst dann wirklich etwas von dem haben, was sie tun, wenn sie auch anfangen, das nicht nur praktisch zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen, sondern auch in der Art und Weise, wie sie sich mit anderen darüber auseinandersetzen plötzlich merken, welche Bedeutung das, was sie tun hier auch in einem kulturellen Feld, in einem Feld der anderen Künste hat und auch der Medien natürlich."