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Tarifverhandlungen bei Tageszeitungen
"Angebot der Verleger wäre ein Reallohn-Verlust"

In den Tarifverhandlungen für Print-Journalisten haben die Zeitungsverleger zweimal 1,3 Prozent für einen Zeitraum von 24 Monaten angeboten. Gerade im Vergleich mit anderen Berufsgruppen beklagen die Gewerkschaften dies als zu gering - aus ihrer Sicht käme es einem Reallohn-Verlust gleich.

Von Silke Ballweg | 24.04.2018
    Zeitungsstapel
    Die Verhandlungen um den neuen Gehaltstarifvertrag für Printjournalisten dauern an (imago / allOver-MEV)
    Hajö Döhring gibt sich kämpferisch. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Journalistenverbandes DJV verhandelt derzeit mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger - kurz BDZV - den neuen Gehaltstarifvertrag für Printjournalisten.
    "Man muss realisieren, dass die Verlage aus goldenen Zeiten kommen. Die Ertragslage der Häuser ist mindestens gut, so dass wir mit gutem Gefühl, diesen Anhebungsanspruch formuliert haben. Unsere Linie ist ja die, dass wir einen deutlichen Reallohn-Zuwachs erreichen wollen. Und der ist allemal drin."
    Verdi sieht Nachholbedarf beim Gehalt für Jungredakteure
    4,5 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 12 Monaten - so die Forderung von DJV und Deutscher Journalistenunion DJU in Verdi. Jungredakteure sollen zusätzlich mindestens 200 Euro mehr im Monat bekommen, denn der Nachwuchs wandere nach der Ausbildung ab.
    "Viele gehen in den Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit, in der journalistische Qualifikation gesucht und geschätzt wird. Ein Volontär ist ja in der Regel jemand, der eine akademische Ausbildung absolviert hat, der auch Erfahrung als freier Mitarbeiter schon gesammelt hat. Der bekommt dann um die 2000 bis 2200 Euro im zweiten Volontariatsjahr, das ist natürlich nicht ganz so dolle. Deshalb sehen wir da einen Nachholbedarf."
    Zeitungsverleger sehen keine großen Spielräume
    Die Zeitungsverleger wiegeln jedoch ab. So groß, wie von den Gewerkschaften dargestellt, seien die finanziellen Spielräume nicht. Die Umstellung auf die Digitalisierung und der Rückgang im Anzeigengeschäft macht vielen Häusern zu schaffen. In den vergangenen Jahren mussten vor allem kleinere Verlage aufgeben, größere Häuser legten aus Spargründen Redaktionen zusammen. Georg Wallraf, Verhandlungsführer des BDZV:
    "Ich muss, wenn ich einen Flächentarifvertrag verhandle, auch darauf Rücksicht nehmen, dass es viele Verlage in wirtschaftlich sehr angespannten Gegenden gibt, im Gegensatz zu den Ballungsräumen, die besser dastehen. Aber wir müssen auf alle Verlage, die noch in der Tarifbindung sind, Rücksicht nehmen. Sonst ist die Gefahr, dass sich immer mehr Verlage aus der Tarifbindung verabschieden."
    Zweimal 1,3 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 24 Monaten hat der BDZV den rund 13.000 Printjournalisten angeboten.
    "Das ist deutlich weniger als die geplante Teuerungsrate, das wäre ein Reallohn-Verlust und das werden wir nicht mitmachen."
    So Hajo Döhring vom DJV.
    Streit um Höhergruppierung und Weiterbildung
    Auch bei der Eingruppierung in höhere Gehaltsstufen behakeln sich beide Seiten. Bislang ist es so, dass Redakteure nach einer bestimmten Anzahl von Berufsjahren automatisch mehr Geld bekommen. Denn, so das Argument der Gewerkschaften, sie werden ja auch immer erfahrener und besser.
    "Jetzt fordert der BDZV, weil er eigentlich diesen Automatismus als beamtenähnliches Ersitzen von Ansprüchen verunglimpft, nicht die Abschaffung, weil er weiß, das kann er mit uns nicht verhandeln, sondern er versucht, ein Argument dazwischen zu schieben: Ihr müsst euch qualifizieren und die Bereitschaft zeigen, euch zu qualifizieren, um diese Schritte zu machen."
    Doch in der Praxis böten die Arbeitgeber den Redakteuren gar keine Weiterbildungen an. Deswegen wollen die Gewerkschaften diese Frage in einem eigenen Tarifvertrag zur Weiterbildung regeln. Den aber lehnen die Verleger ab, sagt Georg Wallraf:
    "Weil es dazu führt, dass wie die Gießkanne Weiterbildungsaktivitäten über das Haus ausgegossen werden. Wir wollen nicht eine zusätzliche Bürokratie haben, sondern bezogen auf bestimmte Aktivitäten Weiterbildungsangebote machen."
    Fünfte Verhandlungsrunde
    Offen ist auch noch, ob und wie die Unternehmen bestimmte Leistungen unterstützen können, etwa, wenn ein Journalist vom Verlag ein E-Bike leasen will. Für diese Umsetzung ist eine Öffnungsklausel im Tarifvertrag nötig. Bislang aber sperren sich die Gewerkschaften noch. Denn:
    "Der BDZV hält zurück, dass er das in vergangener Zeit in seinem Sozialpaket hatte, also oben drauf gepackt hat. Das ist gestrichen worden, ist gekürzt worden, das ist rausgenommen worden. Und das, was man früher als Goodie gegeben hat, soll jetzt aus dem Gehalt gezahlt werden."
    Morgen kommen beide Seiten in Berlin zu ihrer fünften Verhandlungsrunde zusammen.
    "Wir haben Hotels in Berlin gebucht und insofern wären wir in der Lage, solange zu verhandeln, bis es zu einem Ergebnis kommt."