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Team Milram will die Trennung von Mark Schmidt

Die umfassende Doping-Beichte des ehemaligen Gerolsteiner-Profis Bernhard Kohl treibt die Auflösungsprozesse im deutschen Radsport voran. Milram, der letzte verbliebene deutsche "ProTour"-Rennstall, trennt sich von seinem Teamarzt Mark Schmidt. Milram-Manager Gerry van Gerwen hat Anwälte mit der Vertragsauflösung beauftragt.

Von Thomas Kistner |
    Für den Rennstallchef, der einen Imageschaden befürchtet, kommt erschwerend hinzu, dass Schmidt schon beim Frankfurter City-Loop-Rennen Anfang Mai den umstrittenen früheren Freiburger Arzt Andreas Blum als Aushilfskraft bei Milram eingeführt hatte. Blum zählte zur von Telekom bezahlten Ärzte-Clique und wechselte 2007 zum Team Astana, das dann wegen des Dopingfalls Winokurow über Nacht die Tour de France verließ.

    Mark Schmidt, Sportarzt aus Erfurt, bestreitet jeden Dopingvorwurf. Allerdings hatte er bis 2008 bei Gerolsteiner allerlei des Dopings überführte Fahrer wie Kohl, Stefan Schumacher und Davide Rebellin betreut. Kohl hatte den Teamarzt Montag Abend in der ARD der Mitwisserschaft bei Pharmapraktiken bezichtigt: Der Arzt hätte nur "Eins und Zwei" zusammenzählen müssen, um zu wissen, dass im Team gedopt werde. Kohl verwies, wie zuvor andere Doping-Geständige, vehement darauf, es gebe im Radsport keine Einzelfälle, sondern ein umfassendes Betrugssystem. Derweil will auch Gerolsteiners früherer Teamchef Hans-Michael Holczer die Causa Schmidt juristisch klären. Diese wirft im Hinblick auf Holczers inzwischen aufgelöstes Team neue Fragen auf. So sind vor der Tour 2008 umstrittene Blutwerte Schumachers unbeanstandet durch Schmidts Hände gegangen. Überdies ist mit Giuliano Peruzzi ein weiterer Ex-Gerolsteiner-Arzt ins Visier der Dopingfahndung geraten. Dessen Schützling Rebellin wurde bei Olympia in Peking als Blutdoper erwischt.

    Für das Team Milram ist der Fall Schmidt ein niederschmetterndes Zeichen. Der Arzt ist nur einer von insgesamt 15 früheren Gerolsteiner-Leuten, die in dieser Saison übernommen wurden – darunter auch acht Fahrer.