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Tausendsassa im Wohnzimmer

Zwar schreitet die Digitalisierung auch bei Fernsehen, Videorekorder und Stereoanlage voran, doch wie schön wäre es, das alles zu vereinen - in einem Wohnzimmer-PC. Auch Hardwarehersteller erkennen diesen Trend und offerieren dazu maßgeschneiderte Lösungen.

Von Wolfram Koch |
    Die einfachste Lösung sind Videorekorder mit integrierter Festplatte für Kabel, Satellit oder digitalen terrestrischen Empfang. Diese einfach "Festplattenrekorder" genannten Geräte sollen den klassischen VHS-Rekorder ersetzen. Sie speichern die Fernsehprogramme als Media-Dateien zum Beispiel im MPEG-2- oder MPEG-4-Format auf der Festplatte. Das Besondere gegenüber den alten Geräten mit Kassette ist das zeitversetzte Fernsehen. Das laufende Fernsehprogramm lässt sich mit der Pausentaste auf der Fernbedienung unterbrechen und später fortsetzen. Auch Rückspulen ist möglich, beispielsweise wenn man eine Szene verpasst hat.

    Die Festplatten sind so dimensioniert, dass in der Regel zwischen 50 und 150 Stunden Programm aufgenommen werden können. Fotos und Musikdaten lassen sich nur bei einigen Geräten abspielen. Sind die Festplattenrekorder mit Kabel oder Funk basierter Netzwerktechnik ausgestattet, können viele auch Emails und Internetseiten am Fernseher anzeigen. Der Clou: Über das Netz hat der Nutzer volle Kontrolle über alle Funktionen der Box. Beispielsweise lässt sich per Knopfdruck eine Aufnahme programmieren - von jedem Ort der Welt aus.

    Eine Alternative sind Streamingboxen. Sie kommen mit sehr wenig Technik aus, denn das Herzstück ist der heimische PC. Wichtig ist nur, dass beide über ein Netzwerk miteinander verbunden sind. Darüber liefert der Computer dann Bilder, Videos oder die komplette MP3-Sammlung an die Streamingbox, die sie dann am Fernseher ausgibt. Eine Client-Server-Lösung, die die Softwareschmiede Tobit präferiert. Dieter Van Acken:

    "Das ist die wichtigste Lösung für uns, weil wir sagen "der PC ist das Zentrum". Der PC sorgt für alles, er muss nur die richtige Software dafür haben. Dann sorgt er für die Information, das heißt er tauscht Emails aus und er sorgt für das gesamte Entertainment, für die Aufzeichnung von Audio, Video, er übernimmt die Verwaltung von Fotos und gibt das alles auf die unterschiedlichen Ausgabemedien wie Fernsehen aus."

    Am Fernsehgerät selbst kommt in diesem Szenario eine so genannte Streamingbox zum Einsatz: sie benötigt nur sehr wenig Technik. Wichtig ist dabei, dass sie über ein Netzwerk an einen PC angeschlossen ist, von dem sie Audio- und Videodaten erhält und diese dann auf dem Endgerät wiedergibt. Die Streamingboxen sind deutlich günstiger als Festplattenrekorder, denn die eigentliche Arbeit verrichtet der PC. Der muss dann allerdings die gesamte Zeit laufen. Das kann leicht 400 Euro im Jahr kosten. Deutlich günstiger ist der Verbrauch einer einzelnen Festplatte. Durch "universal Plug and Play" (UPnP) ist sie in der Lage, Bilder, Töne und Videos über eine Streamingbox an den Fernseher zu liefern. UPnP basiert auf einer Reihe von standardisierten Netzwerkprotokollen und Datenformaten. Es dient dem Hersteller übergreifenden Datenaustausch über ein Netzwerk, beschreibt Jean-Frédéric Bistagne :

    "Wenn wir ein Netzlaufwerk an einem heimischen PC installiert haben, können wir direkt mit einem UPnP-kompatiblen Gerät Videos oder Musik wiedergeben - direkt vom Laufwerk auf den Fernseher oder die Stereoanlage, ohne PC."

    Alleskönner für das Wohnzimmer sind Mediacenter. Das sind vollwertige Computer. Im Gegensatz zu Büro Rechnern sind sie aber für das Wohnzimmer entworfen. Zum Beispiel wie ein ultraflacher DVD Player, - schwarz mit silber und leuchtend blauem Display. Zudem ist einfache und intuitive Bedienung sowie flüsterleiser Auftritt Pflicht. Denn schließlich soll der Filmgenuss nicht durch Handbuchstudium oder Lüfter-Rundumklang gestört werden. Spezielle Linuxdistributionen oder die Windows Mediacenter Edition werden als Betriebssystem eingesetzt. Es gibt aber auch Software wie Power Cinema oder Sceneo, die Windows XP wohnzimmertauglich macht.

    Alle Medien wie Töne, Bilder und Videos speichert das Mediencenter auf der integrierten Festplatte. Zeitversetztes Fernsehen gehört heute zum Standard. Über einen Netzwerkanschluss bringt es auch Internet und Emails auf den Fernseher. Über eine schnelle DSL Verbindung lassen sich zudem komplette Filme aus der Internetvideothek laden. Lediglich Musikkassetten oder Schallplatten kann das Mediencenter nicht abspielen. Es gibt dennoch einen Nachteil: Im Gegensatz zum Videorekorder muss ein Computer hochfahren – so dauert es einige Minuten bis ein Mediencenter einsatzbereit ist.