
Von außen sieht es aus wie ein ganz normales Pflegebett. Erst ein Blick unter die Matratze verrät, dass es das nicht ist. Hier befinden sich zwar auch altbekannte Bauteile wie kleine Motoren, mit denen die Betthöhe, sowie Kopf- und Fußteil per Knopfdruck verstellt werden können. Aber am Lattenrost ist außerdem eine Technik verbaut, die es Patienten und Pflegenden erlaubt, auch über große Distanzen miteinander zu kommunizieren. Im hessischen Nidda steht der Prototyp eines vernetzten Pflegebettes.
"Also das Ziel ist erst mal, dass ich dem Patienten mehr Sicherheit gebe. Es soll gerade hier im Pflegenotstand, gerade wo viele Menschen allein zu Hause leben, die Möglichkeit gegeben werden, über das Bett hinaus zu kommunizieren",
sagt Peter Rings von der Firma Linak, die das Bett technisch ausgerüstet hat. Die Pflegebedürftigen können im Liegen eine Taste drücken und werden mit dem Pflegedienst oder ihren Angehörigen verbunden. Das am Bett befestigte Kommunikationsmodul schaltet automatisch in den Freisprechmodus. Außerdem kann das Bett melden, ob sich der zu Pflegende im Bett befindet oder nicht. Gerade bei dementen Menschen, die nachts öfter aufwachen und dann orientierungslos umherlaufen können, sei das eine wichtige Funktion, so Rings. Er nimmt ein Bedienelement in die Hand, das an eine TV-Fernbedienung erinnert, aber mit viel weniger Knöpfen auskommt.
"Ich drücke jetzt die Lichtautomatik-Taste, die ist jetzt scharf geschaltet, und ich drücke jetzt weiterhin die Informationstaste, die Out-of-bed-Taste, dass ich nach 20 Sekunden informiert werde, ob der Patient aus dem Bett gegangen ist oder dass der Patient das Bett verlassen hat. Und diese Information habe ich jetzt eingestellt, dass diese Information zunächst mal an die Leitstelle des Deutschen Roten Kreuzes gehen soll, weil ich selber möchte jetzt gerne zum Kaufmann gehen, etwas einkaufen."
Steht der Patient auf, geht automatisch die Beleuchtung an – so sollen Stürze im Raum vermieden werden. Ein im Lattenrost eingebauter Lastsensor registriert das verringerte Gewicht im Bett und sendet diese Information an eine GSM-Schnittstelle. Eine Software verarbeitet die Daten und schickt sie ans Kommunikationsmodul am Bett. Kehrt der Patient nicht innerhalb von 20 Sekunden zurück ins Bett, wird Alarm ausgelöst.
"Gleich wird das Gerät drei Mal läuten und dann in den Freisprechmodus direkt durchschalten. Das erfolgt jetzt."
"Hier spricht die Hausnotrufzentrale, Herr Rings, wie kann ich Ihnen helfen?"
Angehörige erhalten SMS, wenn Patient das Bett verlässt
Über das Kommunikationsmodul am Bett kann sich der pflegebedürftige Mensch dann mit der Mitarbeiterin der Hausnotrufzentrale unterhalten. Das Modul kann aber auch so eingestellt werden, dass Angehörige eine SMS erhalten, wenn der Patient das Bett verlassen hat. Sie können dann das Kommunikationsmodul am Bett zurückrufen und über die Freisprechanlage fragen, ob alles in Ordnung ist.
"Wir haben eine Sim-Karte, wie sie jeder aus seinem Handy kennt, die auch M-to-M, machine-to-machine-fähig ist. Es ist nichts anderes als eine Mobilfunkverbindung, die hier aufgebaut wird und über die Daten, wie es jeder kennt, oder auch Sprache übertragen wird",
so George McKinney von der Deutschen Telekom, die ebenfalls am vernetzten Pflegebett beteiligt ist. Das Bett selbst soll mit wenigen Tasten auskommen, um übersichtlich zu sein. Viele Details, etwa wohin ein Hilferuf des Patienten geleitet wird, sollen vom Pflegepersonal oder den Angehörigen über das Internet eingestellt werden können. Auch Daten zum Zustand von Patient und Pflegebett sollen dort eines Tages gespeichert werden.
"Ich kann also quasi Systemdaten des Bettes, also Thema Wartung, ist irgend etwas defekt oder auch Vitaldaten des Patienten sicher in der Cloud abspeichern mit einem begrenzten Zugriff von einem vorher definierten Personenkreis."
Das Deutsche Rote Kreuz testet seit kurzem im hessischen Landkreis Büdingen einige Dutzend vernetzte Pflegebetten im stationären und ambulanten Bereich. Bislang habe man gute Erfahrungen gemacht, sagt Elke Leiß vom DRK Kreisverband Büdingen.
"Es ist im ambulanten Bereich ja auch so, dass Angehörige oft überlastet sind von der Rund-um-die-Uhr-Pflege, die müssen zwischendurch auch mal zum Arzt, zum Frisör, einkaufen gehen zum Beispiel, und dann kann jemand das in Ruhe erledigen."