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Tarifvertrag für die Chemie-Branche
Mehr Geld, mehr Pflege und ein Konto für die Zukunft

Neben einem Lohnplus gibt es für die Beschäftigten der Chemiebranche künftig eine Pflegezusatzversicherung und ein Zukunftskonto zum Ansparen von Arbeitszeit. Das alles hatte aber seinen Preis.

Von Ludger Fittkau | 22.11.2019
Betriebsassistent Peter König präsentiert ein Glas mit recyceltem Altöl am 21.07.2014 in der Puralube GmbH in Elsteraue in Sachsen-Anhalt.
Tarifvertrag für die Chemiebeschäftigten mit Innovationen (dpa / Jan Woitas)
"Entlastung, Sicherheit im Alter, Weiterbildung und mehr Geld" – so fasst die Gewerkschaft IG BCE den heutigen Tarifabschluss für die 580.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie zusammen. Entgelterhöhungen wurden in mehreren Stufen vereinbart: Die Löhne und Gehälter steigen zum 1. Juli 2020 um 1,5 Prozent für zwölf Monate und um 1,3 Prozent zum 1. Juli 2021 für weitere neun Monate. Den Zeitraum bis Juli 2020 decken Einmalzahlungen ab.
Die Tarifvertrags-Laufzeit variiert je nach Region und umfasst bis zu 29 Monate. Das ist die längste Tariflaufzeit seit 1987.
Lange Laufzeit und nicht übermäßig viel Geld
Ein Punkt der die Arbeitgeber besonders freut, wie Georg Müller, der Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber betonte. Zwar hat die Chemiebranche Rekordjahre hinter sich, leidet aber jetzt unter Handelskonflikten und einer schwachen Industrienachfrage. Im Vergleich zu anderen Abschlüssen fällt der Chemie-Abschluss verhältnismäßig moderat aus, hat aber dafür "qualitative Elemente", die der IG Chemie wichtig waren.
Pflege und mehr Flexibilität – Wünsche der IG Chemie
So enthält der Vertrag die bundesweit erste tariflich vereinbarte Pflegezusatzversicherung, die aus Arbeitgeberbeiträgen zum Juli 2021 eingerichtet werden soll. Sie soll für alle Arbeitnehmer ab sechs Monaten Beschäftigung greifen. Bei Eintritt des Pflegefalls soll die Versicherung bei stationärer Pflege bis zu 1.000 Euro abdecken, bei ambulanter Pflege bis zu 300 Euro. Die Pflegeversicherung soll ohne Gesundheitsprüfung auskommen, kann privat aufgestockt oder auf Familienmitglieder ausgeweitet werden.
Ein neues individuelles Zukunftskonto soll Chemie-Beschäftigten zu mehr Flexibilität verhelfen, indem sie zusätzliche freie Tage nehmen, auf Langzeitkonten sparen oder für die Altersvorsorge verwenden können. Das Konto startet 2020 mit zwei freien Tagen und wächst bis 2022 auf fünf freie Tage pro Jahr oder 23 Prozent eines tariflichen Monatseinkommens an.
Auch eine Auszahlung der Tage auf dem Konto in Geld ist möglich. Die konkreten Wahloptionen regeln die Betriebsparteien. Dabei soll die Möglichkeit, das Guthaben für zusätzliche Freizeit zu verwenden, Bestandteil sein. Auszubildenden wird das Guthaben auf dem Zukunftskonto in Geld ausgezahlt.