
Die Leiterin der "Euthanasie"-Gedenkstätte, Carola Rudnick, erklärte, man rücke die Familien, die Menschen mit ihren Geschichten ins Zentrum - sowohl die Opfer als auch die Tatbeteiligten. Der Aufbau des Dokumentationszentrums seit 2022 kostete den Angaben zufolge rund 1,5 Millionen Euro. Mit einem Festakt am Sonntag wird es mit seiner neuen Ausstellung offiziell eröffnet. Auch mehr als 50 Angehörige von Opfern aus dem In- und Ausland werden dazu erwartet.
In den 1940er Jahren war es Schauplatz für monströse Verbrechen. Nach aktuellem Erkenntnisstand tötete medizinisches Personal allein in der sogenannten "Kinderfachabteilung" mindestens 440 Minderjährige aus ganz Norddeutschland. Im Rassenwahn der Nazis wurden sie als behindert und damit "lebensunwert" eingestuft. Insgesamt sind bisher rund 2.000 Krankenmorde aus der einstigen "Heil- und Pflegeanstalt" und dem Städtischen Krankenhaus in Lüneburg dokumentiert. Mehr als 800 Patienten starben an mangelnder Versorgung, weitere wurden an andere Orte verlegt, um ihnen dort das Leben zu nehmen.
Geschätzt 300.000 Todesopfer insgesamt durch Hitlers Aktion T4
Insgesamt fielen der rassistischen Ideologie vom "unwerten Leben" geschätzt 300.000 Erwachsene und Kinder zum Opfer. Zudem wurden Hunderttausende Menschen mit erblichen und vermeintlich erblichen Krankheiten zwangssterilisiert. Die Verbrechen wurden getarnt und geheim gehalten, und später unter der Abkürzung T4 bekannt. T4 steht für die Adresse Tiergartenstraße 4 in Berlin. Dort befand sich die zentrale Dienststelle, die von Hitler mit der Organisation der Krankenmorde beauftragt gewesen war. Auch auf Alkoholiker, Fürsorgeempfänger oder Obdachlose zielte ihr Rassenwahn ab.
Der Begriff Euthanasie, der so viel wie "guter Tod" bedeutet, gilt als beschönigend.
Diese Nachricht wurde am 30.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.