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Technische Hauptrolle für Frauen gesucht

In Deutschland dümpelt die Zahl der Frauen mit Jobs im Maschinen- und Fahrzeugbau oder in der Elektro-Industrie nach wie vor nur bei mageren vier bis fünf Prozent. Und das trotz Frauenförderung, Quote, vielen Broschüren, dem "Girls Day" und andere Aktivitäten. Wesentlich geändert hat sich dadurch nichts. Durch Fernsehen und Film soll jetzt ein falsches Berufsbild geändert werden.

Von Sabine Wuttke |
    Der Vorspann einer der zahlreichen Vorabendserien, wie sie täglich gesendet werden. In Zukunft soll die Berufswahl der Mädchen über das Medium Fernsehen beeinflusst werden. Das Ziel, sie für mehr technische Studienrichtungen oder Berufe zu begeistern. Die Ausstrahlung dieser Sendungen, die täglich knapp 900.000 Jugendliche sehen, soll genutzt werden…

    "…um deutlich zu machen, der Ingenieurberuf ist ein spannender Beruf, ist ein Beruf, den auch junge Frauen ergreifen können, ihn einfach populärer zu machen, es selbstverständlicher werden zu lassen, dass man als Frau in einem solchen Beruf tätig ist.
    Dieser Weg über die Medien ist einfach ein neuer Versuch, dieses populäre Medium Fernsehen zu nutzen. "

    Helga Lukoschat, Geschäftsführerin des Berliner Hochschulkarrierezentrums für Frauen an der Technischen Universität. Sie verweist auf die Tatsache, dass in Deutschland die Zahl der Frauen mit Jobs im Maschinen- und Fahrzeugbau oder in der Elektro-Industrie nach wie vor nur bei mageren vier bis fünf Prozent dümpelt. Und das trotz Frauenförderung, Quote, vielen Broschüren, dem "Girls Day" und andere Aktivitäten. Wesentlich geändert hat sich dadurch nichts.
    Die Berufswünsche der Mädchen im Mathematik-Grundkurs einer 13. Klasse des Berliner John-Lennon-Gymnasiums bestätigen diesen Trend.

    "Ich werde Buchhändlerin werden.
    Irgendwas mit Geisteswissenschaften vielleicht.
    Was soziales, keine Ahnung was, aber auf alle Fälle was soziales, nichts mit Naturwissenschaften, nee.
    Ich auch, was soziales, Pädagogik und alles, was nicht mit Zahlen und Mathematik zu tun hat.
    Irgendwas mit Sprachen.
    Design.
    "Warum wollt ihr alle nichts Technisches machen?
    Weil’s für die Jungs ist. Lachen. Nee, es interessiert mich nicht, ich habe keine Lust, an Maschinen rum zu schrauben."

    Femtec, so die Abkürzung aus dem französischen Wort femme für Frau und tec für Technik, setzt deshalb auf das Medium Fernsehen oder Film, um ein eventuell auch falsches Berufsbild zu korrigieren. Helga Lukoschat ist sich sicher:

    "Es existieren auch noch vergleichsweise viele Klischees über den Ingenieurberuf. Viele junge Frauen stellen sich vor, das ist so ein einsamer Bastler, oder es ist etwas ganz Dreckiges, was mit großen Maschinen zu tun hat und die Teamarbeit, das Kreative, das Konstruktive des Ingenieurberufs wird oftmals nicht gesehen. Und das möchten wir ändern. "

    Zusammen mit Eurosience, einem Netzwerk von Wissenschaftlern und einer Vereinigung von Drehbuchautoren und Medienwissenschaftlern wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das auf Mattscheibe und Leinwand Platz machen will für Ingenieurinnen und Forscherinnen in den Hauptrollen. Die werden bisher noch überwiegend von Krankenschwestern, Lehrerinnen oder Sekretärinnen besetzt. Die Idee, es mit dem Fernsehen zu versuchen, kam übrigens aus England:

    "Wir sind angesprochen worden von einer englischen Wissenschaftsorganisation, die in England seit vielen Jahren sehr erfolgreich einen Dialog zwischen Wissenschaft und Medien moderiert. Und die sich darauf spezialisiert hat in populäre Fernsehformate Technikfragen einzuspeisen. Wir wurden von ihnen angesprochen, ob wir mit ihnen ein Projekt machen wollen, das die beiden Themen verbindet, das Thema der Förderung der jungen Frauen in die Berufe und das Thema Technik in den Medien. "