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Technikmesse
Verjüngungskur für die Cebit

Vom 11. bis zum 15. Juni 2018 öffnet in Hannover die Cebit ihre Tore. Die Messe rund um digitale Trends, wie humanoide Roboter oder autonomes Fahren, litt in den vergangenen Jahren unter Besucherschwund. Um vor allem junge Kreative für das Event zu begeistern, wurde nun ein neues Konzept für die Veranstaltung entwickelt.

Alexander Budde | 11.06.2018
    10.06.2018, Niedersachsen, Hannover: Ein Riesenrad, eine Festival-Bühne und Messestände stehen bei den Aufbauarbeiten für die Digitalisierungsmesse Cebit (Luftaufnahme mit Drohne). Die Cebit versucht vom 11. bis 15. Juni nach drei Jahrzehnten einen Neuanfang mit einem «Festival»-Format.
    Die Cebit versucht vom 11. bis 15. Juni nach drei Jahrzehnten einen Neuanfang mit einem "Festival"-Format. (dpa / picture alliance / Julian Stratenschulte)
    Oben das Riesenrad für die luftige Geschäftsanbahnung, unten die Surfer-Welle für die Lebensfreude, dazwischen der Luftraum für die abendliche Drohnen-Kunstflug-Schau: Die neu entwickelte Sommer-CeBIT will die jungen Kreativen zurück nach Hannover locken.
    "Wir haben deutliche Hinweise bekommen, dass es uns trotz der wirklich guten Ausrichtung der Veranstaltung nicht gelungen ist, im ausreichendem Maße junge Zielgruppe, 25- bis 35-Jährige insbesondere, für die Veranstaltung zu begeistern, die ja die Entscheider von morgen sind. Und deswegen haben wir uns entschlossen, die Veranstaltung komplett auf den Kopf zu stellen."
    Gunnar Gertzen ist als Aussteller dabei. In Hannover treibt er sein junges Start-up locomation VR voran. Der Entwickler erinnert sich noch gut: Techno, Schwof an den Ständen und Bier: 750.000 Besucher tummelten sich zur glorreichen Cebit-Zeit auf Deutschlands größtem Messe-Gelände – mehr als dreimal so viele wie im letzten Jahr.
    "Damals, Ende der 80er, Anfang der 90er, da war das schon da, dass die jungen Leute da wirklich ganz aktiv waren. Und auch ganz innovativ waren auch und so. Das hat damals super funktioniert. Dann leider wurde es ein bisschen so, dass die Cebit, naja, älter geworden ist und so ein bisschen die jungen Leute auch ferngehalten hat von der Cebit eigentlich."
    Vom klassisch-biederen Stelldichein der Anzugträger zum hippen Business-Festival im Talkshow-Format: Für Privatbesucher öffnet die Messe morgen ihre Pforten. Mit günstigen Abendtickets können sie dann bis 23 Uhr auf dem Freigelände bleiben. Die neue Cebit lockt weiter als Forum fürs Geschäftliche, aber auch mit Themen rund um Künstliche Intelligenz, humanoide Roboter und autonomes Fahren.
    Bewusstsein ja, aber keine Zeit, die Digitalisierung im eigenen Unternehmen anzupacken? Bitcom-Präsident Achim Berg stellt zur Eröffnung fest:
    "Das Gute ist, dass fast 90 Prozent der Unternehmen sich Chancen aus der Digitalisierung versprechen. Auch, dass sie sehen, dass so Themen wie Blockchaine, 3D-Druck, Internet of Things und Künstliche Intelligenz alles Themen sind, die wirklich sehr gut funktionieren. Aber auf der anderen Seite sieht man nur, dass knapp über 30 Prozent auch wirklich nur in die Digitalisierung investieren wollen in diesem Jahr. Und das passt ja gar nicht zusammen!"
    Messe-Veranstalter unter Erfolgsdruck
    Aussteller aus 70 Ländern sind diesmal vertreten – doch nicht alle Aussteller gehen mit beim neuen Konzept. 3.000 waren es im letzten Jahr, diesmal gut 500 Aussteller weniger. Die CEBIT-Macher stehen unter Erfolgsdruck, bemerkt Jürgen Kuri von der Computerzeitschrift c´t
    "Das alte Konzept, wo sie sich jetzt mehrere Jahre auf die reinen Business-Kontakte konzentriert haben, das hat ja nicht so gut funktioniert. Es ging immer weiter zurück. Jetzt soll es eine Mischung aus Business und Event werden. So ein bisschen wie die Nerd-Messen, die in USA inzwischen stattfinden. Wenn es klappt, tut das natürlich der Branche auch gut, weil die Cebit dann tatsächlich ein Gesamtbild der Branche abgibt."
    Wenn die neue Cebit nicht funktioniert, ist sie tot, so unkt es aus der Branche – doch worauf wird es ankommen? Messechef Freese sagt:
    "Selbstverständlich ist es wichtig, dass die Aussteller und Partner zufrieden sind. Dass sie am Ende sagen: Ja, das war eine super Veranstaltung! Wir haben neue Zielgruppen getroffen, wir haben auch gutes Geschäft auf der Veranstaltung gemacht. Und das ist immer zunächst einmal das Wichtigste!"
    Kein Partnerland mehr, keine Kanzlerin, die der Eröffnung Glanz verleiht, zuletzt auch immer weniger Besucher. Am Freitag, zum Ende der fünf Messetage hin, wird sich womöglich schon andeuten, ob die Cebit noch zu retten ist.