Archiv


Tauchsieder am Meeresgrund

Geologie. - Methaneis gilt als Ersatz für Erdöl und Erdgas, allerdings liegt es in Tiefen von rund 600 Metern und mehr und ist wegen des Ozeans darüber schwer zu explorieren. Forscher des Kieler Forschungszentrums haben jetzt eine Sonde entwickelt, die die Bodenschätze erkunden kann.

    Experten schätzen die Vorkommen an Methaneis, Gashydrat genannt, auf weltweit doppelt so hoch wie die von Kohle und Öl zusammen. Doch die zukünftigen Brennstoffvorkommen liegen schwer zugänglich im Ozeanboden verborgen. Rund 600 Meter Wassersäule liegen im Schnitt darüber, außerdem finden sich die größten bislang bekannten Vorkommen an den abschüssigen Kontinentalhängen, und sind deshalb schwer auszubeuten. Überdies weiß kein Mensch, was passiert wenn die durch den Hydratabbau destabilisierten Hänge ins Rutschen geraten. Geomar-Forscher Warner Brückmann erklärt: "Die Auflösung von Hydraten, die ja den Hang wie Beton stabilisieren, kann unter bestimmten Umständen zu katastrophalen Rutschungen führen, die auch Tsunamis auslösen, die dann die unmittelbar in der Nähe gelegenen Kontinentränder bedrohen, wie das zum Beispiel in Nicaragua und Costa Rica in den letzten 200 Jahren oft passiert ist." Trotzdem richten viele ihre begehrlichen Blicke auf den Meeresboden.

    Um nun herauszufinden, wie viel Methaneis es genau gibt und wie riskant sein Abbau wäre, haben Brückmann und seine Kollegen einen so genannten Lander entwickelt. Das vier Meter hohe Gerät hat oben Schwimmkörper und unten Gewichte, damit es unter Wasser aufrecht stehen bleibt. Ein Forschungsschiff platziert ihn auf dem Meeresboden der Tiefsee, wo die Sonde dann zwei Tage lang vollkommen autonom Untersuchungen durchführt. Mit drei lanzenförmigen Sensoren wird der Untergrund erkundet. Brückmann: "Diese drei Lanzen werden in den Meeresboden eingefahren. Eine erwärmt das Sediment, so dass die Hydrate schmelzen, die beiden anderen Lanzen tragen komplexe Sensoren." Bislang dringen die Messlanzen nur einen Meter tief in den Boden ein, doch sind auch größere Tiefen möglich.

    Die Sensoren messen wie sich etwa Temperatur und die elektrische Leitfähigkeit im Sediment verändern. Daraus können die Forscher ableiten, wie viel Methaneis im Sediment gespeichert ist und unter welchen Bedingungen es stabil ist. Die Generalprobe vor der Eckernförder Bucht hat im vergangenen Jahr geklappt, jetzt soll der Lander eingesetzt werden.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]