Professor Ronald Hitzler ist Szeneexperte an der Universität Dortmund:
" Wo man sich selber feiert, wo man sich selbst als etwas begreift und da sind alle da, das war beim Weltjugendtag in Köln so, die waren hell begeistert, Leute haben einfach eine Million andere getroffen die so drauf waren wie sie, das ist Familie, das ist das tolle Gefühl, das ist Heimat. "
Beispiel Technoszene: Wer in der Szene ist ,weiß, wo er Gleichgesinnte trifft: In den richtigen Clubs mit den angesagten Discjockeys. Bildung, Herkunft oder Einkommen sind dabei völlig egal. Die Musik ist das worum es geht.
" Da gibt es die sehr versierten, die sehr anspruchsvollen Stile und dann gibt es sehr massenkompatible Formen, bis hin zu dem was man ein Schweinetechno nennt, sie kriegen dann so aufsteigende Melodielinien, die am Höhepunkt in so ein Crescendo übergehen und dann johlt alles, und das kann man relativ leicht herstellen und das gilt als Schweinetechno. "
Die richtigen Technofans wissen wo richtiges Techno läuft. Und sie treffen sich immer wieder dort. Regelrechte Erkennungsmerkmale in der Technoszene gibt es nicht. Boris Eichler ist mit an dem Projekt www.jugendszenen.com beteiligt und Experte in der Technoszene:
" In Frankfurt ist es zum Beispiel sehr augenfällig, da kenne ich eine ganze Menge Banker, die in diesen Hochhäusern tatsächlich im Anzug unterwegs sind, völlig unscheinbar aussehen und am Wochenende sieht man die in den Clubs mit monströsen Tätowierungen auf dem Körper, nass geschwitzt stundenlang durchtanzen, da steckt so eine gewissen Schizophrenie drin, das sind zwei Welten, dass was in der Woche passiert und das was am Wochenende passiert, aber es bedingt zugleich, dass man diese Kleidungscodes nicht braucht. "
Auch das Alter der Leute spielt keine Rolle. Nicht nur in der Technoszene. Professor Ronald Hitzler:
" Wir haben in vielen Szenen auch relativ alte Leute, die aber dieses Lebensgefühl, dass in dieser Szene gilt zu dem ihren machen und deshalb nicht weiter auffallen, es gibt für uns nicht erkennbar Altersdiskriminierung in den Szenen, Es ist eine Rückzugsmöglichkeit in einen jugendlichen Zusammenhang. "
Die Grenzen der einzelnen Jugendszenen untereinander sind - auch im Vergleich zu früher- weicher geworden. So gibt es keine Prügeleien zwischen Technofans oder Punkern, sondern die Szenen sind offen, man kommt leicht rein und auch leicht wieder raus. Wer abends Hip-Hop tanzt, geht am Wochenende beispielsweise zum Marathontraining und ist in der Laufszene, nachmittags beteiligt er sich möglicherweise noch an einem Online-Rollenspiel und ist auch dort akzeptiertes Mitglied. Es ist möglich parallel in verschiedenen Szenen zu sein. Ob man in einer einzelnen Szene drin ist, lässt sich schwer sagen.
" Es gibt Verhaltenscodices, aber die sind nicht starr, aber die muss man eben lernen, das ist nichts dass man sich so am Eingang abholen kann, oder was einer erklärt, da gehört eine gewisse soziale Kompetenz dazu, 302 wir haben genau nicht Regeln die man definieren kann, sondern diese merkwürdige Unschärfe, die ihnen irgendwann auch vermittelt jetzt bin ich drin, jetzt kann ich mit den anderen umgehen, wie man halt miteinander umgeht. "
Teilsweise kommen Leute nur virtuell in eine Szene, wie zum Beispiel in die Demo-Szene, einer Online-Szene, in denen die Mitglieder sich gegenseitig kurze Filme zeigen, in denen sie eine ästhetisch interessante Idee entwickeln.
" Das wird hier zu einer eigenen Kunstform ausgearbeitet, und das stellen die erstmal ins Netz, wenn man da gut ist, dann wollen andere wissen was man macht und dann vernetzt sich das ganze allmählich zu einer Szene. "
Meist ergeben sich durch die gemeinsamen Foren im Internet weitere Kontakte oder Freundschaften - die Szene ist also auch eine Art Kontaktbörse.
Die neueste Jugendszene, absolut im Trend, so die Experten in Dortmund, ist Visual Kei. Sie hat japanische Musikbands zum Vorbild und ist aus dem Internet nach Europa geschwappt. Schminke, farbige Kontaktlinsen und grell gefärbte, zu auffälligen Frisuren gestylte Haare gehören zum Standard Outfit der Musiker, Kimonos, historisierende Kleider oder Lack und Leder, gelegentlich sogar speziell gefertigte Instrumente runden das Erscheinungsbild ab. Hier gibt es regelrechte Fantreffen und dabei geht es vor allem um das Aussehen. Marco Höhn ist Kommunikationswissenschafter an der Universität Bremen und Experte auf dem Gebiet:
" Visual Kei hießt übersetzt auch optisches oder visuelles System, Stil oder Gruppe. Und die Szeneanhänger versuchen vor allem die optische Erscheinungsweise der Musiker möglichst originalgetreu nachzuahmen, das ganze nennt man Cosplay. Ein Begriff der sich aus Kostümen und play zusammensetzt. "
Auf den Treffen werden nicht nur die schrillen Musiker nachgestellt sondern auch japanische Comicgeschichten so genannte Mangas oder Animes nachgespielt.
Diese Szene ist wie fast alle Jugendszenen friedlich. Eine Ausnahme gibt es aber doch, die Neonazi-Szene. Sie ist von Gewalt geprägt - und hat im Unterschied zu anderen Szenen strenge Regeln und Vorschriften. Klaus Farin, Leiter des Archivs der Jugendkulturen in Berlin unterscheidet:
" Normalerweise wollen Jugendliche ja raus, Grenzen sprengen, Spaß haben, immer sich ändern und Neonazis heißt für die meisten Leute "Du denkst nicht selbst, für Dich wird gedacht, Du darfst das nicht, darfst kein Hip-Hop hören, darfst keine Ausländer kennen, kein Punk hören und, und, und. Das heißt, die ist genau für die Leute attraktiv, die nicht selber denken wollen und keine eigene Verantwortung übernehmen wollen. "
Bei den meisten Jugendlichen ist die Neonaziszene eine uncoole Szene, eine unbeliebte Randerscheinung. Was mit Gewalt zu tun hat, ist bei Jugendlichen alles generell alles andere als beliebt.
" Am unpopulärsten unter Jugendlichen, vor allem unter jungen Jugendlichen, 11, 12 bis 16 sind alle Szenen die gewalttätig sind, allen voran die Neonaziszene, aber auch Hooligans sind nicht sehr populär, Skinheads als gesamte Szene nicht, die waren immer sehr unbeliebt, weil die meisten Jugendlichen Gewalt und Intoleranz verachten viel mehr als Erwachsene übrigens "
Die Zahl der Szenen verändert sich ständig, durch das Internet ist die Möglichkeit Teil einer Szene zu sein, wesentlich einfacher als früher. Die verschiedenen Sportarten bieten noch mal einen riesigen Szenebereich. Eine der populärsten Jugendszene ist die Skaterszene und selbst Wandern ist offenbar ein neuer Trend in der Jugendszene. Eins haben nach Ansicht der Experten aber alle Szenen gemeinsam, meint Ronald Hitzler von der Universität Dortmund:
" In diesen Zeiten sind die Szenen relativ gute Rückzugsmöglichkeiten von dieser elterlichen, von dieser überquellenden elterlichen Liberalität, die Eltern gehen nicht mit in die Szenen in aller Regeln, man ist unter sich. "
" Wo man sich selber feiert, wo man sich selbst als etwas begreift und da sind alle da, das war beim Weltjugendtag in Köln so, die waren hell begeistert, Leute haben einfach eine Million andere getroffen die so drauf waren wie sie, das ist Familie, das ist das tolle Gefühl, das ist Heimat. "
Beispiel Technoszene: Wer in der Szene ist ,weiß, wo er Gleichgesinnte trifft: In den richtigen Clubs mit den angesagten Discjockeys. Bildung, Herkunft oder Einkommen sind dabei völlig egal. Die Musik ist das worum es geht.
" Da gibt es die sehr versierten, die sehr anspruchsvollen Stile und dann gibt es sehr massenkompatible Formen, bis hin zu dem was man ein Schweinetechno nennt, sie kriegen dann so aufsteigende Melodielinien, die am Höhepunkt in so ein Crescendo übergehen und dann johlt alles, und das kann man relativ leicht herstellen und das gilt als Schweinetechno. "
Die richtigen Technofans wissen wo richtiges Techno läuft. Und sie treffen sich immer wieder dort. Regelrechte Erkennungsmerkmale in der Technoszene gibt es nicht. Boris Eichler ist mit an dem Projekt www.jugendszenen.com beteiligt und Experte in der Technoszene:
" In Frankfurt ist es zum Beispiel sehr augenfällig, da kenne ich eine ganze Menge Banker, die in diesen Hochhäusern tatsächlich im Anzug unterwegs sind, völlig unscheinbar aussehen und am Wochenende sieht man die in den Clubs mit monströsen Tätowierungen auf dem Körper, nass geschwitzt stundenlang durchtanzen, da steckt so eine gewissen Schizophrenie drin, das sind zwei Welten, dass was in der Woche passiert und das was am Wochenende passiert, aber es bedingt zugleich, dass man diese Kleidungscodes nicht braucht. "
Auch das Alter der Leute spielt keine Rolle. Nicht nur in der Technoszene. Professor Ronald Hitzler:
" Wir haben in vielen Szenen auch relativ alte Leute, die aber dieses Lebensgefühl, dass in dieser Szene gilt zu dem ihren machen und deshalb nicht weiter auffallen, es gibt für uns nicht erkennbar Altersdiskriminierung in den Szenen, Es ist eine Rückzugsmöglichkeit in einen jugendlichen Zusammenhang. "
Die Grenzen der einzelnen Jugendszenen untereinander sind - auch im Vergleich zu früher- weicher geworden. So gibt es keine Prügeleien zwischen Technofans oder Punkern, sondern die Szenen sind offen, man kommt leicht rein und auch leicht wieder raus. Wer abends Hip-Hop tanzt, geht am Wochenende beispielsweise zum Marathontraining und ist in der Laufszene, nachmittags beteiligt er sich möglicherweise noch an einem Online-Rollenspiel und ist auch dort akzeptiertes Mitglied. Es ist möglich parallel in verschiedenen Szenen zu sein. Ob man in einer einzelnen Szene drin ist, lässt sich schwer sagen.
" Es gibt Verhaltenscodices, aber die sind nicht starr, aber die muss man eben lernen, das ist nichts dass man sich so am Eingang abholen kann, oder was einer erklärt, da gehört eine gewisse soziale Kompetenz dazu, 302 wir haben genau nicht Regeln die man definieren kann, sondern diese merkwürdige Unschärfe, die ihnen irgendwann auch vermittelt jetzt bin ich drin, jetzt kann ich mit den anderen umgehen, wie man halt miteinander umgeht. "
Teilsweise kommen Leute nur virtuell in eine Szene, wie zum Beispiel in die Demo-Szene, einer Online-Szene, in denen die Mitglieder sich gegenseitig kurze Filme zeigen, in denen sie eine ästhetisch interessante Idee entwickeln.
" Das wird hier zu einer eigenen Kunstform ausgearbeitet, und das stellen die erstmal ins Netz, wenn man da gut ist, dann wollen andere wissen was man macht und dann vernetzt sich das ganze allmählich zu einer Szene. "
Meist ergeben sich durch die gemeinsamen Foren im Internet weitere Kontakte oder Freundschaften - die Szene ist also auch eine Art Kontaktbörse.
Die neueste Jugendszene, absolut im Trend, so die Experten in Dortmund, ist Visual Kei. Sie hat japanische Musikbands zum Vorbild und ist aus dem Internet nach Europa geschwappt. Schminke, farbige Kontaktlinsen und grell gefärbte, zu auffälligen Frisuren gestylte Haare gehören zum Standard Outfit der Musiker, Kimonos, historisierende Kleider oder Lack und Leder, gelegentlich sogar speziell gefertigte Instrumente runden das Erscheinungsbild ab. Hier gibt es regelrechte Fantreffen und dabei geht es vor allem um das Aussehen. Marco Höhn ist Kommunikationswissenschafter an der Universität Bremen und Experte auf dem Gebiet:
" Visual Kei hießt übersetzt auch optisches oder visuelles System, Stil oder Gruppe. Und die Szeneanhänger versuchen vor allem die optische Erscheinungsweise der Musiker möglichst originalgetreu nachzuahmen, das ganze nennt man Cosplay. Ein Begriff der sich aus Kostümen und play zusammensetzt. "
Auf den Treffen werden nicht nur die schrillen Musiker nachgestellt sondern auch japanische Comicgeschichten so genannte Mangas oder Animes nachgespielt.
Diese Szene ist wie fast alle Jugendszenen friedlich. Eine Ausnahme gibt es aber doch, die Neonazi-Szene. Sie ist von Gewalt geprägt - und hat im Unterschied zu anderen Szenen strenge Regeln und Vorschriften. Klaus Farin, Leiter des Archivs der Jugendkulturen in Berlin unterscheidet:
" Normalerweise wollen Jugendliche ja raus, Grenzen sprengen, Spaß haben, immer sich ändern und Neonazis heißt für die meisten Leute "Du denkst nicht selbst, für Dich wird gedacht, Du darfst das nicht, darfst kein Hip-Hop hören, darfst keine Ausländer kennen, kein Punk hören und, und, und. Das heißt, die ist genau für die Leute attraktiv, die nicht selber denken wollen und keine eigene Verantwortung übernehmen wollen. "
Bei den meisten Jugendlichen ist die Neonaziszene eine uncoole Szene, eine unbeliebte Randerscheinung. Was mit Gewalt zu tun hat, ist bei Jugendlichen alles generell alles andere als beliebt.
" Am unpopulärsten unter Jugendlichen, vor allem unter jungen Jugendlichen, 11, 12 bis 16 sind alle Szenen die gewalttätig sind, allen voran die Neonaziszene, aber auch Hooligans sind nicht sehr populär, Skinheads als gesamte Szene nicht, die waren immer sehr unbeliebt, weil die meisten Jugendlichen Gewalt und Intoleranz verachten viel mehr als Erwachsene übrigens "
Die Zahl der Szenen verändert sich ständig, durch das Internet ist die Möglichkeit Teil einer Szene zu sein, wesentlich einfacher als früher. Die verschiedenen Sportarten bieten noch mal einen riesigen Szenebereich. Eine der populärsten Jugendszene ist die Skaterszene und selbst Wandern ist offenbar ein neuer Trend in der Jugendszene. Eins haben nach Ansicht der Experten aber alle Szenen gemeinsam, meint Ronald Hitzler von der Universität Dortmund:
" In diesen Zeiten sind die Szenen relativ gute Rückzugsmöglichkeiten von dieser elterlichen, von dieser überquellenden elterlichen Liberalität, die Eltern gehen nicht mit in die Szenen in aller Regeln, man ist unter sich. "