Mats Eriksson ist Schwede, arbeitet aber in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Dort hat das Internationale Zentrum für Integrierte Gebirgsentwicklung seinen Hauptsitz. In Stockholm stellt Eriksson jetzt den Entwurf einer neuen Studie vor. Darin beschreibt der Geograph zusammen mit asiatischen Experten, wie sich der Klimawandel auf den Himalaja auswirkt. Wie die Forscher ermittelten, könnten etwas mehr als 200 Gletscher-Seen jederzeit ausbrechen - im Himalaja sowie in den angrenzenden Gebirgszügen des Karakorum und Hindukusch:
"In Kooperation mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen haben wir Satellitenbilder ausgewertet, um potentiell gefährliche Seen zu identifizieren. Es sind vorläufige Ergebnisse. Wir brauchen jetzt Exkursionen, um das Risiko vor Ort genau abzuschätzen. Aber das ist nicht ganz einfach. Die Gletscher-Seen liegen bis zu 5000 Meter hoch. Da braucht man ein paar ganze Kerle für die Feldarbeit."
Wenn sich ein Gletscher zurückzieht, fließt sein Schmelzwasser in eine Tasche zwischen seiner Zunge und der Gesteinsmoräne, die der Gletscher einst vor sich her schob. Wie ein Deich staut sie das Wasser des neu geformten Sees auf. Doch dieser Staudamm ist nicht sonderlich stabil ...
"Es sind einfach nur Anhäufungen von abgelagertem Gestein. Oft steckt Eis in seinen Poren. Wenn es schmilzt, wird die Gesteinsmoräne instabil, und der See kann ausbrechen. So etwas ist auch dann möglich, wenn Eisbrocken oder Felsen in den See stürzen, etwa durch ein Erdbeben. Dann entsteht eine Welle, die den Damm durchbrechen kann."
In Nepal sind seit 1940 25 Gletscher-Seen ausgebrochen. Wobei sich diese Ereignisse inzwischen häufen, wie in dem neuen Himalaja-Klimareport nachzulesen ist ...
"Die Ausbrüche können beträchtliche Schäden anrichten. An Häusern, Straßen, Brücken und auch an Wasserkraftwerken. Die Seen sind zum Teil sehr groß, manche fünf oder zehn Kilometer lang. Wenn sie ausbrechen, kommt es zu einer Sturzflut. Sie kann Auswirkungen bis zu hundert Kilometer weiter talabwärts haben."
Das Schmelzwasser von Gletschern und Schneefeldern im Himalaja speist zehn der größten Ströme Asiens, darunter den Ganges, den Indus, den Brahmaputra und den Yangtze. Vor allem in der Trockenzeit sind die Abflüsse aus dem Hochgebirge wichtig für die über 1,3 Milliarden Menschen im Einzugsgebiet der Flüsse. Das ist rund ein Fünftel der Weltbevölkerung. Wenn der Klimawandel die Gletscher im Himalaja stärker schmelzen lässt, sollten sich die Flussanrainer eigentlich freuen können. Denn ein stärkerer Abfluss bedeutet im Prinzip mehr Wasser für Landwirtschaft und Industrie. Doch wie Geograph Eriksson jetzt in Stockholm schildert, ist die Situation eine andere:
"Nicht nur die Gletscher ziehen sich zurück. Auch viele Schneefelder verschwinden. Außerdem fällt Niederschlag heute vermehrt als Regen und nicht mehr als Schnee. Das alles bedeutet: Der Himalaja speichert nicht mehr so viel Wasser."
Weniger Eis und Schnee wird bei steigenden Temperaturen im Frühjahr immer schneller geschmolzen. Das Abfluss-Muster ändert sich: Im April und Mai stürzen erhöhte Schmelzwasser-Mengen zu Tal, in den Monaten danach überhaupt nichts mehr – und das ausgerechnet im Sommer, in der Trockenzeit, wenn kein Regen fällt. Das erschwert nicht nur den Reis- und Weizenanbau, sondern auch den Betrieb der vielen Wasserkraftwerke im Himalaja. Das bekommt auch Mats Eriksson zu spüren. Viele Anlagen erzeugen Strom direkt aus dem durchströmenden Schmelzwasser:
"In der Trockenzeit klappt das immer schlechter. In Kathmandu zum Beispiel, wo ich wohne, wird der Strom jeden Tag für acht Stunden abgeschaltet."
"In Kooperation mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen haben wir Satellitenbilder ausgewertet, um potentiell gefährliche Seen zu identifizieren. Es sind vorläufige Ergebnisse. Wir brauchen jetzt Exkursionen, um das Risiko vor Ort genau abzuschätzen. Aber das ist nicht ganz einfach. Die Gletscher-Seen liegen bis zu 5000 Meter hoch. Da braucht man ein paar ganze Kerle für die Feldarbeit."
Wenn sich ein Gletscher zurückzieht, fließt sein Schmelzwasser in eine Tasche zwischen seiner Zunge und der Gesteinsmoräne, die der Gletscher einst vor sich her schob. Wie ein Deich staut sie das Wasser des neu geformten Sees auf. Doch dieser Staudamm ist nicht sonderlich stabil ...
"Es sind einfach nur Anhäufungen von abgelagertem Gestein. Oft steckt Eis in seinen Poren. Wenn es schmilzt, wird die Gesteinsmoräne instabil, und der See kann ausbrechen. So etwas ist auch dann möglich, wenn Eisbrocken oder Felsen in den See stürzen, etwa durch ein Erdbeben. Dann entsteht eine Welle, die den Damm durchbrechen kann."
In Nepal sind seit 1940 25 Gletscher-Seen ausgebrochen. Wobei sich diese Ereignisse inzwischen häufen, wie in dem neuen Himalaja-Klimareport nachzulesen ist ...
"Die Ausbrüche können beträchtliche Schäden anrichten. An Häusern, Straßen, Brücken und auch an Wasserkraftwerken. Die Seen sind zum Teil sehr groß, manche fünf oder zehn Kilometer lang. Wenn sie ausbrechen, kommt es zu einer Sturzflut. Sie kann Auswirkungen bis zu hundert Kilometer weiter talabwärts haben."
Das Schmelzwasser von Gletschern und Schneefeldern im Himalaja speist zehn der größten Ströme Asiens, darunter den Ganges, den Indus, den Brahmaputra und den Yangtze. Vor allem in der Trockenzeit sind die Abflüsse aus dem Hochgebirge wichtig für die über 1,3 Milliarden Menschen im Einzugsgebiet der Flüsse. Das ist rund ein Fünftel der Weltbevölkerung. Wenn der Klimawandel die Gletscher im Himalaja stärker schmelzen lässt, sollten sich die Flussanrainer eigentlich freuen können. Denn ein stärkerer Abfluss bedeutet im Prinzip mehr Wasser für Landwirtschaft und Industrie. Doch wie Geograph Eriksson jetzt in Stockholm schildert, ist die Situation eine andere:
"Nicht nur die Gletscher ziehen sich zurück. Auch viele Schneefelder verschwinden. Außerdem fällt Niederschlag heute vermehrt als Regen und nicht mehr als Schnee. Das alles bedeutet: Der Himalaja speichert nicht mehr so viel Wasser."
Weniger Eis und Schnee wird bei steigenden Temperaturen im Frühjahr immer schneller geschmolzen. Das Abfluss-Muster ändert sich: Im April und Mai stürzen erhöhte Schmelzwasser-Mengen zu Tal, in den Monaten danach überhaupt nichts mehr – und das ausgerechnet im Sommer, in der Trockenzeit, wenn kein Regen fällt. Das erschwert nicht nur den Reis- und Weizenanbau, sondern auch den Betrieb der vielen Wasserkraftwerke im Himalaja. Das bekommt auch Mats Eriksson zu spüren. Viele Anlagen erzeugen Strom direkt aus dem durchströmenden Schmelzwasser:
"In der Trockenzeit klappt das immer schlechter. In Kathmandu zum Beispiel, wo ich wohne, wird der Strom jeden Tag für acht Stunden abgeschaltet."